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Börsen-Zeitung: Der Puszta-Faktor

Archivmeldung vom 17.11.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.11.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Sechs Quartale in Folge hat die BayernLB ein positives Ergebnis vorlegen können. Diese Serie ist nun gerissen. Rückstellungen von über 100 Mill. Euro für einen auf zweifelhafter gesetzlicher Grundlage verordneten Tausch von Fremdwährungskrediten in Ungarn haben die Landesbank in die Verlustzone gedrückt. Hinzu kommen die Bankenabgaben, Abschreibungen auf griechische Bonds sowie Gegenwind bei den im Fair Value erfassten Marktwerten. In Summe will Landesbanken-Chef Gerd Häusler nun nicht mehr garantieren, dass 2011 ein positives IFRS-Konzernergebnis ausgewiesen wird - obwohl nach neun Monaten ein Vorsteuergewinn von 152 Mill. Euro zu Buche steht.

Und wenn es ganz dumm läuft, dann drohen auf Jahressicht selbst im HGB-Einzelabschluss rote Zahlen. Denn die BayernLB stellt sich darauf ein, im Schlussquartal aus naheliegenden Gründen eine Buchwertabschreibung auf ihre Ungarn-Tochter vorzunehmen. Einen mittleren dreistellige Millionenbetrag könne dies im HGB-Zahlenwerk ausmachen, so Finanzvorstand Stephan Winkelmeier. Da es im Gegensatz zur IFRS-Bilanzierung nicht zu so hohen Abschlägen im Fair Value kommt, ist der Ergebnispuffer sehr viel größer. Wenn's gut läuft, könnten also doch ein paar Euro für die leidgeplagten Kapitalgeber der BayernLB übrig bleiben.

Die dürften sich inzwischen daran gewöhnt haben, dass die Landesbank kaum einen Fettnapf auslässt. Das Puszta-Desaster kann man den Verantwortlichen von heute aber kaum anlasten - zu absurd ist das, was der rechtspopulistische Regierungschef Viktor Orban in Budapest veranstaltet. So verständlich das Ansinnen auch ist, seinem durch Fremdwährungskredite gebeutelten Wahlvolk Linderung zu verschaffen - die Verabschiedung eines Zwangsumtausch-Gesetzes zu Lasten der Banken stellt einen Eingriff in privatwirtschaftliche Kreditverträge dar, der nicht Bestand haben darf. Auch wenn es sich de facto um eine Enteignung handelt, soll die Angelegenheit auf der Prioritätenliste in Brüssel etwas weiter hinten rangieren - die Schuldenkrise besitzt viele Facetten.

Dabei ist es um Ungarn derzeit schlecht bestellt. Über den Kapitalmarkt kann sich das Land kaum noch refinanzieren, der Bonität droht Ramsch-Status, der Forint wertet weiter ab, die Staatsverschuldung ist im dritten Quartal von 75% auf 82% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gestiegen. Den IWF hatte Orban rausgeschmissen, weil er sich nicht an die Sparauflagen halten wollte. Angesichts katastrophaler Kennzahlen kann der nächste Hilferuf nicht mehr fern sein.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)

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