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Karnivore Pflanzen aus dem Baltischen Bernsteinwald

Archivmeldung vom 03.12.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.12.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Fossile Klebefalle der fleischfressenden Pflanze in Baltischem Bernstein.
Quelle: Foto: PNAS und Universität Göttingen/Alexander Schmidt (idw)
Fossile Klebefalle der fleischfressenden Pflanze in Baltischem Bernstein. Quelle: Foto: PNAS und Universität Göttingen/Alexander Schmidt (idw)

Ein Forscherteam der Universitäten Göttingen, Bielefeld und der Botanischen Staatssammlung München (SNSB-BSM) hat die weltweit ersten fossilen Klebefallen einer karnivoren Pflanze entdeckt. Dabei handelt es sich um zwei mit Drüsen bedeckte Blättchen, die in einem Stück Baltischen Bernsteins eingeschlossen sind. Das Bernsteinstück stammt aus einem Tagebau bei Kaliningrad in Russland und ist etwa 35 bis 47 Millionen Jahre alt. Bisher beschränkte sich der fossile Nachweis karnivorer Pflanzen auf Samen und Pollen von Sonnentaugewächsen. Die Ergebnisse sind in der renommierten Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA (PNAS) erschienen.

Rezente Klebefalle der karnivoren Roridula gorgonias mit mutualistischen Blindwanzen (Pameridea roridulae, Hemiptera - Miridae) am Naturstandort in Südafrika. Quelle: Foto: Andreas Fleischmann, SNSB-BSM (idw)
Rezente Klebefalle der karnivoren Roridula gorgonias mit mutualistischen Blindwanzen (Pameridea roridulae, Hemiptera - Miridae) am Naturstandort in Südafrika. Quelle: Foto: Andreas Fleischmann, SNSB-BSM (idw)

Baltischer Bernstein gehört zu den weltweit größten Bernsteinlagerstätten und enthält neben vielen tierischen Einschlüssen (sogenannten Inklusen) gelegentlich auch pflanzliche Fossilien. Solche aus dem Eozän stammenden Bernsteinfossilien untersucht die Doktorandin Eva-Maria Sadowski von der Universität Göttingen, um die Flora der damaligen Zeit zu rekonstruieren. Dabei wurden die zwei karnivoren Pflanzenblättchen entdeckt. Auffällig sind die lang gestielten mehrzelligen Drüsen, die sogenannten Tentakeln, die die Blattunterseite und die Blattränder der Blättchen bedecken. Diese Tentakeln und weitere morphologische Details entsprechen den Klebefallen der rezenten fleischfressenden Taupflanze Roridula, die nur an wenigen Stellen in Südafrika vorkommt. Mit ihren langen klebrigen Tentakeln fängt Roridula eine große Anzahl an Insekten, aber ihr Fangsekret weist keinerlei Verdauungsenzyme auf. Roridula lebt jedoch in Vergesellschaftung mit einer Wanzenart, die sich von der durch die Pflanze gefangenen Beute ernährt. Die Ausscheidungen der Wanzen nimmt Roridula durch ihre Blätter auf und erhält so zusätzliche Nährstoffe.

Diese weltweit ersten fossilen Klebefallen geben einen Einblick in die evolutionäre Geschichte karnivorer Pflanzen. Ursprünglich wurde angenommen, dass die Vorfahren von Roridula vor etwa 90 Millionen Jahren auf dem afrikanischen Kontinent entstanden seien und sich dort durch das Auseinanderbrechen des südlichen Großkontinents Gondwana isoliert entwickelten. „Durch den neuen Fossilfund aus Baltischem Bernstein konnte nachgewiesen werden, dass die Vorfahren heutiger Roridula-Pflanzen noch bis vor 35 Millionen Jahren auf der Nordhemisphäre vorkamen und nicht auf Südafrika beschränkt waren“, so der Göttinger Paläontologe und Leiter der Studie, Prof. Alexander Schmidt. Roridula gehört zur Familie der Roridulaceae und ist mit den fleischfressenden amerikanischen Schlauchpflanzen, den Sarraceniaceae, sowie den nicht-karnivoren Kiwigewächsen (Actinidiaceae) verwandt. „Unsere Ergebnisse schließen nicht nur eine Kenntnislücke über die historische Verbreitung der Roridulaceae, sondern bestätigen auch molekulare Datierungen, nach denen die Roridulaceae seit 38 Millionen Jahren als eigenständige Abstammungslinie existieren“, berichtet Dr. Andreas Fleischmann, der an der Studie beteiligte Experte für karnivore Pflanzen von der Botanischen Staatssammlung München.

„Die beiden karnivoren Pflanzenblättchen aus dem Baltischen Bernstein sind für das Verständnis der Evolution und der Verbreitungsgeschichte fleischfressender Pflanzen von Bedeutung. Sie zeigen uns aber auch die hohe Vielfalt der Flora des Baltischen Bernsteinwaldes, “ sagt Eva-Maria Sadowski.

Quelle: Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns (idw)

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