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Wie „Schatten-Banken“ die Welt beherrschen: Billionenschwer und gefährlich

Archivmeldung vom 18.10.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.10.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Anja Schmitt
Firmenzentrale in Midtown Manhattan, New York City
Firmenzentrale in Midtown Manhattan, New York City

Foto: Americasroof in der Wikipedia auf Englisch
Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die Weltmacht des US-Finanzriesen „Blackrock“ ist „historisch einmalig und in dieser Form noch nie dagewesen“. So beschreibt Ökonom und Blackrock-Kritiker Werner Rügemer aus Köln die Marktmacht solcher Kapital-Organisatoren. Im zweiten Teil des SNA-Interviews gibt er Einblicke in die tägliche Praxis dieser Akteure und kritisiert Rüstungsfirmen.

Weiter ist auf deren deutschen Webseite dazu folgendes geschrieben: "Laut Kapitalismus-Kritiker und Buchautor Werner Rügemer verfügen in den USA beheimatete Kapital-Organisatoren wie Blackrock und Vanguard aktuell zusammen „über 16 Billionen US-Dollar Kapital“. Diese Geldanhäufung sei einmalig in der bisherigen Weltgeschichte und überaus gefährlich für Arbeitnehmer, Politik, „kleinere“ Unternehmen sowie das produzierende Gewerbe. Sie würde auch die Demokratien stark bedrohen.

Das beschreibt Rügemer ausführlich in seinem neuen Buch „BlackRock & Co. enteignen! Auf den Spuren einer unbekannten Weltmacht“, wie er im zweiten Teil des Gesprächs mit SNA News näher erläutert.

In wechselnder Zusammensetzung seien Blackrock, Vanguard, State Street „und ein gutes Dutzend mehr die gleichen zehn führenden Aktionäre in diesen deutschen Unternehmen: Bei Siemens, Allianz, Bayer, Adidas, RWE, Deutsche Telekom usw. Auch an Amazon, Google, Apple, Microsoft, Facebook, Coca-Cola, Ford, Boeing und andere sind diese beteiligt.“

Blackrock, Vanguard und Co. seien zudem „als gegenseitige Aktionäre untereinander verknüpft.“ Sie halten demnach jeweils zwar nur zwischen zwei und zehn Prozent an einem Unternehmen, bilden aber zusammen immer die bestimmende Aktionärsgruppe.

„So sind sie gleichzeitig in den Banken und Unternehmen vertreten, die ‚eigentlich‘ miteinander im Wettbewerb stehen – aber dieser wird damit ausgehebelt, etwa durch Fusionen wie bei Bayer und Monsanto: Da werden tausende Arbeitsplätze abgebaut, Preise erhöht“, so der Blackrock-Kritiker aus Köln.

Wie Blackrock KI-Technologie nutzt

„Dem von Larry Fink 1988 gegründeten Unternehmen Blackrock fällt mittlerweile eine Schlüsselrolle zu. Das Unternehmen (…) verfügt mit seinem Großcomputer ‚Aladdin‘ über ein konkurrenzloses Datenanalyse-System, das die Märkte der Welt seit mehr als 30 Jahren Tag für Tag bis ins Detail durchforstet.“ Das schreibt der Schweizer Ökonom Ernst Wolff im Buch „Schöne Neue Welt 2030“. Das Werk von Herausgeber Ullrich Mies ist kürzlich erschienen und wird von SNA noch ausführlich besprochen. Auch Interview-Partner Rügemer findet in dem Buch Erwähnung.

„Die Digitalisierung mithilfe der Künstlichen Intelligenz greift längst auch im Finanzwesen“, schreibt dieser in seinem neuen Blackrock-Buch. „Der Vorteil, dass Blackrock der größte Insider der westlichen Wirtschaft ist, wird gesteigert durch die Tochterfirma ‚Aladdin‘“: Die Abkürzung stehe für „Asset Liability and Debt Derivative Investment Network“.

Diese KI-Technologie sei „die größte Erfassungs- und Verwertungsanlage für Finanz-, Unternehmens-, Konjunktur- und Politikdaten. Im Nano-Sekundenbereich werden die Werte aller Aktien und sonstigen Wertpapiere an allen Börsen der Welt zwischen Tokio, Singapur, Tel Aviv, Frankfurt, Paris, Buenos Aires, Ottawa und New York gleichzeitig erfasst, miteinander abgeglichen und weitgehend robotisiert ausgewertet, gekauft, verkauft. Durch zusätzliche Käufe und Verkäufe, verstärkt durch Leihaktien, können Auf- und Abwärtsbewegungen der Wertpapiere beschleunigt und zur Spekulation – schneller und gewinnbringender als bei Konkurrenten und Kleinspekulanten – genutzt werden.“ Am Ende stünden immer hohe Dividenden und Gewinne für Blackrock.

