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NDR stellt einzelne Abweichungen bei Online-Votings für Unterhaltungssendungen fest

Archivmeldung vom 08.08.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.08.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
NDR Norddeutscher Rundfunk
NDR Norddeutscher Rundfunk

Bei einigen Unterhaltungssendungen im NDR Fernsehen, die auf nicht repräsentativen Online-Votings basierten, haben Redaktionen aus unterschiedlichen Gründen Rangfolgen verändert, ohne dies transparent zu machen. Weil Bildrechte fehlten, die Materiallage schlecht war oder aus dramaturgischen Gründen wichen einzelne Platzierungen in so genannten Ranking-Sendungen vom Online-Voting ab. Die betroffenen Sendungen waren Zusammenschnitte und bis auf eine Ausnahme nicht moderiert.

Außerdem haben Redaktionen von Musik-Hitparaden in zwei Radioprogrammen in solchen Fällen einzelne Voten relativiert, wenn diese offenbar von außen manipuliert worden waren. Dabei wurde versäumt, dies im Programm kenntlich zu machen. Es handelte sich in allen Fällen um Unterhaltungssendungen. Beim NDR sind bei Rankings weder im Fernsehen noch im Radio repräsentative Umfragen verwendet worden. Produktionen, die der NDR für Das Erste herstellt, sind nicht betroffen. In keinem Fall wurden Protagonisten des NDR bevorzugt. Der NDR hatte die interne Untersuchung nach Berichten u. a. des Medienmagazins "Zapp" über die Geschehnisse im ZDF ("Deutschlands Beste!") veranlasst.

NDR Intendant Lutz Marmor: "Ich halte die festgestellten Fälle für nicht hinnehmbar, vor allem auch weil sie nicht transparent gemacht wurden, selbst wenn sie im Einzelfall in ihrer Tragweite überschaubar erscheinen mögen. Wir werden zukünftig alles dafür tun, selbst geringfügige Abweichungen zu vermeiden und offen darzulegen, wenn sie im Ausnahmefall redaktionell geboten sind. Deshalb haben wir vorläufige Leitlinien zum Umgang mit Online-Votings entwickelt, die wir noch mit unseren Gremien beraten werden. Zudem sollen Online-Votings im NDR künftig restriktiver eingesetzt werden."

In den Jahren 2013 und 2014 hat der NDR insgesamt 30 Rankings im Fernsehen als Erstsendungen produziert. 2014 gab es in keiner Erstsendung Abweichungen zum Online-Voting, 2013 waren es zwei. Bei der Sendung "Die schönsten Gärten und Parks des Nordens" vom 20.12.2013 wurde der Elftplatzierte ("Planten un Blomen", 81 Clicks) auf Rang zehn vorgezogen, auf dem tatsächlich der Rhododendronpark Ammerland (88 Clicks) gelandet war. Grund: Für "Planten un Blomen" stand besseres Bildmaterial zur Verfügung. In einer weiteren Sendung ("Die schönsten Mühlen Norddeutschlands") war versehentlich ein Mühlenmuseum mit zur Abstimmung gestellt worden, in der Sendung sollte es aber um historische Einzelmühlen gehen. Obwohl das Museum beim Voting 89 Clicks erzielt hatte, wurde es im Ranking nicht berücksichtigt.

Die einzige moderierte Ranking-Show war die "Top Flops Gala 2013". Die Zuschauerinnen und Zuschauer konnten in einem Voting über die Vorauswahl der schönsten Fernsehpannen und Versprecher des Jahres entscheiden. Die Schlussauswahl traf die Redaktion, was in der Moderation jedoch nicht gesagt wurde.

