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Im Waldcasino: Der FSC fordert endlich klare Schritte zu mehr naturnaher Waldwirtschaft

Archivmeldung vom 06.08.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.08.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: "obs/Forest Stewardship Council (FSC)/Martin Schwenninger"
Bild: "obs/Forest Stewardship Council (FSC)/Martin Schwenninger"

Experimente im Wald dürfen nicht fortgeführt werden. Öffentliche Hilfen für Waldbesitzer müssen an verbindliche Bedingungen für Waldumbau geknüpft werden. Der FSC Deutschland fordert endlich mutige Erweiterungen des Masterplans Wald und klare Schritte zu mehr naturnaher Waldwirtschaft.

In der aktuellen öffentlichen Debatte um den Zustand des Waldes fordern immer mehr Waldbesitzer und Forstexperten Steuergelder für Waldbesitzer zur Linderung der aktuellen Notlage im Wald. FSC Deutschland unterstützt die Bestrebungen der verantwortlichen Regierungsvertreter, dem Wald und den Waldbesitzer*innen aus der Krise zu helfen. Diese langfristige Hilfe mit Steuermillionen rechtfertigt sich jedoch nur dann, wenn sie für den konsequenten Aufbau naturnaher Wälder verwendet wird.

"Wir brauchen eine Abkehr von Monokulturen mit Baumarten, die nicht zu den jeweiligen Standorten und dem Ökosystem passen. Ziel von Förderungen darf nicht die bloße Wiederherstellung des aktuellen Zustandes im Wald sein oder die Kompensation für bewusste Risikoentscheidungen der Waldbesitzer. Es muss ein klares waldbauliches Ziel verfolgt werden. Dies kann nur auf naturnahe und stabile Waldökosysteme hinauslaufen, alles andere gleicht einem Waldcasino. Deshalb muss der Maßstab für jede Form der Förderung von waldbaulichen Maßnahmen ein konsequenter Waldumbau hin zu naturnahen Wäldern sein," fordert Dirk Riestenpatt, Vorsitzender FSC Deutschland.

Bereits seit 20 Jahren gilt in Deutschland der FSC Standard für eine verlässliche nachhaltige Forstwirtschaft. Seitens vieler Waldbesitzer wurde und wird dieser Standard jedoch vielfach als zu wenig ertragsorientiert abgetan. Zahlreiche Experten sowie Mitglieder und Unterstützer von FSC Deutschland gehen davon aus, dass ein konsequenter Waldumbau in den letzten 20 Jahren in Deutschland dazu beigetragen hätte, dass die aktuellen Probleme in Deutschlands Wäldern nicht erst dieses Ausmaß angenommen hätten.

Riestenpatt formuliert klare Bedingungen, wenn mit Steuergeldern den Waldbesitzer*innen geholfen werden soll: "Es muss gerade dort ein Sinneswandel für naturnähere und damit stabilere Wälder über Förderinstrumente initiiert werden, wo diese Konzepte bisher aus unterschiedlichen Beweggründen nicht beachtet wurden. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse, insbesondere zur Entwicklung der Böden und der Nährstoffnachhaltigkeit, müssen Grundlage für die Ausgestaltung von Waldbewirtschaftung über alle Eigentumsarten hinweg werden. Dazu gehört ein heimisches Baumartenspektrum, das über großes Anpassungs- und Reaktionsvermögen verfügt."

Die Waldbewirtschaftung nach den Regeln des FSC Deutschland bietet hier einen klaren Handlungsrahmen. Daraus lassen sich fünf Kernelemente ableiten, welche auf über 11% der deutschen Waldfläche erfolgreich angewendet werden und damit bereits heute einen Beitrag zu klimagerechter Waldwirtschaft leisten. Da diese auf Basis eines breiten gesellschaftlichen Konsenses erarbeitet wurden und sowohl von Waldbesitzern als auch von Gewerkschaften und Umweltverbänden unterstützt werden, bieten sie sich auch als Grundlage für öffentliche Förderungen an. Kernelemente sind:

  1. Naturnahe Baumartenwahl
  2. Wälder mit hohen Holzvorräten und ausreichend Biotop- und Totholz
  3. Extensive Befahrung mit schweren Maschinen im Wald
  4. Naturverjüngung wird vorrangig gefördert, Wildbestände werden angepasst
  5. Verzicht auf den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln

Im Programm zur Klimaanpassung deutscher Wälder erörtert FSC, was durch den Deutschen FSC-Standard in Bezug auf Klimastabilität bereits gefordert wird (siehe: http://ots.de/TwIcss).

Zu lange haben Waldbesitzer*innen noch in den letzten 20 Jahren, trotz bekannter Alternativen und im klaren Wissen um ein hohes Ausfallrisiko, auf Monokulturen mit Fichten und Kiefern gesetzt, allein mit dem Verweis auf notwendige Rendite. Bis heute ist die Fichte in Süddeutschland bei Baumschulen die gefragteste Baumart. Hier zeigt sich, dass bis zur jetzigen Waldkrise das Bewusstsein für einen notwendigen nachhaltigen Waldumbau vielfach nicht vorhanden und die Risikobereitschaft hoch ist. Nun stehen weite Waldflächen wirtschaftlich kurz vor dem wirtschaftlichen Totalschaden und die Gesellschaft soll das eingetretene Risiko übernehmen.

Aus Sicht von Dirk Riestenpatt, der bereits seit vielen Jahren auf der Leitungsebene des Landesbetriebes BerlinerForsten entsprechende Konzepte nach FSC-Standard umsetzt, ist klar: "Nur wenn sichergestellt werden kann, dass ausschließlich Forstbetriebe eine staatliche Förderung erhalten, die sich der "Herausforderung Klimakrise" im weiteren Sinne stellen, gelingt es Wald in Deutschland dauerhaft zu stabilisieren. Dies bedeutet für viele Waldbesitzer jedoch ein ganz grundsätzliches Hinterfragen ihres Betriebskonzepts."

Quelle: Forest Stewardship Council (FSC) (ots)

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