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Hörgeschädigte im Straßenverkehr – welche Fahrradklingel ist am besten zu hören?

Archivmeldung vom 31.10.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.10.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Die Hörakustikerinnen Lea Hartkens (Rechts) und Mareike Hestermann mit dem Kunstkopf
Quelle: Foto: Pressestelle FH  Lübeck (idw)
Die Hörakustikerinnen Lea Hartkens (Rechts) und Mareike Hestermann mit dem Kunstkopf Quelle: Foto: Pressestelle FH Lübeck (idw)

Wie wichtig es ist Fahrradfahrer_innen rechtzeitig wahrzunehmen, zu sehen und zu hören, wissen wohl alle, die schon einmal versucht haben, Fußgängerüberwege an Verkehrskreiseln zu benutzen. Dabei kommt es nicht nur auf ein besonders gutes Sehvermögen an, sondern auch und vielmehr auf ein relativ gutes Hörvermögen, um die nicht motorisierten und somit fast lautlosen Verkehrsfahrzeuge wie Fahrräder wahrzunehmen. Wie steht es um die Sicherheit hörgeschädigter Menschen im Straßenverkehr? Ist es ihnen überhaupt möglich die Klingel eines Fahrrads im Tumult der Umgebungsgeräusche rechtzeitig wahrzunehmen?

Dieser Fragestellung sind die zwei Studentinnen Lea Hartkens (28) und Mareike Hestermann (25) aus dem 5. Fachsemester des Bachelor-Studiengangs Hörakustik im Rahmen ihrer Projektarbeit „Audibility of bicycle bells by hearing-impaired people“ nachgegangen. Die beiden Hörakustikstudentinnen wollten zuerst wissen, ob die im Handel erhältlichen Standardklingeln die Vorgaben der Straßenverkehrszulassungsordnung überhaupt erfüllen. Dazu wurden die Schalldruckpegel von 10 handelsüblichen Fahrradklingeln in einem reflektionsarmen Raum im Labor für Akustik gemessen. Das Ergebnis war, dass nur ein Klingeltyp, die Außenanschlagsklingel, die geforderte 85-Dezibel-Norm erreichte.

In einem zweiten Schritt wollten die beiden Studentinnen wissen, ob Hörgeschädigte die verschiedenen Fahrradklingeln in typischer Verkehrsumgebung wahrnehmen und bei welchem Lautstärke-Niveau die Wahrnehmungsschwelle liegt. Dazu wurden mit Hilfe von Kunstkopfaufnahmen allgemeine Straßengeräusche an einer viel befahrenen Straße (Ratzeburger Allee, Hauptausfallstraße in Lübeck) und auch an einem innerstädtischen Platz (Lübecker Altstadt, Koberg) aufgenommen. Die besonderen Mikrofone ermöglichten dabei ein räumliches Hören der Umgebungsgeräusche und verstärkten somit den psychoakustischen Faktor der Aufnahmen. Diesen Aufnahmen wurden noch weitere Umgebungsgeräusche zugespielt (anfahrende Busse, Martinshorn von Rettungs- und Einsatzfahrzeugen, usw.) und Probanden mit leichten bis mittleren Hörverlusten im hochfrequenten Bereich vorgespielt.

Die Ergebnisse der Untersuchungen waren eindeutig. Es waren die Außenanschlagsklingeln mit dem einfachen PING, die das Rennen machten und als bestens wahrnehmbar eingestuft wurden. Gleich danach kamen die Klingeln mit dem DING-DONG, wie sie häufig bei Hollandrädern montiert sind.

Nach Auswertung aller Ergebnisse empfehlen die beiden Hörakustikerinnen: Um die Sicherheit von Hörgeschädigten im Straßenverkehr zu erhöhen, sollten alle im Handel erhältlichen Fahrradklingeln die gesetzte 85-Dezibel-Norm erreichen. Da sich die Untersuchung der Hörschädigungen auf den hochfrequenten Bereich bezog, empfehlen die Beiden idealerweise die Herstellung von lauten Breitbandklingeln.

Und für die Hörgeschädigten empfehlen sie die Nutzung eines Hörgerätes, da ein solches Gerät nicht nur zu einem besseren Sprachverstehen, sondern auch erheblich zur Sicherheit im Straßenverkehr beiträgt, weil es die Wahrnehmung in einer normalen Verkehrsumgebung deutlich verbessert.

Hartkens und Hestermann wurden mit ihrer Untersuchung zur Wahrnehmbarkeit von Fahrradklingeln bei Hörgeschädigten mittlerweile auch international gewürdigt. Auf der International Bicycle Safety Conference 2015 (IBSC) präsentierten sie neben 14 anderen internationalen Teams ihre Untersuchungsergebnisse und erhielten dafür den Best Poster Award.

Quelle: Fachhochschule Lübeck (idw)

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