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Raubbau an der Natur geht unvermindert weiter

Archivmeldung vom 15.05.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.05.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: ESA T.Reiter / WWF
Bild: ESA T.Reiter / WWF

Patient Erde. Im Vorfeld des Nachhaltigkeitsgipfels Rio+20 macht der WWF den Gesundheitscheck. Das Ergebnis ist alarmierend: Die Plünderung der natürlichen Ressourcen des Planeten setzt sich unvermindert fort. "Macht die Menschheit so weiter, benötigen wir bis zum Jahr 2030 zwei Planeten, um unseren Bedarf an Nahrung, Wasser und Energie zu decken. Bis zum Jahr 2050 wären es knapp drei", sagt Eberhard Brandes, Vorstand des WWF Deutschland.

In dem alle zwei Jahre vom WWF veröffentlichten "Living Planet Report" zeigt der WWF, wie der Mensch Tiere und Pflanzen immer stärker verdrängt. Eberhard Brandes: "Umweltkatastrophen, Lebensraumzerstörung, Artenschwund und Wasserknappheit sind die dramatischen Folgen dieser Entwicklung."

Der WWF misst in seiner Studie die Veränderungen der weltweiten Biodiversität und des menschlichen Konsums: Der "Living Planet Index" zeigt den Zustand der Ökosysteme durch Erfassung der Bestände von 9.000 Populationen und knapp 2.700 Säugetieren, Vögeln, Reptilien, Amphibien und Fischen in aller Welt. Der "Ökologische Fußabdruck" gibt den Umfang der Beanspruchung der Ökosysteme durch den Menschen an.

Der Living Planet Index beschreibt den Rückgang bei der Bestandsgröße ausgewählter Arten um 28 Prozent seit 1970, in tropischen Regionen durchschnittlich sogar 60 Prozent. Besonders dramatisch ist der Verlust in den tropischen Flüssen und Seen - hier hat sich der Index um 70 Prozent verschlechtert. "Die Ursachen für den Artenverlust sind die Zerstörung der Lebensräume vieler Tiere und Pflanzen, die Umweltverschmutzung, der Klimawandel und invasive Arten, die durch den weltweiten Verkehr in neue Regionen gelangen und andere heimische Arten verdrängen", erklärt Eberhard Brandes. "Dass Umkehr möglich ist, zeigt der weitgehend stabile Index für die gemäßigten Zonen - Umweltschutzbemühungen zeigen hier Wirkung", so Brandes.

Der Ökologische Fußabdruck hat sich seit 1966 verdoppelt und wächst weiter. Er beträgt heute 18 Milliarden globale Hektar oder 2,7 Globale Hektar (Gha) pro Person. Die Kapazität des Planeten beträgt aber gerade mal 12 Milliarden Gha oder 1,8 Gha pro Person. Damit verbraucht die Menschheit 1,5-mal so viel natürliche Ressourcen wie sich jährlich erneuern. Wer die Verantwortung für diese Übernutzung trägt, ist klar: "Das Wachstum wohlhabender Staaten findet auf Kosten der ärmsten Länder statt, die am meisten natürliche Ressourcen beisteuern und selbst am wenigsten verbrauchen. Natur muss endlich einen Preis haben und die natürlichen Ressourcen im internationalen Finanzsystem berücksichtigt werden. Wenn wir jetzt nicht handeln, wird das 21. Jahrhundert zu einem Jahrhundert der Umweltkatastrophen", warnt Eberhard Brandes.

Der große Ökologische Fußabdruck der reicheren Länder ist vor allem ihrem Kohlenstoff-Fußabdruck geschuldet. Er ist global die größte Einzelkomponente mit 55%. Dabei gilt: Je stärker entwickelt ein Land ist, desto höher sein Kohlenstoff-Fußabdruck. 20% der aktuellen CO2-Emissionen entstehen durch Abholzung und Zustandsverschlechterung von Wäldern. Nach Kohle und Öl ist Waldverlust damit der drittgrößte Treiber des Klimawandels. Der Erhalt von Wäldern ist somit aktiver Klimaschutz. Weltweit gingen ca. 13 Millionen Hektar Wald zwischen 2000 und 2010 verloren - das entspricht der 1,5 fachen Fläche Österreichs.