Wenn beispielsweise „eine Aktie aufgrund von Skandalen wie bei Wirecard oder bei einer sich über Jahre hinziehenden Fusion wie bei Bayer/Monsanto ständig auf- und absteigt – dann ist dies das ideale, gewinnträchtige Geschäftsfeld für Blackrock.“ Unterstützt durch die hauseigene Technologie.

Warum deutsche Gesetze den US-Finanzriesen nicht interessieren

Die Gefährlichkeit durch Blackrock für Wirtschaft und Gesellschaft ergebe sich noch aus weiteren Gründen, erklärte der Publizist im Gespräch.

Das deutsche Finanzrecht und dazugehörige Gesetze würden dabei für den US-Finanzriesen kaum eine Rolle spielen. „Wenn dabei nationale Meldegesetze verletzt werden – in Deutschland etwa das Wertpapierhandelsgesetz – dann sind die Finanzaufsichten wie die Bafin technologisch und personell nicht in der Lage, die dafür nötige Kontrolle auszuüben.“

„Den politischen Einfluss habe ich schon erwähnt. Blackrock ist mit seinen 9,5 Billionen Dollar an eingesetztem Kapital gleichzeitig Miteigentümer, Aktionär von 18.000 Unternehmen und Banken weltweit. Und alles gleichzeitig! Ein solches riesiges – wenn auch neuartiges globales Monopol – hat es in der Geschichte des Kapitalismus noch nie gegeben.“

Und dieses globale Monopol setze sich aus mehreren nationalen Monopolen zusammen:

„Blackrock ist z.B. der größte Aktieneigentümer Deutschlands, als führender Miteigentümer aller 30 Dax-Konzerne und einiger hundert weiterer wichtiger Unternehmen.“

Ähnlich sehe dieser Einfluss auch in anderen Staaten aus. Etwa im „Ursprungsland“ USA, in Frankreich, Belgien, Großbritannien, den Niederlanden, Schweiz, Spanien oder in Mexiko.

Weshalb Super-Reiche in Blackrock investieren

Pikant wie gefährlich sei außerdem: „Das Kapital für Organisatoren wie Blackrock kommt nicht von den Staaten, sondern von den Superreichen dieser Welt. Von Multimillionären und Multimilliardären, Konzernstiftungen, Top-Managern. Und diese Geldgeber erwarten und verlangen eine hohe jährliche Rendite, zwischen sechs und 15 Prozent im Jahr. Eine solche Rendite können traditionelle Vermögensverwalter und Banken jedenfalls auf mittlere und längere Sicht nicht bieten. Aber Blackrock & Co. können das, weil sie kaum reguliert sind.“

Daher gelten „sie rechtlich nicht als Banken, unterliegen nicht den Banken-Gesetzen, die nach der Finanzkrise beschlossen wurden. Sondern sie gelten offiziell als ‚Schattenbanken‘ (engl: shadow banks). Mit diesen Freiheiten, mit dem Einfluss auf Zentralbanken, mit dem branchen- und nationenübergreifenden Insiderwissen, mit den Abstimmungen untereinander holen sie für die Superreichen die hohen Gewinne heraus. Auch etwa ein guter mittelständischer Unternehmer in Deutschland, der nach Abzug der Steuern eine jährliche Rendite von drei oder vier Prozent herausholt, könnte sagen: Die 50 Millionen Euro an Gewinnen investiere ich doch nicht wieder in meine Firma, um wieder nur vier Prozent herauszuholen: Ich gebe die 50 Millionen – oder vielleicht 40 Millionen davon – lieber an Blackrock & Co., die holen mindestens das Doppelte heraus.“

Zu diesem Geschäftsmodell trage übrigens bei, dass „die Kapitalgeber von Blackrock ihr Kapital mithilfe von Briefkastenfirmen in Finanz- und Steueroasen verstecken und anonymisieren. Da zeigt sich eine weitere Gefährlichkeit: Sie tragen zur Steuerflucht bei, also zur Verarmung der Staaten sowie zum Abbau von öffentlicher Infrastruktur. Sie sind keine Freunde von Gewerkschaften und kollektiven Tarifverträgen.“

Wie Blackrock-Firma Amazon Arbeitnehmer ausbeutet

Als Fallbeispiel dafür nennt Ökonom Rügemer den Online-Versandriesen Amazon – der unter anderem in Leipzig eine große Versandlager-Station zu Dumping-Löhnen für die eigenen Mitarbeiter betreibt – mit „seinen überwachten, gehetzten, schlecht bezahlten Beschäftigten. Mit seinen vielfachen Leiharbeitern und befristeten Saisonarbeitern und migrantisch Beschäftigten aus armen Staaten. Amazon mit seinen Aktionären Blackrock und Co. ist ein markantes, öffentlich einigermaßen bekanntes Beispiel.“

Die Praxis solcher Unternehmen würde Renten-Armut immer weiter vorantreiben, kritisiert der Kölner Publizist.

