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ADL Report: Small Modular Reactor - Pfeiler der erfolgreichen Dekarbonisierung?

Freigeschaltet am 22.07.2025 um 14:54 durch Sanjo Babić
Status der fortschrittlichsten SMR-Projekte in den einzelnen Ländern  (2025) Bild: Arthur D. Little Fotograf: Arthur D. Little
Status der fortschrittlichsten SMR-Projekte in den einzelnen Ländern (2025) Bild: Arthur D. Little Fotograf: Arthur D. Little

Weltweit erlebt Kernenergie derzeit einen Boom, getrieben durch erhöhten Energiebedarf und den Wunsch, Emissionen zu reduzieren. Dabei rücken auch kleine, modulare Reaktoren (SMRs) in den Fokus von Investoren und Entwicklern, da sie Flexibilität, Skalierbarkeit und hohe Sicherheit versprechen.

Die aktuelle Arthur D. Little Analyse "The Growth & Future of Small Modular Reactors" beleuchtet den globalen Stand der Entwicklung rund um die SMR-Technologie vor dem Hintergrund der globalen Emissionsvorgaben. SMRs haben das Potenzial, eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichen großen Kernkraftwerken zu bieten, da sie schneller und flexibler eingesetzt werden können. 

Allerdings bestehen ökonomische wie regulatorische Herausforderungen bei der Kommerzialisierung von SMRs. Der Report betrachtet die Technologielandschaft, die Herausforderungen in Bezug auf die Kostenwettbewerbsfähigkeit, die Skalierbarkeit der Versorgungskette, die Harmonisierung der Rechtsvorschriften und die Notwendigkeit der Schaffung eines Marktes durch die Beteiligung von Verbrauchern und Versorgungsunternehmen.

Ökonomische Chancen der SMR

Um die ökonomischen Potentiale von SMR in wichtigen europäischen Märkten zu ermitteln, haben die Arthur D. Little Experten ein Modell entwickelt, bei dem die Stromgestehungskosten (LCOE) für Staaten ermittelt wurden. Ein Grundlastverbraucher (z. B. ein Rechenzentrum oder Industriebetrieb) sichert sich in der Regel langfristig gegen Preisrisiken ab, indem er zwei Stromlieferverträge (PPAs) abschließt: Zum einen ein PPA mit einem Anbieter erneuerbarer, aber wetterabhängiger Energie (z. B. Wind oder Solar) und zum anderen mit einem Grundlaststromanbieter (z. B. Kernkraft, Gaskraftwerk), der den Restbedarf deckt, wenn keine erneuerbare Energie verfügbar ist.

Der Zielpreis für SMR-Strom muss zwischen den beiden Werten liegen, um ökonomisch sinnvoll zu sein. Für Deutschland ermittelt das Modell einen Preis von 97 Euro pro Megawattstunde. Lediglich in Skandinavien betrachten die Experten diese Zielpreise (unter 60 Euro in Norwegen und Schweden) für unrealistisch. Michael Kruse, Leiter der Arthur D. Little Energy Practice, betont: "Die Preisziele pro Megawattstunde SMR-Strom sind ambitioniert aber für die meisten Märkte in Europa eine echte Alternative zu PPAs mit anderen Kraftwerken. Dies zeigen bereits die Daten erster Pilotprojekte. Damit ist der Strom aus SMR tatsächlich nicht nur aus Klimaschutzgründen, sondern auch ökonomisch eine attraktive Option, die etwa beim Boom von Rechenzentren schon heute mehr in den Fokus rückt. Wir gehen auch deshalb davon aus, dass sowohl klassische Reaktoren als auch SMR im europäischen Strommix mindestens für die nächsten 50 Jahre eine Rolle spielen werden."

Wettlauf um beste Technologie und Chancen zur Skalierung

Obwohl die Anzahl der aktiven SMR-Konzepte von 83 im Jahr 2022 auf 68 im Jahr 2024 gesunken ist, umfasst die Technologielandschaft immer noch eine große Anzahl von Ansätzen, die sich in wichtigen technischen Bereichen (Kühlung, Brennstofftypen, Reifegrad etc.) erheblich unterscheiden. Besonders Projekte in China, Russland und den USA stechen hervor, wobei in den beiden erstgenannten Staaten Pilotprojekte bereits erfolgreich umgesetzt wurden.

Die Analyse legt jedoch auch offen, dass derzeit kein klarer Spitzenreiter erkennbar ist. Es bleibt ungewiss, welche Technologien sich letztendlich durchsetzen werden. Daher gleicht die Branche einem globalen Wettlauf um die ersten erfolgreichen Erstanlagen-Einsätze.

Investitionen bleiben riskant - regulatorische Weichen sind zu stellen

Investitionen in SMRs bleiben, trotz zuletzt prominenter Projekte mit Unterstützung etwa aus dem Silicon Valley, weiterhin riskant. Es herrscht keine Klarheit, welches technische Design sich tatsächlich durchsetzen wird, was auch Unsicherheiten für das Ökosystem und für die Lieferkette mit sich bringt. Entscheidend ist zudem ein klarer regulatorischer Rahmen, der Wettbewerbern erlaubt, Projekte schnell und unkompliziert umzusetzen. Michael Kruse erläutert: "Regulatorische Vorgaben werden auf supranationaler, regionaler und nationaler Ebene durch unterschiedliche Rahmenwerke definiert. Es ist nun geboten, die Chancen und Risiken der Technologie genau zu evaluieren und entsprechend die regulatorischen Weichen zu stellen. Wenn man SMR als Puzzleteil im Energiemix nutzen möchte, benötigen Investoren und Entwickler schnell Klarheit. Dabei stehen nicht zuletzt Sicherheitsvorgaben im Fokus. Gleichzeitig ist festzuhalten, dass der traditionelle Ansatz der Energieversorger nicht ausreichen wird, um das volle Potenzial von SMR zu erschließen. Es werden sich innovative Liefer- und Betriebsmodelle mit Beteiligung der Industrie entwickeln, die Branche steht hier alsbald vor der Herausforderung, die Chancen für sich zu nutzen."

Quelle: Arthur D. Little (ots)

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