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Über die Legende vom Sahara-Staub

Archivmeldung vom 18.03.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.03.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: WetterOnline / UM / Eigenes Werk
Bild: WetterOnline / UM / Eigenes Werk

In den europäischen Medien ist dieser Tage wieder einmal der mittlerweile in regelmäßigen Abständen auftretende Sahara-Staub zum Thema gemacht worden. Dies geht sogar so weit, dass man sich in der Alpenrepublik per Mainstream darüber amüsiert und daran erfreut. Fand man es doch am 15.3. im Frühstücksfernsehen von Puls 4 etwa sehr erheiternd, Sprüche auf Autos schreiben zu können. Dies berichtet das Magazin "Unser Mitteleuropa".

Weiter berichtet das Magazin: "Im ORF Staatssender ergötzte man sich beim Wetterbericht an der Schönheit braun überzogener Skipisten und „wunderbar“ rot gefärbter Sonnenuntergänge.

Phänomen erst seit gut 15 Jahren zu beobachten

Für die Älteren unter uns gibt es aus der Kindheit wohl keinerlei Erinnerung an mehrmals pro Jahr auftretende Sahara-Staub Ereignisse. Dies wird mit Sicherheit dieser Tage von staatlicher sowie meteorologischer Seite ganz und gar dem Klimawandel zugeschrieben werden. Eine genauere Recherche zum Thema eröffnete interessante Aspekte.

Der Schwebestaub, der aus Afrika z.B. nach Spanien gelangt, enthält aufgrund der Industrialisierung des Maghreb auch Spuren von chemischen Schadstoffen, darunter radioaktive Isotope. Zwei wissenschaftliche Teams aus Spanien und Frankreich haben dieses Phänomen untersucht.

Was für Algerien, Marokko und Tunesien fortschreitende, vor allem wirtschaftliche Entwicklung bedeutet, heißt für Spanien, dass die Bevölkerung jedes Mal, wenn die staatliche meteorologische Agentur (AEMET) vor dem Eindringen von Saharastaub warnt, mehr schädliche Luft einatmet, als den Menschen bewusst ist.

Dies sind zwar (noch) keine besorgniserregenden Mengen, aber sie wurden von Wissenschaftlern in zwei verschiedenen Studien gemessen. In einer Studie des CSIC, die sich auf die Kanarischen Inseln konzentrierte, und in einer anderen französischen Studie, die das Vorhandensein eines radioaktiven Isotops im schlammigen Regen über Gesamt-Spanien feststellen konnte.

Radioaktives Isotop in Sahara-Staub nachgewiesen

Der Biologe und Strahlenschutzexperte Pierre Barbey, Professor an der Universität Caen (Frankreich) und wissenschaftlicher Berater des Vereins Acro, hat festgestellt, dass die in Spanien so häufig auftretenden Schlammlawinen das radioaktive Isotop Cäsium-137 enthalten können.

Der Mittelmeerraum ist eines der am stärksten von diesem Phänomen betroffenen Gebiete, das durch das Zusammentreffen von Regen und Staubwolken aus der Sahara entsteht.

Nach Angaben von AEMET tritt dieses Phänomen auf der Insel Menorca an mindestens 14 Tagen im Jahr auf. In Melilla beträgt die Messzahl 12. Auf den Kanarischen Inseln sind Calima-Intrusionen zwar viel häufiger als auf dem Festland, gehen aber in der Regel nicht mit Niederschlägen einher, so dass sie „nur“ 2 bis 3 Mal pro Jahr auftreten.

Dieses gefährliche radioaktive Isotop, das in der Natur nicht spontan vorkommt, stammt nach Angaben des Forschers der Universität Caen von den französischen Atomtests, die in den 1960er Jahren in Südalgerien durchgeführt wurden.

Die geschätzte Konzentration danach betrug 80.000 Becquerel pro Quadratkilometer. Nach Ansicht des Biologen sind diese Mengen „zu gering“, um schädliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit befürchten zu lassen.

