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Team Wallraff-Reportage über Missstände in Jobcentern schlägt hohe Wellen

Archivmeldung vom 19.03.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.03.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Günter Wallraff (2014)
Günter Wallraff (2014)

Foto: Michael Schilling
Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Das "Team Wallraff" hat mit seinen Recherchen über Missstände in deutschen Jobcentern offensichtlich grundlegende Probleme offengelegt. Nachdem der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff und sein Reporterkollege Torsten Misler am Montagabend in der RTL-Reportagereihe die Folgen eines akuten Personalmangels in den Jobcentern dokumentiert hatten, meldeten sich in kürzester Zeit Hunderte von Betroffenen, Mitarbeitern und auch Hartz IV-Empfängern bei der Redaktion.

Am heutigen Donnerstag haben sich nun die Jobcenterpersonalräte mit Bezug auf die "Team Wallraff"-Sendung in einem Offenen Brief an den Vorstand der Bundesagentur für Arbeit gewandt. Darin beklagen sie u. a., dass das eingesetzte Personal nicht ausreiche, um die Aufgaben in den Jobcentern zu bewältigen. Wörtlich heißt es dort: "Vor allem im Leistungsbereich wird das Personal regelrecht verheizt. Permanente Überlastung führt zu hohen Krankheitsraten und einer hohen Fluktuation. Die Befristungspraxis verstärkt diese Probleme noch. Gleichzeitig werden dem vorhandenen Personal immer mehr Aufgaben bzw. Arbeitsanweisungen aufgeladen ... In der Folge wird die Funktionsfähigkeit des Sozialstaats faktisch in Frage gestellt. Es gelingt immer seltener, allen Leistungsberechtigten die ihnen zustehenden Mittel rechtzeitig und verlässlich zur Verfügung zu stellen (von anderen Aufgaben des Leistungsbereichs ganz zu schweigen)."

Günter Wallraff: "Noch nie in den letzten Jahren habe ich so viele spontane Reaktionen auf eine Reportage bekommen. Im Minutentakt baten Betroffene, Mitarbeiter wie Leistungsberechtigte, um Hilfe oder bestätigten unsere Rechercheergebnisse. All diese Reaktionen und nun die deutliche Problemanalyse der Jobcenterpersonalräte in ihrem Offenen Brief an den Vorstand bestätigen uns, dass wir mit unseren Recherchen die unhaltbaren Zustände in Jobcentern offengelegt haben. Es besteht ein dringender Handlungsbedarf, denn der gesamte Auftrag der Jobcenter muss überdacht und neu ausgerichtet werden, um allen Betroffenen wirklich gerecht zu werden."

Die Personalräte hoffen nun, dass die Rechercheergebnisse vom "Team Wallraff" zu nachhaltigen Verbesserungen führen. Vielleicht biete die Sendung, so heißt es in dem Offenen Brief "ja die Chance, über grundlegende Probleme endlich konstruktiv ins Gespräch zu kommen und zu tatsächlichen Änderungen zu gelangen."

Auch das "Team Wallraff" wird berichten. Günter Wallraff: "Sofort nach der Sendung haben wir ein Gesprächsangebot von Heinrich Alt vom Vorstand der Bundesagentur für Arbeit bekommen, das wir bereits angenommen haben und auf das wir gespannt sind."

Bereits am Dienstag hatte das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) schriftlich auf eine wiederholte Interview-Anfrage der "Team Wallraff"-Redaktion an Bundesministerin Andrea Nahles (SPD) reagiert. Eine Sprecherin des BMAS teilte u. a. mit, dass die Jobcenter vor Ort über die Ausgestaltung der Betreuungsschlüssel entscheiden würden. "Das Thema Personalbemessung wird kontinuierlich weiterentwickelt." Den Vorwurf in der RTL-Reportage, dass viele der Maßnahmen für Langzeitarbeitslose sinnlos seien (Beispiel: Günter Wallraff nahm als Tourist getarnt an einem Spaziergang von Langzeitarbeitslosen mit Lamas teil) wies das BMAS zurück: "Mit passgenauen Maßnahmen zur Aktivierung, Qualifizierung und Integration sind Erfolge möglich, besonders durch Verbesserung der persönlichen Betreuung." Die BMAS-Sprecherin räumte in dem Schreiben an RTL allerdings die Frustration von Mitarbeitern ein. "Eine Ursache der Frustration lag in dem hohen Anteil befristet Beschäftigter in den Jobcentern ... Grundsätzlich lässt sich sagen: Die Arbeit in den Jobcentern ist herausfordernd und erfährt leider nicht immer die angemessene Würdigung."

Quelle: RTL Television GmbH (ots)

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