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Wolfgang Stumph: Ich wollte nie die DDR verlassen

Archivmeldung vom 28.09.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.09.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Wolfgang Stumph und Mary Reynolds (2013), Archivbild
Wolfgang Stumph und Mary Reynolds (2013), Archivbild

Foto: SchiDD
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der Dresdener Schauspieler und Kabarettist Wolfgang Stumph (73) hat vor dem Mauerfall 1989 zu keiner Zeit mit dem Gedanken gespielt, die DDR zu verlassen: "Für mich war es nie die Frage, meine Familie und Freunde oder mit der Familie meine Heimat, meine Kultur, meine Kollegen und mein Publikum zu verlassen", sagte Stumph im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Ein Kabarettist sei in seinen Augen jemand, der seine Meinung öffentlich macht, sich öffentlich streitet und öffentlich aneckt: "Mein Thema war diese DDR, wie sie funktioniert oder auch nicht. Wie sollte ich mit diesen Ansichten und Erfahrungen als Kabarettist in München oder anderswo auftreten? Das hätte man mir als Ostdeutschem doch gar nicht abgenommen. Ich wäre mir vorgekommen wie ein Augenarzt, der seine Patienten verlässt, um nun als Hautarzt anerkannt zu werden." Es sei ja keine Schande, so gedacht zu haben.

Nur kurz nach der Wende avancierte Stumph mit dem Kinofilm "Go, Trabi, Go" zum gesamtdeutschen Filmstar - seine Gage fiel allerdings nicht entsprechend aus: "Man hat mich schon wie einen Ossi behandelt. Mich hat's aber nicht gestört - der Erfolg und die Wirkung des Films bei den Menschen waren mir mehr wert als jede einzelne D-Mark." Mehr sei es ihm darum gegangen, ein Mitspracherecht am Film und seiner Figur zu haben.

Mit Bedauern beobachtet Stumph, dass die Kluft zwischen Ost und West "wieder erkennbarer" sei als noch vor ein paar Jahren. Eine Mitschuld daran gab er den Medien: "Man hat immer auf die da drüben gezeigt, immer auf die unzufriedenen und verwöhnten Ostdeutschen gezeigt. Das war für mich Ausdruck einer pseudosouveränen Siegerhaltung derer, die sich auf der richtigen Seite wähnen. Damit meine ich die Medien, und das beeinflusst Menschen."

Auch das Ansehen Dresdens habe durch die Berichterstattung gelitten, meint der 73-Jährige: "Wenn am 13. Februar wieder Rechtsradikale durch Dresden marschieren, dann ist immer die Rede von Tausenden Dresdnern. Dabei hätte man sich in der Vergangenheit nur mal die Mühe machen müssen, an den Autobahnabfahrten auf die Nummernschilder und auf den Bahnhöfen zu gucken, woher die Leute auch angereist kommen."

Für den hohen Anteil an AfD-Stimmen bei der Landtagswahl in Sachsen hat der Schauspieler ebenfalls eine Erklärung: "Wenn man die Leute fragt, die AfD gewählt haben, werden viele sagen, dass sie es aus Protest getan haben, damit mit den Menschen und nicht über die Menschen mehr geredet wird. Wer von unseren Wahlstimmen und Steuergeldern lebt, muss auch Rechenschaft über seine Leistungen ablegen und sich fragen, woher kommen diese Stimmen. Ich hoffe, die Leute wollten einfach anecken, um etwas zu bewegen." Er bleibe diesbezüglich "ein melancholischer Optimist".

Am Sonntag zeigt der MDR um 20.15 Uhr Stumphs Dokumentation "GrenzenLos" über Menschen, die die DDR kurz vor dem Mauerfall verließen.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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