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Volksbühne droht finanzieller Kollaps

Archivmeldung vom 13.04.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.04.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz (2010)
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz (2010)

Foto: Beek100
Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der Rücktritt von Chris Dercon, Intendant der Berliner Volksbühne, erfolgte offenbar vor dem Hintergrund eines drohenden finanziellen Kollapses der Berliner Volksbühne, einer der wichtigsten Kulturinstitutionen Deutschlands. Das belegt eine gemeinsame Recherche von NDR/RBB und SZ. Um die Finanzierung der Volkbühne abzusichern, hatte Chris Dercon 2015 mit Sponsoren-Geldern in Höhe von 1,25 Millionen Euro gerechnet.

Diese sollten "entweder BMW oder Mercedes" beisteuern, wie es in einer vertraulichen E-Mail der Berliner Kulturverwaltung heißt. Tatsächlich ging die Volksbühne 2017 nur von Sponsoringeinnahmen in Höhe von 125.000 Euro aus - einem Zehntel des ursprünglichen Betrags. Ob das Geld tatsächlich eingesammelt wurde, ist unklar. Auch der Plan, durch Gastspiele 750.000 Euro einzunehmen, konnte nicht umgesetzt werden. Dem gegenüber stehen hohe Kosten bei Eigenproduktionen.

Seit Beginn der Intendanz Dercons leidet die Volksbühne unter einer zu geringen Auslastung bei gleichzeitig hohen Ausgaben. Dass die finanzielle Situation der Volkbühne schwierig werden könnte, stellte ein interner Vermerk der Kulturverwaltung für den Regierenden Bürgermeister schon zu Beginn der Spielzeit fest. Bereits im August 2017 heißt es dort: Die "Einnahmen aus Kartenerlösen gehen gegenüber Volksbühne alt zurück." Für 2018 wurde mit einem weiteren "Besucherrückgang zahlende Besucher um 20%" gerechnet. Außerdem würde es weniger "geplante Vorstellungen als unter Castorf" geben, heißt es in dem Bericht vom 21. August 2017, der rbb, NDR und SZ exklusiv vorliegt. Nach den Recherchen ist der Besucherrückgang jedoch deutlich höher, was zu weitaus geringeren Einnahmen führt. Die Auslastung des Theaters liegt bei den wenigen reinen Eigenproduktionen nach aktuellem Stand im Schnitt bei unter 50 %. Bei der Inszenierung "Iphigenie" ist im Durchschnitt nur jeder fünfte der gut 800 Plätze besetzt.

Zum Vergleich: 2016 erreichte die Volksbühne eine Auslastung von 78 Prozent. Journalisten von NDR, RBB und SZ konnten tausende Seiten an internen Dokumenten, Akten und Mailwechsel der Kulturverwaltung einsehen. Dercon seinerseits fühlt sich vom Berliner Bürgermeister Michael Müller (SPD) im Stich gelassen. Geplant war unter anderem auch den Flughafen Tempelhof als Spielort zu nutzen. Doch dafür fehlten offenbar von Anfang an die Mittel. In einem Gespräch mit NDR, RBB und SZ kurz vor der Bekanntgabe seines Rücktritts griff Dercon den Regierenden Bürgermeister Berlins hart an. "Ich habe mich vier Mal mit Müller getroffen und nie wieder etwas von ihm gehört", so Dercon. "Das ist hier ein Appell und das sage ich auch gern: Wo ist der Herr Regierende Bürgermeister Michael Müller? Quo vadis, Herr Müller? Wo gehen Sie hin? Was wollen Sie? Übernehmen Sie Verantwortung? Eigentlich sollte man das Stück nennen, "Von einem, der auszog, weil er die Miete nicht zahlen konnte" - weil das unsere gesamte Geschichte ist. Unser Problem ist, dass wir die Miete in Tempelhof nicht bezahlen können. Herr Bürgermeister Michael Müller kann die Miete auch nicht zahlen.

Quelle: Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) (ots)

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