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Kriegsfotografin Julia Leeb: Kopfrechnen hilft gegen die Angst

Archivmeldung vom 19.02.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.02.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Staatsdiener bei der täglichen Arbeit (Symbolbild)
Staatsdiener bei der täglichen Arbeit (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /OTT

Die Kriegs- und Krisenfotografin Julia Leeb hat eine ungewöhnliche Methode, bei brisanten Einsätzen mit der Angst umzugehen: "Wenn es ganz schlimm wird, fange ich an kopfzurechnen. 365 minus 12, mal 2, plus 25, geteilt durch 2 oder so etwas", sagte sie im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).

Es sei allerdings nicht so, dass sie die Gefahr suche, betonte Leeb, die für Foto- und Filmreportagen unter anderem Libyen, den Kongo, Sudan und Afghanistan bereist hat. "Aber was mich interessiert, liegt oft hinter der Angst. Da, wo schlechte Machthaber Orte absperren und Angst verbreiten, können sie in Ruhe ihren Gräueltaten nachgehen. Ein Unrecht ohne Zeugen lebt ewig. Man kann aber nicht so tun, als ob es das nicht gäbe, nur weil man es nicht sieht." Hätte sie sich deshalb für ein "normales" Leben entschieden, dann hätten diese Machthaber ihr Ziel erreicht, sie uns zum Schweigen gebracht. "Das will ich nicht."

Bei ihren Reisen empfinde sie auch gar nicht so häufig Angst, sagte Leeb weiter: "Dort herrscht volle Konzentration, weil man nur von einem Moment zum anderen lebt und arbeitet. Da kommt es darauf an zu funktionieren, deswegen ist es in dem Moment öfters gar nicht so angsteinflößend, wie es im Nachhinein scheinen mag. Manchmal kommt die Angst erst viel später."

Bei der Rückkehr nach Deutschland werde ihr stets deutlich, wie gut es sich hier leben lasse, sagte Leeb: "Das Schönste ist, dass man hier sicher ist. Dass man keine Angst hat, es werde geschossen, wenn sich ein Hubschrauber nähert. Dass man weiß, es ist kein Überfall, sondern der Postbote, wenn's klingelt. Wenn man an einer Ampel anhält, muss man keine Angst haben, dass gleich das Fenster eingeschlagen und man aus dem Wagen gezerrt wird. Wenn man an einer Straße läuft, an der viele Autos parken, muss man nicht befürchten, dass in einem davon eine Bombe versteckt ist. Wenn aber hier mal etwas passiert, weiß man, dass man ins Krankenhaus kommt. Wenn mir jemand unrecht tut, kann ich tatsächlich die Polizei rufen. Sicherheit und Frieden sind wie Gesundheit - wenn man sie hat, sind sie selbstverständlich. Wertschätzen kann man sie erst, wenn sie abhandengekommen sind." Leeb hatte im Januar ihr Buch "Menschlichkeit in Zeiten der Angst" veröffentlicht.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)


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