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E-Books: Auf leisen Sohlen zum Bestseller

Archivmeldung vom 31.08.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.08.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Amazon Kindle Bild: Jon 'ShakataGaNai' Davis
Amazon Kindle Bild: Jon 'ShakataGaNai' Davis

Das E-Book wird nach einem schweren Start auch in Deutschland zum Bestseller. Im Jahr 2015 dürfte der Umsatz mit digitalen Titeln allein im Bereich Belletristik über 350 Millionen Euro erreichen, wie aus der Studie "E-Books in Deutschland - Eine neue Gutenberg-Ära?" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hervor geht. Dies entspräche einem Marktanteil von 6,3 Prozent. Zum Vergleich: Für das laufende Jahr prognostizieren die PwC-Experten einen E-Book-Umsatz (nur Belletristik) von gerade einmal 20 Millionen Euro.

Hinderlich für einen schnellen Erfolg ist sicherlich auch, dass viele Konsumenten in Deutschland nicht wissen, was sich hinter dem Begriff "E-Book" verbirgt. In einer für die Studie durchgeführten Konsumentenumfrage konnten mehr als die Hälfte der 1.000 Befragten mit dem Begriff nichts Genaues anfangen. Noch geringer ist die Bekanntheit der "E-Reader". Nur ein Fünftel der Konsumenten wusste, was mit dem Wort gemeint ist.

"E-Books werden sich in Deutschland durchsetzen, wenn auch langsamer als in den USA oder Großbritannien. Noch ist Lesern hierzulande das haptische Erlebnis ausgesprochen wichtig - das elektronische Lesegerät wird trotz scharfer und kontrastreicher Bildschirme nicht als gleichwertige Alternative zum gedruckten Buch akzeptiert. Doch dürfte sich dies auch angesichts der wachsenden Mobilität der Konsumenten ändern: Für die Lektüre unterwegs und zwischendurch sind E-Books eine interessante Alternative", kommentiert Werner Ballhaus, Leiter des Bereichs Technologie, Medien und Telekommunikation bei PwC.

Treiber der Digitalisierung des Buchmarktes sind elektronische Lesegeräte (E-Reader), die immer attraktiver werden. Bis 2015 dürften in Deutschland rund 2,5 Millionen spezialisierte E-Reader verkauft werden. Voraussetzung ist aber, dass die Reader um wichtige Funktionen wie Farbdisplay und Internetzugang ergänzt und vor allem billiger werden. Bislang fanden Geräte wie Amazons "Kindle" hierzulande erst schätzungsweise 50.000 bis 80.000 Kunden.

Während E-Reader vor allem Vielleser ansprechen, wird der Massenmarkt voraussichtlich den Tablet-PCs gehören. Nachdem Apple sein iPad vorgestellt hat, sollen bis Jahresende 2010 mehr als 20 ähnliche Geräte anderer Hersteller auf den Markt kommen. Im Jahr 2015 dürfte nach Schätzungen von PwC gut jeder siebte Deutsche ein Tablet besitzen, das allerdings kaum in erster Linie für das Lesen von E-Books eingesetzt wird. 

Kleines Angebot, hoher Preis

Bislang ist der Umsatz mit belletristischen E-Books in Deutschland zu vernachlässigen. Für das laufende Jahr erwarten die PwC-Experten einen Gesamterlös von lediglich 20 Millionen Euro.

Die Präferenz für das gedruckte Buch ist jedoch nicht der einzige Grund hierfür. Vielmehr ist das Angebot an deutschsprachigen E-Books im internationalen Vergleich noch zu gering. So können Leser derzeit mehr als 100.000 Titel in digitaler Form erwerben, das entspricht etwa acht Prozent aller lieferbaren Bücher. Im offenen ePUB-Format, das von verschiedenen Readern wiedergegeben werden kann, gibt es jedoch nur rund 8.000 Titel.

Dabei sind viele Titel, die die Verlage nicht als E-Book anbieten, längst als illegale Downloads im Internet abrufbar. So ist derzeit immerhin jeder vierte Hardcover-Titel der "Spiegel"-Bestsellerliste nur auf einschlägigen Filesharing-Seiten zu finden.

Auch der hohe Preis von deutschsprachigen E-Books verhindert bislang den Markterfolg. Derzeit kostet die digitale Ausgabe eines Hardcover-Bestsellers im Durchschnitt rund 15,50 Euro und damit lediglich drei Euro weniger als das gebundene Buch. Bei Taschenbuch-Bestsellern beträgt der Preisvorteil des E-Books bei einem Durchschnittspreis von rund 9,20 Euro sogar nur etwa 40 Cent.

Damit geht die Preisgestaltung eindeutig an den Vorstellungen der Käufer vorbei. Zwar gaben immerhin 14 Prozent der 1.000 Befragten an, im vergangenen Jahr mindestens ein E-Book gekauft zu haben. Der Durchschnittspreis lag jedoch nur bei sechs Euro.

"Die deutsche Buchbranche droht, die Digitalisierung zu verschlafen. E-Books werden das gedruckte Buch zwar langfristig nicht verdrängen, sie werden aber auch nicht wieder verschwinden. Verlage und Buchhandel müssen funktionierende Geschäftsmodelle entwickeln, bevor internationale und teilweise sogar branchenfremde Player wie Amazon, Google oder Apple an ihnen vorbeiziehen", betont Ballhaus.

Quelle: PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

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