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BAC: Darum musste Finanzvorstand Oliver Schulz gehen

Archivmeldung vom 27.08.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.08.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: GoMoPa
Bild: GoMoPa

Privatdetektive bewachen die Villa des Managers Oliver Schulz (41) in der Beuckestraße 4 in Berlin Zehlendorf (Foto © google streetview). Von hier leitet Schulz seine beiden Firmen, die deutsche Sworn Capital GmbH und die amerikanische Sworn Wireless LLC in Atlanta (USA). Aber wovor fürchtet sich ein Mann, der doch nur Geld von Anlegern für Mobilfunkmasten in Nordamerika einsammelt?

Schulz selbst wollte sich dazu nicht äußern. Doch der Finanznachrichtendienst GoMoPa.net fand eine mögliche Antwort in seinem plötzlichen und unrühmlichen Abgang Ende vorigen Jahres bei seinem ehemaligen Arbeitgeber, dem deutsch-amerikanischen Emissionshaus Berlin Atlantic Capital mit Sitzen in Berlin Tiergarten und ebenfalls in Atlanta (USA).

Die Erklärung zur Entlassung ihres Managers Schulz fiel, gemessen an einer zweijährigen Zusammenarbeit an der Spitze des Unternehmens, mehr als knapp aus. Am 8. Dezember 2010 veröffentlichte die BAC: "Oliver Schulz, Mit-Geschäftsführer der BAC Berlin Atlantic Capital GmbH und Managing Partner der Berlin Atlantic Holding, ist mit sofortiger Wirkung nicht mehr für die Berlin Atlantic Gruppe tätig."

Das verwunderte sehr. Schließlich war Schulz noch im August 2008 mit fliegenden Fahnen aus dem Vorstandsvorsitz eines Signal-Iduna-Unternehmens (Ahorn AG mit 1.200 Mitarbeitern) an die Spitze der BAC geholt worden. Für den Diplomvolkswirt wurde eigens die Position des Chief Financial Officer bei der BAC geschaffen. Schulz leitete daraufhin alle administrativen und kaufmännischen Bereiche des Unternehmens.

Zum Geschäft der 2004 gegründeten BAC gehört neben dem Handel mit gebrauchten US-Lebensversicherungen (Life Trust Fonds) auch das Entwickeln und Betreiben von Mobilfunkmasten in den USA. Dafür hat die BAC mehrere InfraTrust Fonds aufgelegt. Schulz genoss das Vertrauen der BAC-Gruppe und sollte sich insbesondere eigenverantwortlich um das Mobilfunkmastgeschäft kümmern. Im Jahre 2009 siedelte Schulz dafür sogar mit seiner Familie in die USA um.

Schulz wollte scheinbar mehr

Doch Schulz wollte scheinbar mehr. Er baute während seiner Amtszeit nebenher ein eigenes Mobilfunkmastgeschäft auf. Schließlich habe Schulz sogar die feindliche Übernahme der BAC-InfraTrust-Fonds durch seine neue Firma Sworn vorbereitet. Dafür soll er während seiner Amtszeit BAC-Anlegergelder im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich in die Parallelfirma umgeleitet haben.

Außerdem soll Schulz mit Geldern der BAC-Anleger die Schulausbildung seiner drei Kinder in den USA sowie ein Darlehen und die Sanierung seiner privaten Villa in Berlin-Zehlendorf bezahlt haben, die auf den Namen seiner Frau lief. Insgesamt habe Schulz so über 1,2 Millionen US-Dollar den BAC-Kassen entnommen. Alleine die Entnahmen für seine Villensanierung habe sich auf über 700.000 US-Dollar summiert, ohne dass er die BAC-Gesellschafter davon informierte, die Handwerker haben die Rechnung schließlich direkt an die BAC-Firma in den USA gestellt, die unter seiner Kontrolle stand.

Gegen Schulz laufen deshalb im Augenblick mehrere Schadensersatz-Klagen, wie die BAC kürzlich mitteilte.

