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Sprachverdrehungen: Jugendwort 2025 zeigt gesellschaftlichen Wandel und Kommunikationsprobleme zwischen Generationen

Freigeschaltet am 13.10.2025 um 08:43 durch Sanjo Babić
Bild: Gerd Altmann/ erstellt in:wordle.net / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann/ erstellt in:wordle.net / pixelio.de

Die Wahl zum Jugendwort 2025 spiegelt eine junge Generation wider, die verunsichert auf die Zukunft schaut und unter enormem Druck steht. Das Datajockey-Jugendwort-Ranking vervollständigt dieses Bild, indem es aufzeigt, welche Jugendwort-Trends sich durchsetzen und die Jugendkultur prägen. Über das aktuell am stärksten verbreitete Jugendwort wird im Finale des Langenscheidt Verlags nicht abgestimmt: Digga.

Die gesellschaftliche Relevanz von Jugendwörtern

Jugendwörter sind in der Gesellschaft mehr als nur kurzlebige Trends. Sie dienen als lebendiger Spiegel der Jugendkultur und geben Einblicke in Werte, Interessen und Herausforderungen der jungen Generation. Jugendliche nutzen diese Neologismen gezielt zur Identitätsbildung: Neue Begriffe wie "Cringe", "Talahon" oder "Ehrenmann" stehen für ein Bedürfnis nach Zugehörigkeit, Humor und Selbstbehauptung unter Gleichaltrigen. Sie markieren zugleich eine bewusste Abgrenzung von der elterlichen Sprachwelt. Für Ältere erscheinen diese Ausdrücke deshalb oft rätselhaft und ungewohnt.

Das Jugendwort 2025 und die Rolle von Influencern

Die Analyse der Jugendwörter der letzten Jahre zeigt bei den populärsten Begriffen ein deutliches Muster zur Einordnung. Ausdrücke der Jugendsprache, die es in die letzte Runde des Votings beim Langenscheidt Verlag schaffen, dienen in der Regel fünf Motiven:

  • Ausdruck einer überraschten Reaktion (krass, verrückt, Das crazy)
  • Aggressive Ablehnung (sybau, fuck off, verpiss dich)
  • Andere Menschen und ihr Verhalten zu beurteilen (cringe, lol, aura)
  • Ansprache von Freunden (Digga, Alter)
  • Um Verhalten zu rechtfertigen oder ihm Sinn zu verleihen (YOLO, ISSO)

Die drei Finalisten für das Jugendwort 2025 (Das crazy - Allzweckaussage bei Sprachlosigkeit, goonen - Slang für Selbstbefriedigung, checkst du - neu für "verstehst du?") sind von der Bedeutung her typische Jugendwörter, die voll den Zeitgeist des Dauerkrisenmodus mit Krieg, prekären Finanzen und allgemeiner Verunsicherung widerspiegeln. Es ist allerdings ungewöhnlich, dass ein Begriff für Selbstbefriedigung wie "goonen" sich im Voting unter die drei Finalisten durchsetzt. Ein Teil der Erklärung ist, dass Influencer (wie beispielsweise Mike Wichtiger) über Social Media ihre Community aufgerufen haben, für "goonen" zu stimmen. Zum einen finden sie das Wort "tuff" (cool) und zum anderen die Vorstellung lustig, wenn eine Tagesschau-Sprecherin bei der Jugendwort-Vorstellung das Wort "goonen" im Fernsehen nennen würde. Diese Entwicklung zeigt, in welchem Maß mittlerweile die Präferenzen von Influencer:innen den Ausgang dieser Online-Abstimmung quasi mitbestimmen.

Das Datajockey-Jugendwort-Ranking zeigt: nicht alle Trends setzen sich durch

Sagen jetzt alle Jugendlichen "goonen"? Nein, das tun sie nicht, berichtet der Jugendforscher Simon Schnetzer, der seit dem Jahr 2010 Jugendtrends und Jugendsprache untersucht: "Das Jugendwort des Jahres zeigt interessante Trends der Jugendsprache auf. Mit unserem Datajockey-Jugendwort-Ranking zeigen wir, welche dieser Trends sich in der Jugendsprache durchsetzen."

In der Trendstudie "Jugend in Deutschland 2025" hatte der Datajockey Verlag über 6.000 Menschen im Alter von 14 bis 69 Jahren nach ihren Jugendwörtern befragt. Das Datajockey- Jugendwort-Ranking 2025 zeigt die aktuell (und früher) am stärksten verbreiteten Jugendwörter in Deutschland. Mit Abstand an erster Stelle steht bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen (der sogenannten Generation Z) ein Wort, das es im Langenscheidt-Jugendwort-Voting noch nie zum "Jugendwort des Jahres" geschafft hat: Digga (Anrede für Kumpel oder Fremde). Auf den Plätzen zwei bis vier folgen Yolo (man lebt nur einmal, *2012), LOL (haha, wie lustig) und Cringe (peinlich, *2021), die zum Teil selbst in den letzten Jahren das Jugendwort (*) waren. Das Datajockey-Jugendwort-Ranking zeigt auch auf, dass man sich nicht jeden neuen Sprachtrend merken muss.

Die Jugendwörter von der Generation Alpha bis zu den Babyboomern

Der Generationenvergleich in der Trendstudie "Jugend in Deutschland 2025" erlaubt eine interessante Gegenüberstellung der Jugendwörter von früher und heute (14-29 vs. 30-49- / 50-69-Jährige). Auffällig ist, dass die früheren Top-Jugendwörter "geil" und "cool" heute noch immer zu den Top-10 der Jugend zählen. Begriffe wie "knorke", "Popper" oder "urst" sind dagegen heute kaum mehr bekannt. Dabei fällt auf, dass man ohne Englisch-Kenntnisse 7 von 10 der wichtigsten Jugendwörter heute nicht mehr versteht. Die Begriffe, über die beim Jugendwort-Voting abgestimmt wird, zeigen, dass dieser Trend der Globalisierung von Jugendsprache aufgrund der Einflüsse von Social Media, globalen Musik-Trends und international vernetztem Gaming weiter anhält.

Einer der häufigsten Gründe für Spannungen oder Missverständnisse in altersgemischten Teams ist übrigens, dass Menschen sich im Alltag und in der Arbeitswelt gegenseitig nicht verstehen. Regeln für das Miteinander und die Förderung von Verständnis der jeweils anderen Sprache ist ein wichtiger Beitrag für ein besseres Generationenmiteinander.

Quelle: Simon Schnetzer / Studie "Jugend in Deutschland" (ots)

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