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Ex-Nokianer stecken 200 Mio. Euro in eigenes Handy

Archivmeldung vom 04.10.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.10.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Neues Handy: im November aus dem Sack (Foto: pixelio.de, Peter Strauch)
Neues Handy: im November aus dem Sack (Foto: pixelio.de, Peter Strauch)

Jolla, ein von ehemaligen Nokia-Mitarbeitern gegründetes Start-up, hat 200 Mio. Euro von Unternehmen aus dem Telekom-Umfeld eingesammelt, um das von Nokia fallengelassene Betriebssystem MeeGo weiterzuentwickeln. Das erste Jolla-Smartphone mit der modifizierten Software, das jetzt provisorisch "Sailfish" heißt, soll schon im November dieses Jahres auf den Markt kommen. Details zum Handy sind derzeit noch nicht bekannt. Im Frühjahr sollen weitere 50 Mio. Euro an Kapital akquiriert werden, unter anderem um Forschung und Entwicklung mit Standorten in Hongkong und anderswo in China zu stärken, wie das Wall Street Journal berichtet.

Apple und Googles Android haben laut Marktforscher Gartner im zweiten Quartal 2012 über 80 Prozent des Smartphone-Marktes unter sich ausgemacht. Bei den Hardware-Herstellern machen nur Apple und Samsung gute Geschäfte. Trotzdem glaubt Jolla-CEO Jussi Hurmola, dass viele Smartphone-Hersteller sich nach einer alternativen Plattform sehnen. Mitgrund dafür sei auch die Verunsicherung durch die Patentklage-Orgien zwischen den marktbeherrschenden Akteuren. Jolla selbst habe hier nichts zu befürchten, die eigenen Patente seien gut abgesichert und kopiert habe das Start-up auch niemanden.

"Das schützt aber nicht vor Klagen. Ein Newcomer in diesem heiß umkämpften Markt braucht sehr tiefe Taschen. Die Anwälte verdienen in dieser Branche derzeit am meisten. Gäbe es wirklich Bedarf an einem dritten Player am Markt, dann wäre Windows erfolgreicher, aber nicht einmal Microsoft hat derzeit Erfolg. Außerdem reicht der Fokus auf Smartphones heute nicht mehr aus. Auch Tablets, Konsolen und TV-Geräte müssen ins Auge gefasst werden. Das hat schon Nokia nicht verstanden. Zudem sind die bestehenden Ökosysteme samt ihrer Verflechtungen und Abhängigkeiten sehr stark", sagt Karim Taga, Managing Director von Arthur D. Little Austria, im Interview mit pressetext.

Mutiger Ansatz

Zumindest auf der Software-Seite arbeitet Jolla schon länger daran, dass Sailfish auch auf Tablets und Fernsehgeräten funktioniert. Das Start-up lässt sich nicht unterkriegen. zehn Mio. Euro eigenes Kapital stecken in den laufenden Projekten. Das Betriebssystem soll umsonst an andere Hardware-Hersteller abgegeben werden, Geld soll es lediglich durch die Lizenzierung eigener Technologien im Bereich User-Inteface und Software-Features durch Konkurrenten einbringen. Auch mobile Werbeeinnahme sind als künftige Einnahmequelle angedacht. Sailfish soll auch auf älterer Hardware problemlos laufen.

"Die Kosten werden auf jeden Fall hoch sein. Ich sehe das Vorhaben eher kritisch. Aber mit Glück kann sich zumindest das Betriebssystem durchsetzen. Wenn einige große Hersteller aufspringen, kann das schon reichen", so Taga. Um die Chancen zu verbessern, setzt Jolla laut seinem CEO auf die Kompabilität zu Android-Apps. Das wäre zumindest im Bereich App-Angebot ein großer Fortschritt, der den Start beschleunigen kann.

Quelle: www.pressetext.com/Markus Keßler

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