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Polizeipräsident kritisiert TV-Interview mit Patientenmörder Niels Högel

Archivmeldung vom 20.09.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.09.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Polizeiauto (Symbolbild)
Polizeiauto (Symbolbild)

Bild: Karl-Heinz Laube / pixelio.de

Der Präsident der Polizeidirektion Oldenburg übt scharfe Kritik an der TVnow-Serie "Der Todespfleger", in der Patientenmörder Niels Högel selbst über seine Taten spricht. "Es ist ein Schlag ins Gesicht der Opferangehörigen, ihn öffentlich sprechen zu lassen", sagte Johann Kühme, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).

Kühme weiter: "Sein Motiv war die Geltungssucht, und jetzt darf er sich schon wieder als wichtig empfinden. Er ist im Fernsehen, es wird sogar mit ihm geworben." Kühme: "Das unterstützen wir als Polizei auf keinen Fall." Weil das Interview gegen einen Vertrag verstoße, habe er die Beiträge der Polizei aus der Doku entfernen lassen, teilte Kühme mit.

Der RTL-Streamingdienst TVnow stellt ab diesem Montag die vierteilige Doku-Serie "Der Todespfleger" bereit; beworben wird sie über das Interview mit dem Serienmörder, der bis 2005 mindestens 91 Patienten der Kliniken in Oldenburg und Delmenhorst getötet hat.

Kühme kritisierte auch die Vermarktung der Serie, die der Streaming-Dienst als "packendes Telefoninterview aus der JVA Oldenburg" ankündigt. "Das ist ein Werbefaktor, und den finde ich sehr fragwürdig und problematisch", sagte der Polizeipräsident. "So nach dem Motto: Hier erfahren Sie, welche Sorgen er hatte und was seine Gründe waren. Wann hat man schon mal die Gelegenheit, einen echten Mörder zu hören?" Gerade bei dieser Mordserie, deren tatsächliche Opferzahl die bewiesene mutmaßlich deutlich übertrifft, verbiete sich so ein Marketing. Kühme: "Högel hat unendliches Leid bei Opfern und den Angehörigen ausgelöst." Zur Glaubwürdigkeit des Mörders sagte der Polizeipräsident: "Bislang hat Niels Högel überwiegend die Unwahrheit gesagt - und immer nur das eingeräumt, was wir ihm nachweisen konnten."

Die Oldenburger Polizei hat ihren Beitrag zur Dokumentation wegen des Interviews mit Högel zurückgezogen: "Wir sind schon oft von verschiedenen Produktionsfirmen angefragt worden und haben das immer vertraglich geregelt: Sobald Niels Högel als Person in Erscheinung tritt - über Bild, Ton oder Telefon, wie auch immer -, dann machen wir nicht mit", sagte Kühme. Auch in diesem Fall sei so ein Vertrag abgeschlossen worden. "Als wir später mitbekommen haben, dass ein Interview mit Högel stattgefunden hat, haben wir sofort auf den Vertrag hingewiesen - und darauf bestanden: Alles, was wir beigetragen haben, muss herausgeschnitten werden."

Auch Karsten Krogmann, Sprecher des Opferhilfevereins Weißer Ring, argumentiert gegen eine Beteiligung des Täters an der Serie: "Högel ist nicht nur ein verurteilter Serienmörder, er ist auch ein gutachterlich diagnostizierter Lügner. Er hat der Polizei, den Richtern und vor allem den Angehörigen seiner Opfer immer wieder ins Gesicht gelogen", so Krogmann in der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Mit jemandem wie Högel spricht man nicht, jedes weitere Wort von ihm ist ein Schlag ins Gesicht der Angehörigen der vielen Toten." Krogmann hat den Fall Högel als Journalist begleitet und ein Buch darüber geschrieben; auch in der TVnow-Doku kommt er zu Wort.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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