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Regisseur Uwe Boll: "Ich mag es extrem: Bei mir würde 'Das Traumschiff' explodieren"

Archivmeldung vom 19.03.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.03.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

An Regisseur Uwe Boll (43) scheiden sich die Geister. Jährlich wird er für die Goldene Himbeere nominiert, kürzlich erhielt er sie für "das "schlechteste Lebenswerk". Ein Triumph?'

"Solche Dinge muss man mit Humor nehmen", sagt der deutsche Filmemacher im Exklusiv-Interview mit Tele 5 und redet offen über seinen schlechten Ruf, Henry Maske als Schauspieler und beleidigte Computerspiel-Fans.

Tele 5: Herr Boll, haben Sie mit der Goldenen Himbeere für Ihr Lebenswerk gerechnet?

Uwe Boll: Ich wusste es, da gab es keine Konkurrenz (lacht). Das Witzige ist aber, dass man überhaupt gar keine Trophäe kriegt.

Wie bitte?

Es gibt nichts! Jemand sollte für mich den Preis abholen, aber der Typ von den Himbeeren sagte dann: "Damit habe ich nicht gerechnet, normalerweise kommt sowieso keiner!" Ich habe einen Brief hingeschrieben: "So geht's aber auch nicht, Leute!" Die sollen mir gefälligst noch so ein Ding schicken!

Aber Halle Barry hat doch einen für 'Catwoman' in den Händen gehalten, oder?

Sie hat vorher auch angekündigt, dass sie zu der Verleihung geht, da haben sie ihr wohl noch einen zusammengeschustert.

Trotz Ihres Rufes bekommen Sie regelmäßig Stars wie Oscar-Preisträger Ben Kingsley.

Bei Ben Kingsley hatten wir Glück: Der hat mir erzählt, dass er schon immer mal einen Vampir spielen wollte. Und er hatte genau vier Wochen Zeit, bevor er mit Polanski 'Oliver Twist' gemacht hat.

Und wie war die Arbeit mit den Stars in 'Alone in the Dark'?

Mit Slater war es einfach, ein supernetter Kerl. Und Stephen Dorff ist ein Method Actor, der, wenn er ein halbes Arschloch spielt, auch ein halbes Arschloch ist. Weil er aber mit Slater befreundet ist, hat er anständig gearbeitet. Bei ihm kann ich mir aber schon vorstellen, dass er anderen auch auf den Senkel geht. Tara Reid war noch schwieriger, weil die gern einen über den Durst getrunken hat. Gerade bei einem Actionfilm, wenn man rennen und fit sein muss, ist es schwierig mit jemandem zu arbeiten, der besäuselt ist.

Verdienen Sie prozentual an Ihren Filmen oder bekommen Sie eine Gage?

Ich bekomme eine recht niedrige Regiegage, um die 100.000 Dollar. Wolfgang Petersen bekommt etwa 5 Millionen pro Film. Aber wenn die Leute bei mir spielen, wissen sie, woran sie sind. Ich will mir nicht anhören, dass ich der große Abzocker bin. Das Geld landet auf der Leinwand und nicht bei mir oder der Boll AG.

Haben Sie sich denn mal in eine Ihrer Schauspielerinnen verliebt?

Nein, mit Schauspielerinnen habe ich es überhaupt nicht. Ich habe auch kaum Schauspieler als Freunde. Wenn man mit denen ausgeht, muss man immer bezahlen (lacht).

Welche Schwächen haben Sie?

Ich bin wenig diskutierfreudig und in Projekte, die ich nicht kontrollieren kann, schwer zu integrieren. Ich lasse mir nicht gern die Butter vom Brot nehmen. Dadurch habe ich nie eine Chance, dass mich ein großes Studio oder etwa Bernd Eichinger engagiert. Bei Tom Tykwer oder Uli Edel kann er sagen, "So wird es gemacht" - und dann machen die es so. Mit mehr Diplomatie hätte ich bestimmt schon einen Hollywoodfilm machen können, den andere finanzieren. So muss ich die Dinge selbst in die Hand nehmen und das ist anstrengender.

Fühlen Sie sich als Regisseur von der Kritik missverstanden?

