Alstom rechnet noch auf Jahre mit Einschränkungen im Bahnbetrieb
Trotz der umfangreichen laufenden Sanierungsmaßnahmen im deutschen Schienennetz wird es laut Alstom noch lange dauern, bis sich die Situation im Zugverkehr nachhaltig verbessert. "Bei den vielen Baustellen im Netz müssen wir uns wohl noch auf einige Jahre mit Einschränkungen im Bahnbetrieb einstellen", sagte der Deutschland-Chef des Bahntechnikherstellers Alstom, Tim Dawidowsky, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Dazu gebe es keine Alternative. "Sie können ein Haus auch nicht in zwei
Wochen umbauen - das ist bei der Bahn genauso", fügte Dawidowsky hinzu.
"Man kann nicht Jahrzehnte auf Verschleiß fahren und dann annehmen, man
sei in zwei oder drei Jahren durch mit der Sanierung."
Der
Manager, der seit Oktober an der Spitze der Deutschlandsparte des
französischen Bahntechnikriesen steht, hofft mit Blick auf das 500
Milliarden Euro schwere Infrastrukturpaket der Bundesregierung auf gute
Geschäfte. Derzeit entfällt ein großer Teil des Umsatzes auf Züge.
Alstom hat 14 Standorte hierzulande. Künftig soll die Infrastruktur eine
größere Rolle spielen. "Perspektivisch planen wir, 50 Prozent unseres
Geschäftes mit der Digitalisierung zu machen, also mit Arbeiten im
Bereich Infrastruktur", erläuterte Dawidowsky.
Im Servicegeschäft habe
man schon große Aufträge gewonnen, in deren Rahmen das Unternehmen für
30 Jahre und mehr die Wartung von Zügen übernimmt. Der Alstom-Manager
sagte zudem, dass die Ausrüstung der Züge mit digitaler Signaltechnik
genauso wichtig sei wie die Ausrüstung der Strecken. Die Züge müssten
mit der Strecke kommunizieren können. "Ansonsten ist das wie 5G-Netz
ohne internetfähiges Handy. Es bringt nichts." Erst im Februar habe man
mit der Deutschen Bahn einen Rahmenvertrag über 600 Millionen Euro für
die Digitalisierung der Schiene abgeschlossen.
Dawidowsky
plädierte dafür, das moderne Zugbeeinflussungssystem ETCS hierzulande
schneller aufzubauen. "Das ursprüngliche Ziel war, bis 2040 ETCS in
Deutschland flächendeckend auszurollen. Bei dem bisherigen Tempo sehe
ich ein großes Fragezeichen hinter dem Zeitplan. Doch mit dem
Sondervermögen besteht Grund zur Hoffnung, dass wir schneller werden."
Dawidowsky verwies explizit auf den nächsten großen
Generalsanierungskorridor, den die Bahn von August an angeben will: "Da
hätte ich mir mehr Mut zur Digitalisierung gewünscht, nicht nur auf der
Strecke Berlin-Hamburg."
Quelle: dts Nachrichtenagentur