Die BAC veröffentlichte dazu am 5. August 2011 folgendes Statement: "Die BAC Gruppe sowie die InfraTrust Fonds klagen derzeit gegen ihren fristlos entlassenen ehemaligen Geschäftsführer Oliver Schulz auf Schadensersatz wegen eines rechtswidrigen Übernahmeversuchs von Fondsgesellschaften und – vermögen. Dabei wurden zuvor geführte Verfahren alle zugunsten der BAC Gruppe sowie der Fondsgesellschaften entschieden und der feindliche Übernahmeversuch so verhindert."

Auf dem Blog von Oliver Schulz liest sich dessen Engagement in Sachen Sworn heute rückblickend für das Jahr 2009, also während seiner Zeit als BAC-Manager, so: "2009 ging ich als Präsident und Vorstandsmitglied zu einem mittelständischen privaten US-Mobilfunkmastbetreiber und entwickelte das Unternehmen zu einem der 20 größten privaten Mastbetreiber der USA."

Kein Wort von den Fakten, die Wirtschaftsprüfer herausfanden, nachdem Schulz die BAC verlassen hatte.

Scheinverhandlungen verschleierten wahre Absichten von Schulz

Demnach schmiedete Oliver Schulz über Monate einen Plan, um das Mobilfunkgeschäft der BAC hinter dem Rücken seiner Geschäftspartner aus der BAC Holding herauszulösen. Im Sommer 2010 ließ er die Mitgesellschafter wissen, dass er das US-Mobilfunkgeschäft künftig in alleiniger Regie führen wolle. Wochenlang wurde verhandelt, wie eine Übertragung der Gesellschaft an Schulz im Rahmen eines Management Buy-Outs (MBO) von statten gehen könne. Währenddessen soll sich Schulz das US-Geschäft hinter dem Rücken seiner Geschäftspartner bereits überschrieben haben.

Als die Scheinverhandlungen schließlich, wie von ihm geplant, scheiterten, sei der Plan ohne die notwendige Zustimmung der Gesellschafter längst ausgeführt worden. Das obligatorische Einverständnis des Anlegervertreters habe sich Schulz unter Vorspiegelung falscher Tatsachen erschlichen.

Vermögen wurde der Holding gezielt entzogen, Unternehmen und Anleger geschädigt

Erst im Nachhinein wurde erkennbar, mit welcher Perfektion der mit allen Vollmachten ausgestattete Finanzchef seinen Coup über viele Monate hinweg systematisch vorbereitet und im Stillen umgesetzt haben soll. Teil des Plots sei es gewesen, Finanzströme planmäßig von der Holding in die Mobilfunktochter umzuleiten. Dabei seien die übrigen Gesellschafter regelmäßig mit falschen Zahlen und Fakten in die Irre geführt worden, längst fällige Rechnungen der Holding seien nicht beglichen worden, sogar Barvermögen der Anleger sei in die neue Gesellschaft Sworn unter Kontrolle von Schulz verschoben worden. Forderungen gegen Dritte seien im Mobilfunkbereich der Sworn gelandet, Verbindlichkeiten dagegen seien bei der BAC Holding geblieben. Schulz rechtfertigte sich später damit, dass er nur den Vollzug des Management Buyout vorbereiten wollte. Der Schaden für die Anleger ist schwer zu beziffern.

Wegen dieser Parallelwelt, in die Schulz BAC-Gelder umgeleitet habe, mussten im Jahre 2010 zwei Infrastrukturfonds von BAC vorzeitig geschlossen werden. Weitere BAC-Fonds konnten über einen längeren Zeitraum keine Reinvestition vornehmen.

Schulz soll die BAC schließlich erpresst haben

Wie GoMoPa.net aus zuverlässiger Quelle erfuhr, soll Schulz das Berliner Management Anfang Dezember 2010 mit einem Erpressungsversuch überrascht haben. Er lautete: Entweder ihr verkauft mir die InfraTrust Fonds oder ich melde die Fonds in den USA als insolvent an.

Das Berliner Management konterte, dass das ja wohl nicht ginge, da die BAC gar nicht insolvent sein kann, ein Blick in die Konten genüge. Aber Schulz hatte diesen Tag der Übernahme wohl gründlich vorbereitet. Schulz drohte mit einem fingierten Insolvenzantrag, der auf frei erfundenen Zahlen und Begründungen zur Liquiditätssituation der BAC Gruppe basierte, wie ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer auch bestätigte.

