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Zähneknirscher sind Selbstzerstörer

Archivmeldung vom 02.02.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.02.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Nur etwa eine Stunde lang brauchen wir unsere Zähne am Tag zum Essen. Viele Menschen beißen sie jedoch auch sonst zusammen und kauen auf Problemen herum. Das hat Folgen - nicht nur für das Gebiss.

Vor allem nachts werden Probleme buchstäblich immer und immer wieder durchgekaut. «Häufig bemerkt man die Aktivitäten im Schlaf erst dann, wenn die Zähne darunter leiden und starke Abnutzungserscheinungen zeigen oder wenn die vom Knirschen ausgelösten Spannungsschmerzen der Kopf- und Nackenmuskulatur unerträglich werden», erklärt Dr. Oliver Ahlers, Experte der Initiative Pro Dente und zahnärztlicher Leiter des CMD-Centrums Hamburg-Eppendorf.

Gründe für das ständige Pressen, Beißen und Knirschen sind zumeist im seelischen Bereich zu suchen. Die Spannungen ungelöster Probleme, Belastungen, Ärger und Sorgen übertragen sich nicht nur auf Schulter-, Nacken- oder Stirnmuskulatur, wo sie unter anderem Kopfschmerzen, Seh- und Konzentrationsstörungen sowie schmerzhaften Muskelhartspann hervorrufen, sondern auch auf die Kaumuskulatur. Durch Knirschen, Beißen und Zungendrücken wird der innere Druck unkontrolliert und meist völlig unbewusst an den Kauapparat weitergegeben. Meist sind Frauen betroffen, denn sie fressen Stress öfter als Männer in sich hinein.

Übermäßiges nächtliches Zähneknirschen, in der Fachsprache Bruxismus genannt, kann aber auch mit Störungen im Zusammenbiss der Zahnreihen zusammenhängen. Experten sprechen in diesem Fall von Craniomandibulären Dysfunktionen (CMD), die zu den häufigsten zahnmedizinischen Erkrankungen zählen und die Auswirkungen von Fehlstellungen zwischen Schädel (Cranium) und Unterkiefer (Mandibula) bezeichnen. Sie seien besonders schwer als Ursache für Beschwerden auszumachen, sagt Ahlers.

Oft führen fehlende Zähne, die nicht ersetzt werden zu umfangreichen Funktionsstörungen. Bereits ein fehlender Zahn belastet das ausgewogene Verhältnis der Zahnreihen, der Kaumuskulatur und des Kiefergelenkes. Die Nachbarzähne kippen in die Lücke hinein und werden schief oder wachsen aus dem Kiefer heraus, weil der Gegenzahn fehlt. Die Bissverhältnisse stimmen nicht mehr, und die Belastungen im Kiefer verändern sich.

Die CMD werden mit verstärkter Muskelaktivität beantwortet, wie Ahlers erläutert. Weiterhin können orthopädische Probleme wie Fehlhaltungen und Fehlfunktionen der Halswirbelsäule zugrunde liegen. Diese führen tagsüber zu erhöhter muskulärer Aktivität, die sich verselbstständigen kann und so auch nachts überhöhte Muskelanspannungen verursacht.

Das Zähneknirschen kann ein vorübergehendes Phänomen sein und zum Beispiel nach Ende einer akuten Stressperiode, wie etwa eines Examens, wieder verschwinden. Es gibt aber auch Fälle, in denen sich die anfängliche Angewohnheit zu einer schwer beherrschbaren Erkrankung auswächst und die Betroffenen ohne fremde Hilfe nicht mehr zurechtkommen. Ahlers hat schon erlebt, dass Patienten so schlimme Schmerzen hatten, dass sie nicht mehr leben mochten.

Der Experte unterscheidet zwischen Pressen und Knirschen. Beim Pressen entstehen zwar schädliche Veränderungen der Muskeln, die Zähne kommen aber zunächst «ungeschoren» davon. Beim Knirschen dagegen kann die Zahnhartsubstanz durch den Abrieb teilweise so massiv geschädigt werden, dass die Aussprache nachhaltig beeinträchtigt wird und sich die Kieferstellung verändert. Zudem werden beim Knirschen leicht die Ränder von Zahnfüllungen beschädigt, was die Entstehung von Karies begünstigt.

Zahnärzte passen Betroffenen Aufbeiß-Schienen aus Plastik an, die helfen, die Zähne zu schonen. Diese Knirscherschienen, die überwiegend nachts getragen werden, verhindern das Aneinanderreiben der Zähne und schützen so den Knirscher vor sich selbst. Empfehlenswert sind auch Entspannungstechniken, um Körper und Psyche wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Die Initiative Pro Dente hat auf ihrer Internetseite einen «CMDcheck» zusammengestellt, der Betroffenen dabei helfen kann, solche Störungen frühzeitig zu erkennen. Der Check besteht aus sechs Tests, die durch kurze Videos auf dem Portal der Initiative erklärt werden. Sie können zu Hause vor dem Spiegel ausgeführt werden. Dabei können Betroffene zum Beispiel prüfen, ob ihre Kiefer beim Öffnen des Mundes knacken oder die Zähne beim Zusammenbeißen gleichzeitig aufeinandertreffen.

Hinweisgeber auf eine CMD können auch eine eingeschränkte Unterkieferbeweglichkeit, Schmerzen in der Ohr- und Kiefergelenkregion sowie Gleichgewichtsstörungen oder Schwindelgefühle sein. Ziel des neuen Tests ist es, die CMD schon im Frühstadium zu erkennen.

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