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Deutsche Bank als sehr gefährlich eingestuft

Archivmeldung vom 03.11.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.11.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main; im Volksmund werden die beiden Hochhäuser auch als „Soll und Haben“ bezeichnet.
Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main; im Volksmund werden die beiden Hochhäuser auch als „Soll und Haben“ bezeichnet.

Foto: Jürgen Matern
Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die Bankenaufseher haben eine Liste der systemrelevanten Geldhäuser veröffentlicht, die "too big to fail" sind. Ausgerechnet die Deutsche Bank wurde dabei in die höchste Kategorie eingestuft. Die Deutsche Bank gehört nach Einschätzung der Branchenaufseher zu den vier für das weltweite Finanzsystem gefährlichsten Instituten. Das geht aus der aktualisierten Liste der systemrelevanten Banken hervor, die der Finanzstabilitätsrat (FSB) im Auftrag der G-20-Staaten veröffentlichte.

Der deutsche Branchenprimus müsste damit von 2016 an einen zusätzlichen Eigenkapitalpuffer von 2,5 Prozent aufbauen, so dass er 2019 auf eine Mindestausstattung von 9,5 Prozent Grundkapital und Gewinnrücklagen kommen müsste.

Zurzeit kommt er nach den künftigen Kriterien auf weniger als sieben Prozent. Mit den Auflagen wollen die Aufseher verhindern, dass die größten Banken in einer Krise zusammenbrechen und auf Kosten der Steuerzahler gerettet werden müssen.

In die gleiche, höchste Kategorie wurden die US-Institute Citigroup und JPMorgan sowie die britische HSBC eingestuft – vier Institute, die Investmentbanking und Privatkundengeschäft gleichzeitig betreiben.

Insgesamt stuft der FSB 28 Banken als global systemrelevant ein, eine weniger als vor einem Jahr. Zwei sind neu in der Liste – die spanische BBVA und die britische Standard Chartered.

Nicht mehr dazu zählt neben der britischen Lloyds Bank und der zerschlagenen belgisch-französischen Dexia die Commerzbank, die ihre Bilanzsumme und die Risiken stark reduziert hat. Sie gilt aber als "national systemrelevant" und dürfte deshalb von den deutschen und europäischen Aufsehern mit härteren Auflagen bedacht werden.

Als Lehre aus der Finanzkrise müssen alle Großbanken in den kommenden Jahren ein Kapitalpolster von sieben Prozent ihrer Bilanzrisiken aufbauen, von den systemrelevanten Banken noch mehr. Der FSB veröffentlichte erstmals offiziell, in welche "Körbe" sie derzeit eingestuft würden.

Damit will das Gremium unter dem Vorsitz des kanadischen Notenbankchefs Mark Carney einen Anreiz dafür schaffen, dass die Banken ihre Risiken reduzieren, um geringere Kapitalpuffer aufbauen zu müssen. Die Liste soll auch Thema beim G-20-Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs am Sonntag und Montag in Mexiko-Stadt sein.

Grundlage der "Systemrelevanz" sind Kriterien wie Größe und Vernetztheit im internationalen Finanzsystem. Danach teilen die Aufseher die Banken in vier Gruppen ein, die unterschiedlich hohe Kapitalpolster vorhalten müssen. Barclays und BNP Paribas rangieren in der zweithöchsten Kategorie, in die Finanzkreisen zufolge vor einem Jahr auch noch die Deutsche Bank einsortiert worden war.

Reine Investmentbanken wie Goldman Sachs müssen nur 1,5 Prozent mehr Kapital aufbringen. Das gilt auch für die Schweizer Großbanken UBS und Credit Suisse, die aber schon jetzt höhere Kapitalforderungen der Schweizer Finanzmarktaufsicht erfüllen müssen. Die HypoVereinsbank-Mutter Unicredit liegt auf den hinteren Rängen (ein Prozent). Die Liste wird bis 2014 aktualisiert, die aktuelle Rangfolge basiert auf Daten von Ende 2011.

Doch die schärfere Regulierung von Großbanken beschränkt sich nicht auf mehr Kapital. Sie müssen auch ein "Testament" vorlegen, nach dem sie nach einem Zusammenbruch – möglichst unschädlich für das Finanzsystem – aufgespalten und notfalls zum Teil abgewickelt werden können.

Denn Aufsehern und Politikern ist es ein Dorn im Auge, dass sich Banken in der Vergangenheit darauf verlassen konnten, auf Kosten des Steuerzahlers aufgefangen zu werden, weil sie zu wichtig für die Wirtschaft des Landes waren, um pleitegehen zu können ("too big to fail").

Doch in der Praxis schafft das Probleme – nicht zuletzt, weil die meisten Banken aus einer Vielzahl von Landesgesellschaften bestehen, die unterschiedlichen Aufsehern unterstehen. Der FSB sprach am Donnerstag von "ermutigenden Fortschritten".

Als eines der ersten Länder wird Deutschland von seinen größten Banken Sanierungs- und Abwicklungspläne einfordern. Die Finanzaufsicht BaFin will am Freitag veröffentlichen, was sie dazu konkret von den Banken erwartet.

Der Kreis der "national systemrelevanten" Banken ist deutlich größer: Bis zu ein Dutzend Institute könnten in diese Kategorie eingestuft werden, darunter auch die großen Landesbanken. Bei den Methoden, sie enger an die Kandare zu nehmen, haben die nationalen Aufseher allerdings mehr Spielraum.

Die Versicherungsaufseher hatten im Oktober Pläne vorgelegt, nach denen auch große und damit systemrelevante Versicherer stärker beaufsichtigt werden sollen – vor allem da, wo sie sich außerhalb des angestammten Geschäfts tummeln.

Quelle: Mike Bohm (News4Press)

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