Kassenpatienten warten oft doppelt so lange auf Termin

Bild: Albrecht E. Arnold / pixelio.de
Kassenpatienten warten deutlich länger auf Facharzttermine als Privatversicherte. Das zeigt eine umfassende Datenanalyse des "Spiegel". Ausgewertet wurden fast 24.000 Suchergebnisse auf der Plattform Doctolib.
Gesetzlich Versicherte warten demnach bei vielen Facharztgruppen doppelt
so lange auf einen Termin wie Privatversicherte - in manchen Fällen
sogar drei- bis viermal so lange. Besonders gravierend ist laut
"Spiegel"-Analyse der Unterschied bei Lungenfachärzten: Zum Zeitpunkt
der Erhebung warteten Kassenpatienten durchschnittlich 129 Tage, also
mehr als vier Monate, auf einen Termin, während Privatversicherte diesen
bereits nach 35 Tagen erhielten.
Ähnliche Diskrepanzen zeigen
sich bei anderen der zwölf untersuchten Facharztgruppen. Einzige
Ausnahmen sind Kieferorthopäden und Kinderärzte, bei denen die
Wartezeiten für beide Patientengruppen nahezu gleich sind. Die Analyse
zeigt zudem, dass Kassenpatienten deutlich seltener konkrete Termine
angeboten bekommen. Oft stoßen sie auf Hinweise wie "Wir geben
stufenweise weitere Termine für die Online-Buchung frei. Versuchen Sie
es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal." Diese Nachricht taucht bei
den meisten Facharztgruppen deutlich häufiger auf, wenn als
Kassenpatient online nach Terminen gesucht wird.
Ein weiterer
zentraler Befund der "Spiegel"-Recherche: Selbst bei Ärzten, die sowohl
gesetzlich als auch privat Versicherte behandeln, erhalten
Privatpatienten bevorzugt frühere Termine. Dies deutet auf eine
systematische Benachteiligung hin, die wirtschaftlich motiviert sein
könnte.
Quelle: dts Nachrichtenagentur