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Neue Berechnung: Zahl der Menschenaffen sinkt dramatisch

Archivmeldung vom 07.06.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.06.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Gorillaweibchen (Symbolbild)
Gorillaweibchen (Symbolbild)

Foto: Urheber
Lizenz: CC BY 2.5
Die Originaldatei ist hier zu finden.

In den vergangenen zwanzig Jahren ist die Anzahl der Menschenaffen in freier Wildbahn um mindestens 40 Prozent gesunken. Das ergeben neue Berechnungen des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung und der Weltnaturschutzunion IUCN, die hinter der "Roten Liste gefährdeter Arten" steht. Die Befunde wurden für die NDR Dokumentation "Planet ohne Affen" erhoben. Die berühmte Primatologin Dr. Jane Goodall zeigt sich schockiert von den neuen Berechnungen. "Wenn wir diesen Trend nicht stoppen, werden alle Menschenaffenarten in den kommenden 25 bis 30 Jahren kurz vorm Aussterben stehen", sagte Goodall dem NDR.

Der Rückgang betrifft alle Arten ähnlich. So ging die Zahl der Schimpansen um mindestens 40 Prozent zurück, es leben noch etwa 300.000 Tiere in freier Wildbahn. Die Zahl der Gorillas sank um mindestens 35 Prozent auf ebenfalls schätzungsweise 300.000 Exemplare. Besonders dramatisch ist der Rückgang der Bonobo-Population. Sie reduzierte sich um die Hälfte auf etwa 20.000 Tiere. Von den Orang-Utans gibt es noch etwa 150.000, ihre Population schrumpfte um 40 Prozent. Alle Menschenaffen-Arten sind vom Aussterben bedroht. Die Berechnungen zeigen außerdem, dass der Bestand der frei lebenden Menschenaffen bis 2050 mindestens um weitere 40 Prozent sinken wird.

Hauptgrund für den Rückgang ist der Verlust des Lebensraums unter anderem durch Land- und Forstwirtschaft. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Wilderei. Nach Schätzungen von UN-Expert*innen werden jährlich etwa 3000 Menschenaffen für den illegalen Handel getötet oder verschleppt. Sie werden gejagt, damit ihre Babys z. B. Besucherinnen und Besucher von Zoos und Zirkus-Shows unterhalten. Einige der Affenbabys enden sogar als Haustiere oder werden für Selfies auf Instagram missbraucht. Für jedes Baby werden etwa zehn erwachsene Affen getötet, da die hoch intelligenten und sozialen Tiere ihren Nachwuchs um jeden Preis verteidigen.

Im NDR Dokumentarfilm "Planet ohne Affen" macht sich Reporter Michel Abdollahi auf die Suche nach den weltweiten Netzwerken des kriminellen Affenhandels. Er zeigt Hintermänner und illegale Routen und belegt, wie leicht die Regelungen des Washingtoner Artenschutzabkommen CITES umgangen werden können. Die UN-Behörde hinter dem Abkommen ist nach Ansicht von Beobachter*innen unterfinanziert, hat zu wenig Mitarbeiter*innen und ist zu abhängig von der Kooperationsbereitschaft der Mitgliedsländer, um wirklich effektiv gegen illegalen Handel vorzugehen. Das muss in Teilen auch die Generalsekretärin Ivonne Higuero einräumen: "Wenn wir Hinweise bekommen, dass regelmäßig illegal Tiere gehandelt werden, dann untersuchen wir das und wir sprechen die betroffenen Länder an." Wenn diese allerdings nicht kooperieren wollten, könne das Generalsekretariat nicht viel tun.

Jane Goodall appelliert, unsere nächsten Verwandten zu schützen: "Wir müssen den illegalen Tierhandel stoppen und den Menschen vor Ort dabei helfen, zusätzliche Einkommensmöglichkeiten zu finden, die nicht die Umwelt zerstören."

Der Film wurde bereits als "Bester Dokumentarfilm" auf dem Lone Star Film Festival/Texas und als "Bester Internationaler Dokumentarfilm" auf dem Santa Monica Film Festival in den USA ausgezeichnet. Für Regie und Drehbuch waren Felix Meschede und Manuel Daubenberger verantwortlich.

- "Planet ohne Affen" läuft am 7. Juni um 20.15 Uhr im Ersten in der Reihe "Erlebnis Erde". - Bereits vom 6. Juni an ist eine 90-Minuten Fassung in der ARD Mediathek zu sehen. - Produziert wurde die Dokumentation von den NDR Redaktionen "Panorama - die Reporter" und "STRG_F". In diesem investigativen NDR Rechercheformat für funk werden zu "Planet ohne Affen" zwei Beiträge zu sehen sein: dienstags, 8. Juni und 15. Juni, um 17.00 Uhr.

Die Primatologen Hjalmar Kühl und Dr. Tenekwetche Sop vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung haben für "Planet ohne Affen" zum ersten Mal verschiedene Studien vereint, um einen Gesamtüberblick zu errechnen. Den Rückgang bis 2050 hat die Primatologin Dr. Joana Carvalho von der Liverpool John Moores Universität auf Basis verschiedener Faktoren berechnet.

NDR Dokumentation "Planet ohne Affen": Montag, 7. Juni, 20.15 Uhr, Das Erste; ab Sonntag, 6. Juni, in der ARD Mediathek; auf STRG_F (funk): dienstags, 8. und 15. Juni

Quelle: NDR / Das Erste (ots)

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