2011 und 2012 gab es bei Online-Votings im NDR Fernsehen ebenfalls Abweichungen. So wurde in der Langfassung des Rankings "Die bedeutendsten Norddeutschen", gesendet am 3.10.2011, Platz acht der ein Jahr zuvor ausgestrahlten Kurzfassung geändert und dort Loriot durch Loki Schmidt ersetzt. Der Grund lag in fehlenden Senderechten für die verwendeten Loriot-Ausschnitte. In "Die spektakulärsten Rücktritte" (27.12.2011) setzte die Redaktion zwei eigentlich herausgefallene Ausschnitte auf die beiden vorletzten Plätze, weil gutes Filmmaterial vorlag. Bei den "Beliebtesten Party-Hits" (30.12.2012) wich die Online-Ergebnisliste von der Zusammenstellung ab, die der Fernsehredaktion vorlag. Offenbar war die Online-Abstimmung auch nach Beginn der Fernsehproduktion weitergelaufen. Insgesamt gab es 2011 und 2012 bei 28 Erstsendungen von Ranking-Formaten zusammen sieben Abweichungen.

Im Hörfunk gab es 2013 wie schon in den Vorjahren bei einzelnen Hitparaden-Formaten das Problem gezielter Manipulationsversuche von außen. Bereits vor rund drei Jahren waren im Internet Anleitungen gepostet worden, wie das Charttool von N JOY zu hacken sei. Dieses Voting-Tool soll verhindern, dass sich ein einzelner Nutzer beliebig oft beteiligen kann. Nachdem die Sicherheitsvorkehrungen bei der N JOY Sendung "Top 30" gehackt worden waren, entschlossen sich die Bearbeiter, das Abstimmungsergebnis um offensichtliche Mehrfach-Stimmen zu bereinigen, machten dies aber nicht transparent. Anders beim Bandwettbewerb "N-JOY Band Battle" 2013: Hier kommunizierte N-JOY einen offensichtlichen Hack im Programm sowie über den eigenen Facebook-Auftritt, das Voting wurde wiederholt.

Bei NDR 1 Radio MV gab es von 2011 bis 2013 das Musikformat "Hitmarathon". Die Titel wurden dabei von Hörerinnen und Hörern gevotet. In den Jahren 2011 und 2012 hatte die Redaktion Grund zur Annahme, dass das Voting-Ergebnis mit Mehrfachabstimmungen gezielt beeinflusst werden sollte. Wo sie auffielen, wertete die Redaktion Mehrfachvoten nur als eine Stimme, machte das aber nicht transparent. 2013 gab es solche Auffälligkeiten nicht mehr, für 2014 ist die Sendung nicht geplant.

NDR Rundfunkrat zum Thema Online-Votings

Der Vorstand des NDR-Rundfunkrates hat sich in einer Telefonkonferenz am Freitag (8. August) kritisch mit den Ergebnissen zu Online-Voting-Sendungen im NDR auseinandergesetzt, die der Sender allen Gremienmitgliedern zur Verfügung gestellt hat.

Ute Schildt, Vorsitzende des NDR Rundfunkrats: "In einigen Fällen sind wichtige Grundsätze missachtet worden, und mehrmals mangelte es an der nötigen Sorgfalt. Das ist so nicht hinnehmbar. Die vom Intendanten angekündigten Regeln zum Umgang mit Listing-Formaten im NDR sind ein richtiger Schritt zur Gewährleistung der Qualitätsstandards in diesem Bereich." Anzuerkennen sei, so Ute Schildt weiter, dass das Resultat Ergebnis einer Untersuchung sei, die der Intendant frühzeitig in Auftrag gegeben hat.

Die Vorsitzende des Rundfunkrates kündigte in Abstimmung mit ihren Vorstandskolleginnen und -kollegen an, noch im August in einer erweiterten Vorstandssitzung mit dem Intendanten und den für das Programm verantwortlichen Direktoren zu beraten, wie die Transparenz auf diesem Gebiet verbessert werden kann, um einem möglichen Vertrauensverlust entgegenzuwirken. Diese Beratung soll der Vorbereitung der Rundfunkratssitzung im September dienen, auf der notwendige Handlungsregeln beraten und beschlossen werden sollen.

Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk (ots)

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