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Reinhold Messner: Mein Tun war kaum zu rechtfertigen

Archivmeldung vom 11.09.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.09.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Reinhold Messner (2017)
Reinhold Messner (2017)

Foto: Ptolusque
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Reinhold Messner (75), Bergsteigerlegende, bewertet seine Expeditionen aus heutiger Sicht auch kritisch: "Nach dem Tod meines Bruders habe ich an die 100 Expeditionen machen können, bin mit vielen Kletterern aus den verschiedensten Nationen unterwegs gewesen - und viele davon sind am Berg umgekommen", sagte Messner der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).

"Das macht einerseits bescheiden und respektvoll diesen Bergen gegenüber, aber es führt auch zu der Erkenntnis, dass wir das nicht verantworten können. Wir dürfen das tun, niemand soll ein Verbot von mir hören - aber wir sollten alle wissen, dass es nicht nur egoistisch ist, sondern auch den Eltern, Brüdern, Schwestern und Freunden gegenüber kaum zu rechtfertigen."

Dies sei ihm mehr und mehr bewusst geworden, sagte Messner weiter: "Natürlich war ich in ganz jungen Jahren begeistert und - solange mein Bruder noch lebte - von diesem Virus "Uns passiert nix" angesteckt. Wir hatten so ein Jung-Siegfried-Gefühl - die anderen kommen zwar ums Leben, aber uns passiert nichts. Mit dem Tod meines Bruders ist dann die Erkenntnis gekommen, dass eine Kleinigkeit reicht, und es ist vorbei."

Günther Messner war 1970 bei einer gemeinsamen Tour zum Nanga Parbat ums Leben gekommen, während sein Bruder Reinhold knapp überlebte. Heute baut Messner in der Region Schulen: "Das ist meine Wiedergutmachung für die Hilfe, die mir die Einheimischen geleistet haben." 1970 habe er sich die Zehen abgefroren und sei mehr tot als lebendig in die Täler heruntergekommen: "Die Einheimischen haben mir das Leben gerettet, also habe ich auch die Verpflichtung, ihnen in meinen älteren Jahren zu helfen, in denen ich die Möglichkeit dazu habe."

"Allein um den Nanga Parbat herum konnte ich vier Schulen errichten, die ja auch betreut werden müssen von Lehrern und Handwerkern, die die Flickarbeiten erledigen," berichtete Messner weiter. "Das sind kleine Bergschulen, die inzwischen seit Jahren funktionieren. Im letzten Jahr war ich wieder sechs Wochen lang am Nanga Parbat - einerseits um Bilder von früher aufzufrischen, ich war ja zweimal auf diesem Berg, andererseits um den Einheimischen unter die Arme zu greifen. Die allermeisten Kinder können nicht da oben bleiben, weil das Land nicht genug Nahrungsmittel hergibt. Wenn sie dann in die Ballungszentren herabsteigen, können sie wenigstens lesen, schreiben und rechnen, um nicht Sklavendienste verrichten zu müssen."

Gegenüber der NOZ kündigte Messner eine weitere große Unternehmung an: "Ich werde noch einmal um die Welt reisen, um meine Erfahrungen und Erkenntnisse zum traditionellen Bergsteigen weiterzugeben. Sozusagen um das Erbe, diese Haltung, die im Laufe von 250 Jahren Alpinismus entstanden ist, den nächsten Generationen verständlich zu machen."

Klares Bekenntnis zur Maskenpflicht

Reinhold Messner hat trotz aller Freiheitsliebe ein klares Bekenntnis zur Maskenpflicht abgelegt: "Das ist zwar aufgezwungen, aber in diesem Fall tue ich es aus der Erkenntnis heraus, dass wir nur alle gemeinsam mit dem richtigen Verhalten aus dieser Pandemie wieder herauskommen - wenn überhaupt", sagte Messner der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).

Das Ganze sei eine komplexe Angelegenheit: "Nicht einmal die Wissenschaftler wissen ganz genau, wie dieses Virus sich verhält, aber ihre Ratschläge, die über die Politik dann zu Regeln gemacht werden, sind einzuhalten. Da bin ich ausnahmsweise ganz strikt dabei, die Gesetze zu akzeptieren."

Er werde alles tun, damit ihn das Virus nicht erwische, sagte Messner weiter: "Ich bin 18-mal ohne Maske auf einen Achttausender gestiegen - da könnte es ja auch sein, dass ich anfälliger bin als andere. Ich kenne ein paar Leute, die ich für absolut fit gehalten habe, Bergsteiger sind und in der Mitte des Lebens stehen, aber nur mit äußerster Mühe knapp überlebt haben. Das Ganze ist eine ernste Angelegenheit, und die Folgeschäden sind enorm, wenn man stark davon betroffen ist."

Sein Bart bereite ihm beim Tragen der Maske keine Probleme, fügte Messner hinzu: "Die Maske geht ja über die Nase und übers Kinn, damit ist der Schnauzbart gut abgedeckt. Ich spüre da überhaupt nichts. Eher habe ich das Problem, dass die Ohren steif genug sind, damit ich die Maske über Stunden tragen kann."

In diesem Leben will sich Messner, der am kommenden Donnerstag seinen 76. Geburtstag feiert, nicht mehr vom Vollbart trennen: "Ich schau mich in der Früh im Spiegel an - aber ich frage mich nicht: Du hast einen Bart, muss das sein? Für mich ist das selbstverständlich: Ich bin ich mit diesem Bart."

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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