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Übergewicht nicht immer von Nachteil

Archivmeldung vom 05.06.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.06.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Thommy Weiss / PIXELIO
Bild: Thommy Weiss / PIXELIO

Der Leiter der Adipositas Ambulanz des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum AdipositasErkrankungen (IFB), Dr. Mathias Faßhauer, relativiert Ergebnisse des Statistischen Bundesamtes, nach denen die Deutschen immer dicker werden.

Frage: Herr Faßhauer, mehr als jeder zweite in Deutschland hat Übergewicht, meldet das Statistische Bundesamt gestern. Damit ist auch klar, die Deutschen sind in den letzten zehn Jahren immer dicker geworden, wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Dr. Faßhauer: Zunächst muss man unterschieden zwischen denen, die nur übergewichtig sind, also einen BMI zwischen 25 und 30 haben und denen, die stark übergewichtig sind, also einen BMI ab 30 haben und damit eher für uns als Ärzte relevant sind. Es gibt mittlerweile Studien, die zeigen, dass Menschen mit leichtem Übergewicht im Fall einer schweren Erkrankung höhere Überlebenschancen haben, weil sie auf mehr Reserven zurückgreifen können. Starkes Übergewicht kombiniert mit einem großen Bauchumfang ist jedoch in der Tat häufig bedenklich.

Frage: Heißt das, ein paar Kilo zu viel sind gar nicht so schlimm?

Dr. Faßhauer: Pauschal kann man das nicht sagen. Es ist vor allem immer eine Frage der Fettverteilung. Sitzt das Fett am Hintern oder an den Oberschenkeln ist es wahrscheinlich, dass auch einige Kilos über Normalgewicht keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen nach sich ziehen. Sitzt das Fett am Bauch, an oder noch schlimmer in den Organen, können schon wenige Kilos zu erheblichen Folgeerkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck führen.

Frage: Gibt es eine Möglichkeit den eigenen Risikograd zu ermitteln?

Dr. Faßhauer: Der BMI ist ein erster Anhaltspunkt. Ein BMI über 30 kombiniert mit einem Verhältnis des Taillenumfangs zum Hüftumfang bei Frauen über 0,85 und bei Männern über 1 könnte ein Warnzeichen sein. Kommen Erkrankungen wie Bluthochdruck, Zuckerkrankheit und Atembeschwerden dazu ist das ein deutliches Anzeichen für krankhaftes Übergewicht. Ab einem BMI von 35 steigt die Wahrscheinlichkeit für diese sogenannten Folgeerkrankungen dann sehr steil an.

Frage: Woher kommt es, dass das Gewicht der Menschen weiter ansteigt, im Grunde wird doch ständig und überall über gesunde Ernährung geredet?

Dr. Faßhauer: Das sind auch die zentralen Fragen mit denen wir uns im IFB AdipositasErkrankungen beschäftigen. Auch wenn wir schon seit einigen Jahren über Adipositas, also krankhaftes Übergewicht forschen, stehen wir bei vielen Fragen immer noch am Anfang. Wir wissen zwar, dass die Menschen weniger essen und sich mehr bewegen müssen um abzunehmen, aber warum einige das schaffen und andere nicht, das wissen wir zum Beispiel noch nicht.

Frage: Heißt das, Übergewicht ist in erster Linie eine Frage der Psyche?

Dr. Faßhauer: Nein, die Psyche spielt eine große Rolle, aber sie ist nicht losgelöst zu betrachten. Wird sie von Hormonen negativ beeinflusst, dann wäre es eine endokrinologische Ursache, von Genen, von der Sozialisation und dem Lernverhalten, von Neurotransmittern, von Stoffwechselvorgängen? Es gibt so viele mögliche Ursachen, die dazu führen, dass Menschen leicht, stark oder krankhaft übergewichtig werden. Wir müssen vor allem herausfinden, für wen das Übergewicht wirklich gesundheitlich riskant ist und bei wem es einfach nur ein äußeres Merkmal ist. Nicht für jeden ist Übergewicht ein gesundheitlicher Nachteil.

Quelle: Universitätsklinikum Leipzig AöR

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