Google-Forscher rechnet mit baldigem Einsatz von Quantencomputern
Der Leiter des Quantencomputer-Labors von Google, Hartmut Neven, rechnet damit, dass seine neuartige Technologie noch vor 2030 eingesetzt wird. Als erstes könnten chemische Moleküle simuliert werden, sagte Neven dem "Spiegel". "Das wird uns helfen, neue Wirkstoffe für Medikamente zu finden. Oder beim Bau besserer Solarzellen, Wasserfilter oder Batterien für E-Autos."
Quantencomputer bestehen aus sogenannten Qubits, die anders als
herkömmliche Bits nicht nur Null und Eins, sondern eine Vielzahl an
Zuständen einnehmen. So sollen sich bestimmte Rechnungen deutlich
schneller ausführen lassen. Zahlreiche Unternehmen und Forschungsgruppen
arbeiten an der Technologie. Der jüngste Quantenchip von Google besteht
laut Neven aus 105 Qubits, die zusammen einen weitgehend stabilen,
sogenannten logischen Qubit bilden. Für erste praxisrelevante Aufgaben
benötige man etwa 60 logische Qubits.
Neven hält Quantencomputer
und künstliche Intelligenz für die beiden "transformativsten" Techniken,
"die wir in unserer Lebenszeit erleben". Künftig könnten sie in
Rechenzentren parallel laufen und sich so ergänzen. "Viele Probleme kann
eine KI allein selbst auf dem besten Supercomputer nicht lösen, im
Zusammenspiel mit Quantenrechnern dagegen schon."
Mit
Quantencomputern will der Google-Forscher auch das menschliche
Bewusstsein ergründen. Dazu arbeitet er an einem Experiment, bei dem ein
Quantenrechner mit einem Gehirn verbunden wird. Noch sei das technisch
allerdings nicht möglich. "Wenn meine Hypothese stimmt, sollten Sie in
diesem Set-up merken: Wow, meine Erfahrung ist reicher geworden", sagte
Neven. "Vielleicht schmeckt der Kaffee plötzlich intensiver und das Rot
erscheint röter."
Quelle: dts Nachrichtenagentur