Ich wurde durch die Game-Verfilmungen sehr bekannt. Dadurch wurden auch einige andere Werke von mir zu Unrecht schlecht bewertet. 'Alone in the Dark' ist ein einwandfrei gemachter Actionfilm, bei dem die Leute sagen: "Mei, der ist doch super!"

Sie haben Ihre Kritiker ja sogar mal im Ring verprügelt. Wie kam es dazu?

'Bloodrayne' kam in Amerika raus und die Kritiken war genau dieselben wie sonst. Ich war so geladen, dass ich gesagt habe, wenn mich die Kritiker fertig machen wollen, sollen sie das bitte im Ring tun. Dann habe ich in Vancouver vor tausend zahlenden Zuschauern eben vier Typen an einem Abend vermöbelt.

Sie waren selbst mal Filmkritiker. Mögen Sie Ihre ehemaligen Berufskollegen nicht?

Wenn sich Kritiken nur noch gegen meine Person richten und nicht gegen den Film, muss man das schon hinterfragen! Ein Kritiker hat auch immer Aufklärungspflicht und soll nicht nur meinungsbildend sein. Da haben einige von ihnen schon längst den Boden unter den Füßen verloren.

Woher glauben Sie, woher der Hass Ihnen gegenüber kommt?

Computerspieler reagieren grundsätzlich negativ, wenn man Projekte verfilmen will, die ihnen am Herzen liegen. Sie denken dann wohl, der Hype des Spiels wird zerstört. Es gibt aber auch viele Neidhammel, vor allem Jugendliche, die glauben, sie könnten alles besser und ein Meisterwerk aus dem Ärmel schütteln. Diese Leute verwechseln Filme anschauen und Filme machen.

Demnächst drehen Sie ein Biopic über Max Schmeling. Glauben Sie, Ihr nichtschauspielernder Hauptdarsteller Henry Maske kann einen Film tragen?

Seit acht Monaten hat Henry Maske jetzt Schauspielunterricht, und was er macht, das macht er gründlich. Er widmet dem Film einen Großteil seiner Freizeit. Ich bin überzeugt, dass sich das am Ende auszahlt. Im Grunde muss Maske nur sich selber darstellen.

Angeblich ist Heiner Lauterbach auch mit dabei...

Heiner Lauterbach will den Trainer spielen, wir müssen uns nur noch über die Gage einigen.

Ist 'Max Schmeling' ein Herzensprojekt für Sie?

Der Film ist wie eine Heimkehr, denn nach 1994 drehe ich erstmals wieder in Deutschland. Aber auch mein derzeitiges Projekt ist mir wichtig: 'Janjaweed' über den Genozid im Sudan. Dort werden seit fünf Jahren Menschen umgebracht. Da frage ich mich schon, was macht eigentlich die UNO oder die NATO? Die sehen großzügig drüber hinweg. Ein Trauerspiel!

Schauen sich Ihre Eltern eigentlich Ihre Filme an oder sind die ihnen zu gewalttätig?

Gut, sie haben es nicht so mit der Gewalt und fragen schon: "Ach komm, Junge, muss es denn immer so knallen". 'Alone in the Dark' haben sie sich angeguckt. 'Postal' auch, nur war der ihnen zu versaut und heftig. Aber ich habe es gerne so extrem. Ich bin jetzt nicht der Typ fürs 'Traumschiff'.

Das würden Sie in die Luft jagen, oder?

Die Folge würde wohl Kult werden, aber mit dem 'Traumschiff' wäre es vorbei.

Woher kommt diese total pessimistische Weltsicht?

Man kann ja Spaß im Leben haben, aber ich glaube nicht an den Fortbestand der Erde oder dass die Klimakatastrophe abgewendet wird. Wir haben in den letzten Jahren in einem Pseudo-Wachstumsrausch gelebt. Was sich bei uns in den letzten zwanzig Jahren als Anspruchsdenken entwickelt hat, ist unfassbar! Wir sind im Grunde die Generation, die die Erde zugrunde gerichtet hat. Für Optimismus gibt es also keine Veranlassung.

Alone in the Dark' am 20. März um 22.00 Uhr auf Tele 5

Quelle: Interview: Steffen Wulf, Tele 5

 

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