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Verbot für Tiermehl soll aufgehoben werden - BSE zurück auf deutschen Tellern?

Archivmeldung vom 08.08.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.08.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Erst wenige Jahre ist es her, dass Tiermehl als Auslöser von BSE in Verdacht geriet und als Futtermittel in der Landwirtschaft verboten wurde. Nun aber soll dieses Verbot wieder aufgehoben werden.

Der Grund: Tiermehl wurde von den Landwirten weitgehend durch Sojaschrot ersetzt, das von Billiganbietern aus dem Ausland inzwischen jedoch überwiegend gentechnisch verändert angebaut wird. Für diese "gentechnisch veränderten Organismen", kurz GVO genannt, herrschen in der EU jedoch ebenfalls strenge Einsatzbeschränkungen. Natürlich gibt es Alternativen zu Tiermehl und GVO als Eiweißquelle für Rinder, Schweine und Geflügel. Die aber sind nicht zu Billigpreisen und in ausreichenden Mengen zu haben. Der Deutsche Bauernverband (DBV) befürchtet deswegen einen Rückgang der deutschen Schweinefleischproduktion in den nächsten zwei Jahren um 35 %. Aber kann dies rechtfertigen, das Verbot für Tiermehl aufzuheben und den Weg für neue BSE-Fälle zu ebnen? Stellt man damit nicht die finanziellen Interessen der Landwirtschaft über die des Verbraucherschutzes?

Kurz zur Erinnerung: Da Tiermehl als Infektionsquelle für BSE im Verdacht steht, ist seit dem Jahr 2000 das Verfüttern von Tiermehl und Tierfett an Nutztiere EU-weit sowie der Export dieses Materials strengstens verboten. Denn an der Bovinen Spongiformen Enzephalopathie (BSE), auch Rinderwahn genannt, erkrankten damals massenhaft Rinder vor allem in Großbritannien, aber auch in Deutschland. Darüber hinaus ist nicht auszuschließen, dass beim Menschen der Verzehr von verseuchtem Rindfleisch zur Creuzfeldt-Jakob-Krankheit führen kann. Auch fast zehn Jahre nach der BSE-Krise gibt es immer noch BSE-Fälle. Allein in Deutschland sind in den letzten acht Jahren mehr als 400 BSE-Krankheitsfälle bei Rindern offiziell bestätigt, wobei die Dunkelziffer höher sein dürfte. Erst im April 2008 starben in der Europäischen Union erneut zwei junge Menschen an der menschlichen Variante des Rinderwahnsinns BSE, der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit.

Noch vor drei Jahren hielt die Bundesregierung daher an dem Verbot für Tiermehl fest. Sie schrieb auf eine kleine Anfrage der FDP: "Das Verbot der Verfütterung von tierischem Fett an Nutztiere sollte nach Auffassung der Bundesregierung bestehen bleiben, bis sichere Erkenntnisse vorliegen, die ein BSE-Risiko ausschließen. [...] Auch am Tiermehlverfütterungsverbot muss festgehalten werden.". Und jetzt? Ist das Tiermehl nun plötzlich wieder unbedenklich? Nein, denn bisher liegen keinerlei neue Erkenntnisse vor.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes Gerd Sonnleitner fordert die Regierung dennoch auf, das Verfütterungsverbot von Tiermehl aufzuheben, zumindest für Schweine und Hühner. Mit dieser Forderung stößt er auf offene Ohren. Denn Deutschland sowie die EU planen tatsächlich die Aufweichung des Verbotes noch in diesem Jahr. Landwirtschaftsminister Horst Seehofer sagte im Mai 2008: "Ich trete dafür ein, dass wir beim Tiermehl, jedenfalls was Nichtwiederkäuer betrifft, lockern". Das hieße, dass Tiermehle wieder in die Nahrungskette kämen. Auch wenn sich diese Neuregelung auf Schweine und Geflügel beschränken soll, erscheint das fragwürdig. Denn jüngste Gammelfleischskandale zeigen, wie schwer es ist illegale Machenschaften zu kontrollieren. Ist Tiermehl erst einmal offiziell im Umlauf, ist damit zu rechnen, dass es als preiswerte Eiweißquelle über dunkle Kanäle auch wieder unbemerkt an Rinder verfüttert wird.

Wieso also ist nun wieder eine Lockerung des Verbotes geplant? Futterkrise hin oder her, muss der Verbraucherschutz nicht oberste Priorität haben? Die Beschränkung der Zulassung auf Schweine und Geflügel kann kein ausreichender Schutz sein. Erst kürzlich wieder entdeckte die Organisation foodwatch e.V., dass die "SubsTrade GmbH" 500 Tonnen Tiermehl der "Kategorie 2" nach Malaysia verschifft hatte. Offiziell war die Ware als Düngemittel deklariert, vor Ort aber sollte das Material an Tiere verfüttert werden [6]. Und das, obwohl Seehofer noch im April 2007 in einem Schreiben an foodwatch versichert hat, dass Kategorie-2-Material "unter strengen Sicherheitsvorkehrungen behandelt und beseitigt" werde.

Sollte es zu einer Aufhebung des Tiermehlverbotes kommen, können nach den jüngsten Gammelfleisch-Skandalen wieder zunehmend BSE-Fälle auftreten. Oft reichen wenige schwarze Schafe, um die Gesundheit von Tier und Mensch zu bedrohen. Für den einen oder anderen vielleicht mit fatalen Folgen. Denn die Creuzfeldt-Jakob-Krankheit endet für den Menschen tödlich.

Quelle: MY FOOD MANAGEMENT CONSULTING GmbH

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