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Corona-Krise legt Zukunftsplanung vieler Mittelständler auf Eis

Archivmeldung vom 17.12.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.12.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Roman Ibeschitz / pixelio.de
Bild: Roman Ibeschitz / pixelio.de

Die Unternehmen in Deutschland sind im Corona-Jahr 2020 plötzlich mit existenziellen Problemen beschäftigt und legen ihre Zukunftsplanung auf Eis - auch hinsichtlich der Übergabe an die nächste Generation.

Erstmals im Nachfolge-Monitoring von KfW Research ist im Jahr 2020 bei mehr als der Hälfte (51%) der kleinen und mittleren Unternehmen unklar, ob und wann das Unternehmen an eine Nachfolgerin bzw. einen Nachfolger übergeben werden soll. In den Vorjahren blieben mit Anteilen zwischen 41 und 45% deutlich weniger Mittelständler unkonkret im Hinblick auf ihre Nachfolgeplanung.

Unter allen 3,9 Millionen Mittelständlern in Deutschland streben aktuell 33% (Vorjahr: 37%) eine Nachfolgelösung an. Weitere 16% (18%) steuern auf die Stilllegung zu. Eine etwaige, durch die Corona-Krise ausgelöste Verschiebung zwischen Nachfolge und Stilllegung ist zumindest im Vergleich der Jahresdaten 2019 und 2020 nicht zu erkennen - relativ betrachtet sind die Rückgänge ungefähr gleich stark. Allerdings liefert eine Detailbetrachtung Indizien dafür, dass mit zunehmender Krisendauer das Risiko für Stilllegungen steigt: In den Daten nach dem Lockdown ab April zeigt sich nicht nur eine Zunahme der Unsicherheit, sondern gegenüber der Stichprobe aus Februar/März auch eine Verschiebung von Nachfolge- zu Stilllegungsplänen. Der Anteil von Nachfolge planenden Unternehmen sinkt von 39 auf 31%, während der Anteil potenzieller Stilllegungen von 14 auf 17% steigt. Es handelt sich bei dieser Tendenz zur Stilllegung um eine Momentaufnahme mit eingeschränkter Datenbasis. Dennoch ist davon auszugehen, dass dieses Muster sich verfestigt, je länger pandemiebedingt Konjunktur- und Umsatzschwäche anhalten.

Doch auch wenn durch die Krise die Wahrscheinlichkeit von Stilllegungen steigen dürfte, gemessen an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ergibt sich im aktuellen KfW-Nachfolge-Monitoring ein überwiegend positives Bild: Zum einen halten zumindest Unternehmerinnen und Unternehmer, deren Rückzug kurz bevorsteht, weiter an ihren Übergabeplänen fest. Es sind eher die Mittelständler mit etwas längerem Zeithorizont, die ihre Planungen aussetzen. Zum anderen sind angestoßene Nachfolgeprozesse bisher noch gut in der Spur: Die 260.000 für die nächsten zwei Jahre vorgesehenen Übergaben sind zur Hälfte fertig verhandelt, bei einem weiteren Drittel laufen die Verhandlungen. Das sind Bestwerte im KfW-Nachfolge-Monitoring, die auch einer guten Vorbereitung im Vorfeld der Corona-Krise zu verdanken sind.

Ein Grundproblem der Unternehmensnachfolge jedoch wird durch die Corona-Krise noch verschärft: Es mangelt wegen ungünstiger Demografie und schwachem Gründergeist ohnehin an unternehmerischem Nachwuchs. Die Zahl der Übernahmegründungen stagniert laut KfW-Gründungsmonitor schon seit längerem bei nur ca. 70.000 pro Jahr (2019: 67.000). Für das Krisenjahr 2020 lassen Vorabdaten aus der laufenden Erhebung des KfW-Gründungsmonitors zudem einen Rückgang der Übernahmegründungen befürchten. Übernahmegründerinnen und -gründer haben überdurchschnittlichen Finanzierungsbedarf und spüren die finanziellen Risiken der Gründung besonders stark. Sie befürchten zudem öfter, dass die Selbstständigkeit ihre Familie belastet.

"Bisher dürften trotz Corona-Krise die meisten kleinen und mittleren Unternehmen an ihren Nachfolgeplänen festgehalten haben, denn der Mittelstand ist gut vorbereitet in die Krise gegangen. Doch mit zunehmender Krisendauer steigt das Risiko von Stilllegungen anstelle einer geordneten Übergabe. Das Gelingen des Generationenwechsels im Mittelstand hängt klar von Schwere und Verlauf der Corona-Krise ab", sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. Würden beispielsweise Planungen mittelfristig anstehender Übergaben zu lange aufgeschoben, schwänden die Erfolgschancen. "Eine gelungene Unternehmensnachfolge erfordert einen mehrjährigen Planungsvorlauf. Und selbst weit fortgeschrittene Verhandlungen können - mit der Ziellinie im Blick - noch an drastisch veränderten Rahmenbedingungen scheitern."

Entscheidend sei deshalb, dass die Unternehmen möglichst schnell nicht mehr (nur) mit akuter Existenzsicherung beschäftigt sind und sich wieder um wichtige Zukunftsthemen kümmern können. "Die aktuellen Fortschritte bei der Impfstoffentwicklung sind auch für die Unternehmensnachfolge sehr wichtig, da eine wirtschaftliche Erholung wieder höhere Priorität für die Vorbereitung von Nachfolgen zulässt. In der Zwischenzeit sind staatliche Hilfen, die weiterhin die Liquidität mittelständischer Unternehmen sichern und zudem politische Entschlossenheit auf dem Weg aus der Krise signalisieren, ein zentraler Baustein. Der zweite Baustein ist die Aktivierung und Unterstützung von potenziellen Übernahmegründerinnen und -gründern. Denn die Kombination aus ungünstiger Demografie und nachlassendem Gründergeist bedeutet, dass der Bedarf an Nachfolgerinnen und Nachfolgern auf Jahre größer als das Angebot sein wird."

Quelle: KfW (ots)


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