Hätte die Weltbevölkerung den gleichen ökologischen Fußabdruck wie die US-Amerikaner bräuchte man vier Planeten; für den hochgerechneten deutschen Umweltverbrauch wären 2,5 Planeten nötig; der indonesische Lebensstil würde "nur" 70 Prozent der weltweiten Ressourcen erfordern. Oder anders ausgedrückt: Die wohlhabendsten Länder konsumieren im Schnitt dreimal so viel wie Länder mit mittlerem Wohlstandsniveau und fünfmal so viel wie Länder mit niedrigem Wohlstandsniveau. Der Ökologische Fußabdruck der Länder mit mittlerem Wohlstandsniveau inklusive der BRIICS Staaten hat sich seit 1961 pro Kopf um 65% vergrößert. Grund dafür ist auch das anhaltende Bevölkerungswachstum.

2011 überstieg die Weltbevölkerung die 7 Milliarden-Marke, bis 2050 soll es 9 Milliarden Menschen geben. Zugleich nimmt die Verstädterung weiter zu, derzeit leben mehr als 50% der Weltbevölkerung in Städten. Im Jahr 2050 sollen es zwei von drei Menschen sein. Damit steigt in der Regel der Konsum an - der durchschnittliche Fußabdruck eines Bewohners von Beijing ist zum Beispiel beinahe dreimal höher als der des Durchschnittschinesen.

Die steigenden Bevölkerungszahlen wirken sich auch auf den Wasser-Fußabdruck aus. Heute wohnen mindestens 2,7 Milliarden Menschen in der Nähe von Flüssen mit mindestens einem Monat Wasserknappheit im Jahr. Dabei setzt die Landwirtschaft weltweit immer mehr auf künstliche Bewässerung. 92% unseres Brauchwassers werden dafür verwendet. Auch auf dem Meer ist die Situation kritisch: Seit 1950 hat sich das durch Fischflotten befischte Gebiet weltweit verzehnfacht. Drei von vier Fischbeständen in den europäischen Meeren gelten als überfischt und das gefährdet auf Dauer die gesamte Lebensgemeinschaft der Meere.

"Wir sägen am Ast, auf dem wir sitzen. Wenn wir im Jahr 2050 neun Milliarden Menschen versorgen wollen, ist es dringend Zeit zu handeln", sagte Eberhard Brandes. "Die Investitionen in erneuerbare Energiequellen wie Wind- und Sonnenenergie haben sich seit 2004 weltweit mehr als verfünffacht. Das ist ein Beispiel, auf dem wir aufbauen müssen". So fordert der WWF im Living Planet Report, den Anteil nachhaltiger erneuerbarer Energien im globalen Energiemix auf mindestens 40 Prozent bis 2030 zu steigern. Weitere Forderungen sind ein besserer Schutz der Ökosysteme, ein Stopp der Waldvernichtung, eine effizientere, umweltfreundlichere Produktionsweise und veränderte Konsumgewohnheiten. Die Treibhausgasemissionen müssen bis 2050 um mindestens 80 Prozent reduziert werden, um ein weltweites Artensterben zu verhindern. Auch der Schutz der Meere und Flüsse braucht absolute Priorität.

Der Living Planet Report wird gemeinsam mit der Zoologischen Gesellschaft von London (ZSL) und dem Global Footprint Network (GFN) erstellt. Neuer Partner ist die ESA (European Space Agency), deren Astronaut André Kuipers als WWF-Botschafter vom Weltraum aus die Erde beobachtet.

Quelle: WWF World Wide Fund For Nature (ots)

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