Zeitzeugen der Atombombenabwürfe erhalten Friedensnobelpreis
Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an die japanische Organisation Nihon Hidankyo. Das teilte das norwegische Nobelkomitee am Freitag in Oslo mit. Die Auszeichnung ist mit elf Millionen schwedischen Kronen, umgerechnet etwa 970.000 Euro, dotiert.
Nihon Hidankyo, eine Graswurzelbewegung von Atombombenüberlebenden aus
Hiroshima und Nagasaki, erhalte den Friedenspreis für ihre Bemühungen um
eine atomwaffenfreie Welt und dafür, dass sie durch ihre Zeugenberichte
gezeigt hätten, dass Atomwaffen nie wieder eingesetzt werden dürften,
erklärte das norwegische Nobelkomitee. Die Organisation habe dazu
beigetragen, dass sich nach und nach mit dem "nuklearen Tabu" eine
"starke internationale Norm, die den Einsatz von Atomwaffen als
moralisch inakzeptabel stigmatisiert", entwickelt habe.
Die
Zeitzeugen hätten "unermüdlich daran gearbeitet haben, das Bewusstsein
für die katastrophalen humanitären Folgen des Einsatzes von Atomwaffen
zu schärfen". Sie hätten dazu beigetragen, einen weit verbreiteten
Widerstand gegen Atomwaffen in der ganzen Welt zu schaffen, indem sie
"auf persönliche Geschichten zurückgriffen, Aufklärungskampagnen auf der
Grundlage ihrer eigenen Erfahrungen ins Leben riefen und eindringliche
Warnungen vor der Verbreitung und dem Einsatz von Atomwaffen
aussprachen".
Die Überlebenden, auch Hibakusha genannt, würden
dabei helfen, "das Unbeschreibliche zu beschreiben, das Undenkbare zu
denken und den unfassbaren Schmerz und das Leid, das durch Atomwaffen
verursacht wird, irgendwie zu begreifen", heißt es in der Begründung.
"Eines Tages werden die Hibakusha als Zeugen der Geschichte nicht mehr
unter uns weilen. Aber mit einer starken Erinnerungskultur und
kontinuierlichem Engagement tragen neue Generationen in Japan die
Erfahrungen und die Botschaft der Zeugen weiter."
In den
vergangenen Tagen waren die diesjährigen Gewinner in den Bereichen
Medizin, Physik, Chemie und Literatur in Stockholm bekannt gegeben
worden. Der Medizin-Nobelpreis geht an die US-Genforscher Victor Ambros
und Gary Ruvkun für ihre Grundlagenforschung zu microRNA, der Preis für
Physik an die KI-Forscher Geoffrey Hinton und John Hopfield. Der
Biochemiker David Baker sowie die KI-Forscher Demis Hassabis und John
Jumper wurden für ihre Forschung zu Proteinstrukturen mit dem
Chemie-Nobelpreis ausgewählt. Die südkoreanische Autorin Hang Kang wird
ausgezeichnet "für ihre intensive poetische Prosa, die sich mit
historischen Traumata auseinandersetzt und die Zerbrechlichkeit des
menschlichen Lebens aufzeigt". In der kommenden Woche wird zudem noch
der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften vergeben.
Der
Nobelpreis gilt als die höchste Auszeichnung in den berücksichtigten
Disziplinen und wird jedes Jahr an Alfred Nobels Todestag, dem 10.
Dezember, verliehen. Der Friedensnobelpreis wird in Oslo übergeben, alle
anderen Preise in Stockholm.
Quelle: dts Nachrichtenagentur