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Ulrich Tukur: "Wir sind ein Land der Bedenkenträger und Angsthasen"

Archivmeldung vom 04.02.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.02.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Ulrich Tukur (2017), Archivbild
Ulrich Tukur (2017), Archivbild

Foto: JCS
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Am 17.2. ist Ulrich Tukur im ARD-Drama "Meeresleuchten" zu sehen. Darin spielt der 63-Jährige einen Geschäftsmann, der sein Leben nach dem Tod seiner Tochter neu ordnet. Im Interview mit HÖRZU (EVT: 5.2.) verrät Weltstar Tukur ("Das Leben der Anderen"), was er über das Filmthema, seinen "Tatort" und die deutsche Filmbranche denkt.

Tukur über:

... das Tabuthema Tod:

"Der Tod ist DAS Tabu unserer Gesellschaft. Unsere amerikanisierte, auf Dynamik, Schnelligkeit, Profit, wirtschaftliche Expansion und technologischen Fortschritt ausgerichtete Gesellschaft blendet den Tod aus. Der stört den Ablauf der Dinge ganz massiv. Allerdings sind fast alle anderen Tabus gefallen."

... seine Kritik am deutschen Fernsehen:

"Das meiste wird nach Schema F gedreht. Jeder neu produzierte Film darf im TV die 89 Minuten nicht überschreiten, damit er in ein ausgedachtes Format passt, von dem sich ein paar Hornochsen höhere Einschaltquoten versprechen. Ein Film dauert so lange, wie die Geschichte eben braucht, um richtig erzählt zu werden. Wenn man ihn krampfhaft auf eine festgelegte Form hinproduziert, beschädigt man seine Qualität. Es ist ein Unding, dass man von staatlich subventionierten Sendern, für die man als Zuschauer Geld bezahlt, im Wesentlichen eine Ware bekommt, die beliebig und auf Quote ausgerichtet ist."

... seinen "Tatort":

"Ich bin froh, dass ich beim Hessischen Rundfunk meine etwas komplizierteren 'Tatorte' drehen darf, die sich nicht auf Gedeih und Verderb nach der Quote richten müssen. Trotz meines fast schon biblischen Alters sind vielleicht noch ein paar Folgen drin."

... Änderungen, die er sofort vornehmen würde, wenn er Programmdirektor wäre:

"Ich würde viel Geld in die Hand nehmen, um gute Drehbuchautoren heranzuziehen. Ich würde Menschen mit Leidenschaft und cineastischer Kompetenz in wichtige Positionen hieven, die Großes wollen und nicht nur ihre Pfründen verteidigen. Ich würde mich von den formatierten Sendezeiten verabschieden - und viel mehr experimentieren. Außerdem würde ich die Zuschauer deutlicher fordern, ihnen nicht so viele Larifari-Unterhaltungssendungen vorsetzen, die zu einem guten Teil voyeuristisch und menschenverachtend sind. Menschen wollen nämlich gefordert werden. Die ständige Unterforderung und das stete Absinken von Qualität und Anstand sind eine einzige Beleidigung des Zuschauers. Für wie blöd halten die TV-Macher ihn eigentlich? Wer ständig solchen Brei zu fressen kriegt, kann irgendwann auch nicht mehr kauen. Ich würde die Zuschauer ernster nehmen, weil sie nicht so debil sind, wie viele Fernsehmacher annehmen."

... den aktuellen Stand seiner geplanten Serie "Zellers Reeperbahn":

"Nach meinen Informationen ist das Projekt gestorben. Offensichtlich glaubte niemand daran, dass eine hamburgische Familiengeschichte, die in den 30er-Jahren beginnt und sich bis in die 70er-Jahre hineinzieht, die Zuschauer interessieren könnte. Wieder so ein Fall. Wir sind ein Land der Bedenkenträger und Angsthasen. Erst wenn es uns andere Länder vormachen, trauen wir uns vorsichtig aus der Deckung. Diese Feigheit zieht sich bis in die Politik hinein."

Quelle: HÖRZU (ots)

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