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Trügerische Ruhe: Bürger sehen Wohlstand im Land gefährdet – und bleiben selbst unbesorgt

Archivmeldung vom 24.02.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.02.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Gerd Altmann/Shapes:AllSilhouettes.com / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann/Shapes:AllSilhouettes.com / pixelio.de

Der Wohlstand der deutschen Bürger ist in Gefahr (58 %) und die sozialen Unterschiede werden dadurch eher wachsen (83 %): so urteilt eine Mehrheit der Deutschen laut einer repräsentativen Umfrage der Universität Hohenheim und der ING-DiBa AG. Als Folge der Wohlstandsgefährdung fürchtet außerdem jeder Dritte (37 %) sogar negative Auswirkungen auf die Demokratie.

Was ihren persönlichen Wohlstand betrifft, blicken 79 % der Befragten für sich und ihre Familien zuversichtlich in die Zukunft – obwohl rund zwei Drittel (61 %) der Bürger angeben, dass ihnen am Ende des Monats kaum Geld für Rücklagen übrig bleibt. Schaubilder & Ergebnisüberblick unter www.uni-hohenheim.de

Bei der potenziellen Gefährdung des Wohlstands in Deutschland gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen der allgemeinen und der persönlichen Einschätzung. Während 58 % der Befragten den Wohlstand der Menschen in Deutschland als gefährdet sehen, empfinden sich vier von fünf Befragten (79 %) kaum davon betroffen.

Die Kommunikationswissenschaftlerin der Universität Hohenheim, Prof. Dr. Claudia Mast, sieht die gefühlte Betroffenheit bei den Befragten derzeit noch als gering: „Niedrige Zinsen, wenig attraktive Lebensversicherungen, Währungsturbulenzen – unangenehme Nachrichten erreichen die Bürger durchaus, werden aber noch nicht als bedrohlich für den eigenen Wohlstand angesehen.“

Ermittelt wurden diese Ergebnisse in einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage durch forsa. Vom 12. bis 21. Januar 2015 nahmen insgesamt 1.007 Bürger an der Umfrage im Auftrag der Universität Hohenheim und der ING-DiBa AG teil.

Ein Drittel der Befragten sieht die Demokratie gefährdet

Dennoch kann die Ruhe der Befragten trügerisch sein, warnt die Expertin der Universität Hohenheim, denn: „So sehr die befragten Bürger gefühlsmäßig die Risiken für ihren Wohlstand wegschieben oder gar verdrängen, so klar ist doch ihr Blick für die Wohlstandsrisiken in der Gesellschaft und deren negative soziale Konsequenzen.“

83 % der Befragten geben die Überzeugung an, dass die Gefährdung des Wohlstands die sozialen Unterschiede vergrößert. 56 % sehen die Werte und den Zusammenhalt der deutschen Gesellschaft gefährdet. 80 % sind davon überzeugt, dass diese Entwicklung die Gesellschaft noch lange beschäftigen wird, vor allem da nur 16 % glauben, dass die Verantwortlichen diese Gefahren im Griff haben.

37 % gehen sogar davon aus, dass diese Entwicklungen die Demokratie beeinträchtigen werden. 28 % vermuten, dass die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft darunter zu leiden hat. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen somit vor allem, wie unterschiedlich die Einschätzung der eigenen Lage und die Einschätzung von Risiken im Umfeld sind.

Kommunikationsprofessorin warnt Politiker vor trügerischer Ruhe

Aus Sicht des Einzelnen kann die Kommunikationsprofessorin Mast diese Ergebnisse nachvollziehen – warnt aber vor den gesellschaftspolitischen Konsequenzen. „Unangenehmes versuchen Menschen meist so lange wie möglich von sich wegzuschieben oder gar auszublenden“, so Prof. Mast. „Die politische Rhetorik unterstützt diese Haltung und legt sich wie Mehltau über Risiken und Gefahren.“

So gesehen könne sich die Ruhe der befragten Bürger als trügerisch erweisen. „Sie kann plötzlich umschlagen, wenn unangenehme Fakten und Entwicklungen, z. B. in der Folge der neuen griechischen Politik, für den Einzelnen spürbar werden.“

Angesichts möglicher Krisen könnten Bürger zunehmend emotional agieren

Wohlstand spricht das Sicherheitsbedürfnis der Menschen an. Und wenn dieser reduziert werde – durch sinkende Reallöhne oder offenkundige Lücken in der Altersversorgung – setzen meist schwer kalkulierbare Prozesse der Meinungsbildung ein, warnt die Expertin der Universität Hohenheim. Dann gäben nämlich Emotionen den Ton an.

„Man kann diese Prozesse mit dem abstrakten Krankheitsrisiko und der unangenehmen Diagnose beim Arzt vergleichen. Wer gesund ist, kann viele Nachrichten über Krankheiten relativ gelassen zur Kenntnis nehmen. Nach den ersten Anzeigen einer Erkrankung oder aber einer klaren Diagnose reagieren viele Menschen sehr unterschiedlich – von hysterisch über ängstlich bis hin zu verunsichert oder gar stoisch.“

Hintergrund zur aktuellen Studie

Die regelmäßigen Umfragen der Gemeinschaftsstudie der Universität Hohenheim und der ING-DiBa AG widmen sich ausgewählten Wirtschaftsthemen und Wirtschaftsproblemen der Bürger. Bisherige Studien befassten sich mit der Euro- und Verschuldungskrise (Juli 2013), der Energiewende (Januar 2014) und der Preisentwicklung (Mai/Juni 2014) in repräsentativen Bevölkerungsumfragen. Die aktuelle Studie erhebt die Einschätzungen der Bürger zu den Wohlstandsrisiken in Deutschland. In einem Zeitraum vom 12. bis zum 21. Januar wurden bei einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage 1.007 Bürger befragt.

Quelle: Universität Hohenheim (idw)

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