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KI-Tool misst Balance von Geschlechtern in Filmen

Archivmeldung vom 16.11.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.11.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Statistik: Ein neues Tool entlarvt Benachteiligungen. Bild: washington.edu
Statistik: Ein neues Tool entlarvt Benachteiligungen. Bild: washington.edu

Forscher der University of Washington haben ein Tool entwickelt, das unter Einsatz von maschinellem Lernen Drehbücher von Hollywood-Filmen analysiert und Geschlechterrollen sowie daraus resultierende Ungleichheiten aufdeckt.

Stereotypen sichtbar machen

"Der Film 'Frozen' ist ein interessantes Beispiel, denn Elsa tätigt ihre eigenen Entscheidungen und ist dazu in der Lage, ihr Schicksal voranzutreiben, während der Charakter Anna immer wieder scheitert, seine Schwester zu retten und oftmals Hilfe von einem Mann braucht", erklärt Studienautor Paul G. Allen. "Anna ist im Grunde genommen genauso mit einem niedrigen Level von Stärke und Kraft porträtiert worden wie 'Cinderella' - ein Film, der vor 60 Jahren veröffentlicht wurde. Das ist eine ziemlich traurige Erkenntnis", so der an der Studie mitwirkende Student Maarten Sap.

Mit dem Tool untersuchten die Experten rund 800 bekannte Titel aus Hollywood. Sie erstellten zudem eine Online-Datenbank, in der sich hunderte Drehbücher abrufen lassen und subtile geschlechtsspezifische Unterschiede angezeigt werden. Die Filmtitel gehen bis in die 1980er-Jahre zurück und reichen von Action-Thrillern bis hin zu Romanzen und Komödien. Mithilfe mehrerer Tools haben die Experten zunächst gezählt, wie viele Charaktere es in einem Film gibt und wie sie kategorisch eingeordnet werden können. Dabei wurde auch eingerechnet, ob Charaktere anderen Protagonisten eher über- oder untergeordnet sind.

"Die Idee der Gleichberechtigung meint nicht, dass alle gleich sein sollen, sondern, dass alle die gleichen Rechte haben - und sehr verschieden leben. Das schließt die eigene Entscheidung darüber ein, was stark und was schwach ist. Die Entscheidung über das eigene Leben wird zwar durch gesellschaftliche Strukturen, die unter anderem in Filmen wiedergegeben und dadurch auch bestätigt werden, beeinflusst. Hergestellt werden können solche Strukturen durch Filme aber schon deswegen kaum, weil die Zuschauer sich meist Filme aussuchen, die ihren Vorstellungen entsprechen - und das durchaus bewusst", erklärt Medienpädagoge Christian Swertz auf Nachfrage pressetext.

Schriftsteller bewusst aufklären

Die erhobenen Daten zeigen, wie stark und mächtig jeder einzelne Charakter ist. Diese Erkenntnis bringt das Analysewerkzeug dann in ein Schema ein, in dem der direkte Vergleich angestellt werden kann. Produktionen aus Hollywood sind immer öfter der Kritik ausgesetzt, Stereotype zu verstärken und besonders Frauen in ihren Rollen zu benachteiligen.

"Weil Vorurteile das Leben im Alltag erleichtern, ja erst möglich machen, werden sie so gut eingeprägt, dass wir sie nicht mehr hinterfragen und als selbstverständlich empfinden. Eine Änderung ist nur über lange Zeiträume möglich, wenn man konsequent an der Änderung der Stereotype arbeitet. Das würde schon bei der Kleinkind-Erziehung beginnen. Die Frage wäre aber, ob nicht viele Gruppen, nicht zuletzt auch Frauen, sich gegen eine Veränderung der Geschlechtsstereotype wehren würden", ergänzt Psychologe Wolf-Dietrich Zuzan gegenüber pressetext.

"Sogar, wenn eine Frau eine sehr wichtige Rolle für den Verlauf des Films spielt, sind implizite Geschlechter-Problematiken trotzdem im Skript", so Studien-Co-Autorin Hannah Rashkin. Weil die Analyse bislang nur auf Text basiert, wollen die Forscher ihre Methode auch auf Bücher und Theaterstücke anwenden. "Wir haben das Tool entwickelt, um Menschen beim Verstehen zu helfen, wie sie die subtilen, aber vorherrschenden Wahrnehmungsverzerrungen, die tief in unsere Sprache integriert sind, weiterführen. Wir glauben, dass es hilfreich ist, ein Tool zu haben, das Schriftstellern mitteilen kann, wie viel Macht sie Frauen und Männern im Vergleich geben", schließt Senior-Autorin Yejin Choi.

Quelle: www.pressetext.com/Sabrina Manzey

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