Auch der Wohnungsmarkt komme so unter die Räder. „Bezahlbares und sicheres Wohnen ist eigentlich ein Menschenrecht“, stellte Rügemer klar. „Aber das zählt bei Blackrock, Vanguard usw. nichts. Sie haben in Deutschland seit der Finanzkrise viele hunderttausend Wohnungen vor allem in den Großstädten zusammengekauft und sind damit gleichzeitig die bestimmenden Aktionäre der fünf größten Wohnungskonzerne: Vonovia, Deutsche Wohnen usw. Also auch hier ein neuartiges, verdecktes, preistreibendes Monopol!“

So „werden nicht nur die Mieten, sondern auch die Mietnebenkosten wesentlich schneller gesteigert als zuvor. Gleichzeitig senken diese neuen Eigentümer die Arbeitseinkommen für die Beschäftigten in der Wohnungsverwaltung.“

In einem früheren Interview analysierte der Kölner Autor die Fusion zwischen „Vonovia“ und „Deutsche Wohnen“ sowie das Berliner Volksbegehren „Deutsche Wohnen & Co enteignen“.

Warum Erdöl und Rüstung beliebte Blackrock-Felder sind

Das gleiche Bild zeichne sich im Öl- und Rüstungs-Sektor ab. Auch Shell, Exxon, Boeing, Raytheon, Halliburton oder Rheinmetall in Deutschland – die etwa Panzer herstellen – sowie der Rüstungs-Konzern Thales in Frankreich würden sich bereits fest in der Hand von Kapital-Organisatoren wie Blackrock befinden. „Die Folgen davon waren bekanntlich hunderttausende Tote, Millionen Flüchtlinge, Verarmung und nicht zuletzt Vergiftung, Verminung und Zerstörung von Umwelt. Das hindert aber Blackrock-Chef Larry Fink nicht, als Mahner für nachhaltiges Investieren und für Umweltrettung aufzutreten“, zählt Rügemer auf.

Noch wesentlicher sei allerdings folgende Frage, die er in seinem Buch darlegt: „Wie wurde und wird dieser Reichtum von Blackrock erwirtschaftet? Mithilfe von Niedriglöhnen, Steuerflucht, staatlichen Subventionen, Monopolpreisen, überhöhten Manager-Einkommen, Insider-Praktiken, Komplizenschaft von Regierungen und Aufsichtsbehörden. Also genau mit den Praktiken, die auch dem Auftraggeber Blackrock zu den Supergewinnen zugunsten seiner superreichen KundInnen verhelfen.“

Daher verfolgen Rügemer und Mitstreiterinnen wie Mitstreiter das Ziel, solche Kapital-Organisatoren letztlich zu enteignen und dem Gemeinwohl zuzuführen.

Wie der Autor Kritik an seiner Arbeit entkräftet

Naturgemäß wird ein Kapitalismus-Kritiker wie Rügemer, der sich seit Jahrzehnten für soziale Fragen, faire Löhne, Arbeitnehmerrechte und starke Gewerkschaften einsetzt, an vielen Stellen kritisiert. So schreibt „Psiram“, ein selbsternanntes Aufklärungs-Portal gegen angebliche Desinformation, über ihn: „Der Anerkennung für (Rügemers) Verdienste bei der Aufklärung über Korruption, die Folgen der Privatisierung und die Einschränkung von Arbeitnehmerrechten steht Kritik an anti-amerikanischen, anti-westlichen und antisemitischen Äußerungen gegenüber.“

Er habe nie „Amerika“, die USA oder den „Westen“ kritisiert“, verteidigt sich Rügemer. „Sondern kritisiert habe ich immer nur namentlich benannte US-Akteure wie Blackrock und Biden sowie konkret benannte Akteure und Institutionen der EU. Also etwa die Europäische Kommission und deren PräsidentInnen Santer, Juncker, von der Leyen und die christlich lackierte deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel.“

In seiner Heimat am Rhein habe er darüber hinaus lokale Ungereimtheiten im Finanzbereich aufgedeckt:

„Ich habe in meiner Stadt Köln die für die Kommune schädlichen Privatisierungen kritisiert, die mithilfe der lokalen, alteingesessenen Bank Sal. Oppenheim durchgezogen wurden – daraus wurde jeweils durch jüdische und auch anonyme AutorInnen abgeleitet: Der Rügemer kritisiere diese Banken nur, weil sie ‚jüdisch‘ sind.“ Daher sei der Vorwurf, er sei angeblicher „Antisemit“ mehr als absurd, betonte der Publizist im SNA-Interview. Dies würden sogar gerichtliche Urteile zu seinen Gunsten beweisen.

„Das zeigt, wie ‚Psiram‘ – zudem ein anonymer Blog ohne presserechtlich Verantwortliche und nur mit anonym bleibenden Autoren – faktenwidrig und mit abstruser Fake-Produktion den Vorwurf des Antisemitismus inszeniert. Wer mit der Wahrheit und den Fakten auf Kriegsfuß steht, greift zu solchen Mitteln.“ "

Quelle: SNA News (Deutschland)

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