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Schuldenkrise in Griechenland: Projekt befasst sich mit Darstellung in überregionaler Presse

Archivmeldung vom 10.08.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.08.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Wilhelmine Wulff / pixelio.de
Bild: Wilhelmine Wulff / pixelio.de

Mit den Auswirkungen der medialen Berichterstattung über die Finanzkrise in Griechenland beschäftigt sich zurzeit ein Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Seminars der Leibniz Universität Hannover und der Abteilung Deutsche Sprache und Philosophie der Aristoteles Universität Thessaloniki. Die Sprachwissenschaftler Prof. Hans Bickes, Hannover, und Prof. Eleni Butulussi, Thessaloniki, untersuchen gemeinsam mit ihren Studierenden Artikel aus Zeitungen, Magazinen und anderen Medien in Deutschland und Griechenland.

Deutsche, aber auch griechische Printmedien tragen durch ihre „Meinungsmache“ dazu bei, dass das Verhältnis zwischen den beiden Ländern angespannt ist. Auf die anfangs einseitige Berichterstattung deutscher Medien über die griechische Finanzkrise reagierten die griechischen Medien mit scharfen, teilweise diffamierenden Gegendarstellungen, die soweit gingen, die gegenwärtige deutsche Politik mit der Politik Hitlers und Goebbels zu vergleichen.

Vor diesem Hintergrund haben der Sprachwissenschaftler Professor Bickes von der Philosophischen Fakultät der Leibniz Universität und Professorin Butulussi aus der Abteilung für deutsche Sprache und Philologie der Aristoteles Universität Thessaloniki mit ihren Studentinnen und Studenten ein gemeinsames Projekt entwickelt. Die deutschen und griechischen Studierenden befassen sich seit Mitte 2010 mit der medialen Berichterstattung in beiden Ländern. Während einer Tagung in Thessaloniki stellten die Studierenden vor 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ihre Ergebnisse unter dem Titel „Globale Krisen der Finanzmärkte – Hört beim Geld die Freundschaft auf?“ vor.

Die linguistischen Textuntersuchungen von Passagen der „Zeit“, der Magazine „Focus“ und „Spiegel“ sowie anderen Medien belegen, dass Griechenland durch Metaphern meist eine nur schwache Position zugestanden wird. Griechenland muss passiv auf eine Finanzhilfe warten, während Deutschland in einer aktiven Geber-Position ist. Griechenland wird als unfähig, den eigenen Staat zu führen, dargestellt. Im Vergleich dazu sei Deutschlands Staatsführung geradezu vorbildlich. Diese Rollenverteilung kann dazu beitragen, das vormals gute Verhältnis zwischen Deutschland und Griechenland zu verschlechtern. Hinzu kommt, dass in den deutschen Medien die Angst geschürt wird, Griechenlands Schuldenkrise sei eine Gefahr für den eigenen Staat. Dies erklärt nach Ansicht der Sprachwissenschaftlerinnen und –wissenschaftler emotionale und verärgerte Reaktionen der deutschen Bevölkerung auf die Finanzkrise der Griechen. 

In griechischen Medien wird im Gegenzug beispielsweise das europäische Rettungspaket als ungleiches, aber noch längst nicht entschiedenes Fußballspiel dargestellt, geforderte Sparmaßnahmen mit Begriffen wie „Desorientierung“ oder „Schlachten“ betitelt, die zu Lasten des griechischen Volkes gingen. Das gemeinsame Vorgehen der Europäischen Union wird indirekt als „Front der Wölfe“ bezeichnet. Metaphern wie diese tragen dazu bei, dass das Konfliktpotenzial sowie Vorurteile durch die Berichterstattung geschürt werden. Es gibt jedoch in beiden Ländern auch Versuche unterschiedlicher Medien, die Finanzkrise und die Reaktion der Europäischen Union darauf möglichst objektiv darzustellen. Eine Ausweitung des Projekts auf Spanien, das derzeit eine ähnliche Krise durchlebt, ist geplant.

Quelle: Leibniz Universität Hannover

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