Dies sagt jedoch viel darüber aus, wie das Fortbestehen der radioaktiven Verseuchung und die weitaus schwerwiegenderen Folgen, unter denen die Bevölkerung der Sahararegion, in der die Atomtests durchgeführt wurden, gelitten haben musste und möglicherweise immer noch leidet.

Giftstoffe auch im „Urlauber-Paradies“ Kanarischen Inseln

Von Afrika aus werden diese Giftstoffe auch auf die Kanarischen Inseln „transportiert“. Das spanische Wissenschaftsteam hat seinerseits die Calima auf den Kanarischen Inseln untersucht. Unter Calima versteht man eine bestimmte Wetterlage mit Ostwind auf den Kanarischen und den Kapverdischen Inseln, die vereinfacht als „Sandwind aus Afrika“ beschrieben werden kann und den Saharastaubereignissen in Europa entspricht.

Eine Forschergruppe unter der Leitung von Sergio Rodríguez, einem Experten für Atmosphärenwissenschaften vom Spanischen Nationalen Forschungsrat (CSIC), hat festgestellt, dass die Zusammensetzung des Schwebestaubs je nach Windrichtung, in diesem Fall in Richtung der Kanarischen Inseln, mehr oder weniger giftige Stoffe enthalten kann. Im Einzelnen werden in der Untersuchung vier „Herkunftsbezeichnungen“ für das Calima, das sich auf unseren Kontinent zubewegt, genannt.

Zusammensetzung des Staubes schockiert

In den Fällen jedoch (und hier legt Rodríguez den Schwerpunkt) in denen der staubige Wind auf Partikel trifft, die von der industriellen Tätigkeit von Wärmekraftwerken, in denen Kohle verbrannt wird, oder von Ölraffinerien in Tunesien, Algerien oder Marokko stammen, wird die Zusammensetzung bedenklich.

Wenn der Dunst aus einer der wichtigsten Industrien Nordafrikas stammt, enthält er Spuren von Brom, Chrom, Nickel, Zink und Zirkonium. „Chrom und Nickel sind als gesundheitsschädlich bekannt“, erklärt Rodriguez.

Damit der afrikanische Wind diese Schadstoffe transportieren kann, muss er durch eine der sechs auf nordafrikanischem Boden angesiedelten Industrien strömen. Diese sind hauptsächlich in Algerien, rund um Algier, angesiedelt. Aus dieser Region wird vor allem Zink und Brom freigesetzt.

Seit der Entdeckung des Erdöls in der Region im Jahr 1956 hat sie ein stetiges Wachstum erlebt, und alle großen Erdölgesellschaften haben sich dort niedergelassen. Von dieser Region geht die höchste Konzentration an Schadstoffen aus, die sich schließlich mit den Staubpartikeln vermischen und die Kanarischen Inseln erreichen.

Aus der Kohleindustrie Marokkos stammt ein hoher Anteil von anthropogener Kohlendioxidbelastung.

Die mannigfaltigen „Geschenke“ des „Schwarzen“ Kontinents

Diese Untersuchung macht deutlich, dass die Industrialisierung Nordafrikas Auswirkungen auf das gesamte Umfeld hat, auch auf die angrenzenden Länder.

Luftstaub ist nach Meersalz das zweithäufigste Aerosol in der Atmosphäre, und die nordafrikanischen Länder sind für 50–70 % seiner weltweiten Emissionen verantwortlich.

Das Hauptmerkmal von Staub in der Luft ist, dass er in der Lage ist, alle Partikel zu transportieren, die sich ihm in den Weg stellen, seien es Verunreinigungen oder Mikroorganismen.

Auf diese Weise gelangen sie in verschiedene Teile Europas, wenn diese mit dem Menschen in Berührung kommen, können sie sowohl die Atemwege wie auch das Herz beeinträchtigen, was zu Gesundheitsschäden führen kann.

Wir können also klar erkennen, dass uns die „post-koloniale“ Problematik nicht ausschließlich „kulturelle“ Bereicherung in Form von Zuwanderung beschert. Nichts desto trotz, Europas Mainstream ergötzt sich in unwissender und uninformierter Manier am schönen Abendrot."

Quelle: Unser Mitteleuropa

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