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Neue Lösskarte Europas - Verbreitung des fruchtbaren Bodens erstmals seit Jahrzehnten wieder aktualisiert

Archivmeldung vom 17.11.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.11.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Europäische Lösskarte von 2007. Quelle: Dagmar Haase/UFZ
Europäische Lösskarte von 2007. Quelle: Dagmar Haase/UFZ

Die Verbreitung von Löss-Sedimenten in Europa ist zum ersten Mal seit 75 Jahren in einer digitale Europakarte erschienen. Die Geografin Dagmar Haase vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) vollendete damit die Arbeit verschiedener Forscher, die bereits in den 70er und 80er Jahren begonnen hatten, die letzte umfassende Bestandsaufnahme von Rudolf Grahmann zu überarbeiten, die 1932 in den Mitteilungen der Gesellschaft für Erdkunde in Leipzig erschienen war.

Löß-Schwarzerde-Bodenprofil in Bad Lauchstädt/Sachsen-Anhalt. Foto: Norma Neuheiser/UFZ
Löß-Schwarzerde-Bodenprofil in Bad Lauchstädt/Sachsen-Anhalt. Foto: Norma Neuheiser/UFZ

Haase und Kollegen erstellten die neue Karte im Maßstab 1:2.500.000 mit Hilfe moderner digitaler Informationssysteme.

Egal ob kalkgrau oder dunkelschwarz - Lösssedimente und deren Böden sind weltweit von besonderer Bedeutung für die Landwirtschaft da sie zu den fruchtbarsten ihrer Art überhaupt zählen. Die Qualität eines Bodens wird in Deutschland mit einer so genannten Bodenwertzahl angegeben, für deren Höchstwert von 100 der Lössboden bei Eickendorf in der Magdeburger Börde Pate stand.

Lösssedimente und ihre Böden bedecken etwa ein Zehntel der Erde. In Europa ist Löss ein staubiges Produkt der eiszeitlichen Vergletscherung. Das sehr feine und damit leichte Material wurde während der Kaltzeiten aus vegetationslosen Regionen am Rande der Gletscher ausgeweht und in Regionen mit dichterer Vegetation wieder abgelagert. Löss besteht größtenteils aus Quarzkörnern und Kalk. Die sehr kleinen Körner sorgen für eine gute Durchlüftung, Wasserspeicherung und Mineralienreichtum. Deshalb entstehen aus Löss so ertragreiche Böden wie die Schwarzerden der Börden, die aber auch besonders empfindlich gegen Erosion sind. Daher ist es wichtig zu wissen, wo sich diese fruchtbaren und schützenswerten Böden und Sedimente genau befinden.

Bereits 1966 entschied sich die damalige Löss-Kommission der Internationalen Union für Quartär-Forschung (INQUA), eine europäische Lösskarte zu erstellen. Obwohl das in verschiedenen Ländern Europas zu intensiver Forschung und zu neuen Erkenntnissen führte kam es nie zu einer neuen gesamteuropäischen Karte und die schon historische Karte von 1932 blieb weiter das einzige Standardwerk. 2003 nahm eine Gruppe Leipziger Wissenschaftler dann die Arbeit an der europäischen Lösskarte wieder auf, deren Konzepte bereits in den 80er Jahren entwickelt wurden waren. Dazu war es nötig, einheitliche Definitionen für die verschiedenen Lössarten zu finden. Die Idee zur Europäischen Lößkarte entstand bereits 1966. Über zwei Jahrzehnte erfolgte dann die Zusammenstellung der analogen Verbreitungsdaten von Löß und Lößsedimenten in ganz Europa durch die Kooperation von Wissenschaftlern in Ost und West. Nach der politischen Wende 1990 lag das Unternehmen aufgrund der wissenschaftlichen "Neuordnung" in Mittelosteuropa für einige Jahre brach. Aus dem um 2000 existierenden reichhaltigen Fundus an Kartenmaterial aus ganz Europa und der ehemaligen Sowjetunion entstand dann auf der Basis moderner GIS-Technologie am UFZ die Europäische Lößkarte 1:2,5 Millionen.

Die neue europäische Lösskarte ist ein modernes digitales Informationssystem, welches auf der Verknüpfung von Koordinaten und Sachinformationen besteht. Es ist weltweit nutzbar und wird seit seinem Erscheinen bereits lebhaft aus allen Teilen der Welt nachgefragt. "Wir hoffen, dass wir mit diesem Grundlagenwerk eine Basis für künftige Landschaftsmodelle geliefert haben, die helfen könnten, rechtzeitig Maßnahmen gegen das weltweite Problem der Bodenerosion zu ergreifen", erzählt Dagmar Haase. "Wichtig sind die Daten auch für die Rekonstruktion der Klimageschichte in Europa." Insgesamt bedecken die Lössböden etwa ein Fünftel Europas: vor allem in der osteuropäischen Tiefebene, in einem Gürtel nördlich der Mittelgebirge, im Alpenvorland und Donaubecken sowie in verschiedenen Flussbecken. Mit dem Druck der Karte im Fachblatt Quaternary Science Reviews ist nun ein Werk vollendet worden, an dem Geografen und Bodenkundler seit Jahrzehnten gearbeitet haben.

Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.


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