Zwei BAC-Manager unterstützten Schulz beim Aufbau eines Sworn-Scheinportfolios

Unterstützt wurde Schulz von zwei weiteren inzwischen entlassenen BAC-Managern: Marketingmann Wilm-Peter Post und Dan Ryan. Ryan war CEO der BAC Tochterfirma CIG und gründete mit Schulz die Sworn Gruppe und soll dann das Geschäft der BAC und der Fonds gestohlen haben. Dabei hätten die abtrünnigen Manager Geschäftskontakte, Adressen und Opportunitäten aus dem Pool der BAC und den InfraTrust Fonds genutzt.

Sworn scheinbar nur Fassade

Über das neu gegründete Konkurrenzunternehmen Sworn, das nur über ein Scheinportfolio verfüge, hätten die drei versucht, deutsche Anleger zu täuschen.

Ein Blick hinter die Kulissen der Sworn Gruppe zeigt: Ein echtes Geschäft im Mobilfunkbereich existiert nicht, nur eine Website. Die Firmensitze in Berlin und Atlanta sind deckungsgleich mit den Privatadressen von Schulz und Ryan. Die Mobilfunktürme im Sworn-Portfolio sind nur geliehen und gehören einem ehemaligen Zulieferer der BAC. Dieses Leihportfolio ist noch dazu mit BAC-Geldern gesichert worden. Mit gezielten Falschaussagen hätten die drei weiter versucht, Vertriebs- und Geschäftspartner der BAC für die eigene Sache zu gewinnen.

Doch das war von außen nur schwer zu durchschauen. In mehreren zugänglichen Schreiben und Telefonaten gegenüber Vertriebspartnern warf Schulz der BAC ein Schneeballsystem vor.

Und wem sollten die Vertriebspartner mehr glauben als einem Finanzvorstand, der Zugang zu allen Konten hatte?

Die BAC ließ sich nicht erpressen

Doch das Team um den Vorstandsvorsitzenden Franz-Philippe Przybyl ließ sich nicht erpressen. Der fingierten Insolvenz kamen die Gesellschafter zuvor, indem sie Schulz seines Amtes enthoben.

Die Kontrolle über die US-Mobilfunkgesellschaften, die er sich rechtswidrig selbst überschrieben hatte, wurde noch im Dezember 2010 per Einstweiliger Verfügung vom Landgericht Berlin an die BAC zurückübertragen. Außerdem geriet Schulz vor Gericht in den USA unter Druck: Seine Lügen und Widersprüche ließen sich nicht mehr halten, ein Meineidsverfahren drohte.

Die Angst vor einer Gefängnisstrafe im neuen Jahr brachte den Familienvater Schulz wohl zunächst einmal zur Vernunft. Schulz gab vor einem US-Gericht eine Eidesstattliche Versicherung ab, dass alle von ihm erhobenen Vorwürfe gegen die BAC frei erfunden waren. Bis sich die US-Gerichte einen Überblick über die Vorgänge verschafft hatten, blieb das US-Vermögen über Wochen eingefroren, das rechtmäßige US-Management war handlungsunfähig.

Schließlich stimmte Schulz im Februar 2011 einer Vereinbarung zu, die eine Rückübertragung des gesamten Vermögens vorsah. Der Schaden für die BAC ist dennoch enorm: Nachdem Schulz teilweise auch Dritte für seinen Plan instrumentalisierte, um BAC öffentlich unter Druck zu setzen, ist die Reputation des Emissionshauses enorm beschädigt, das Emissionsgeschäft musste eingestellt und dutzende Mitarbeiter entlassen werden.

Anonyme Strafanzeige gegen BAC sollte wohl Schadensersatzklagen verhindern

Während es nun die BAC-Manager im Folgenden bei Zivilklagen gegen Schulz beließen und lediglich Schadenersatz in sechsstelliger Höhe fordern, wurden die verbliebenen BAC-Manager von einer anonymen Strafanzeige bei der Berliner Staatsanwaltschaft überrascht. Darin wird fünf Managern und dem Treuhänder Stefan Bock Untreue vorgeworfen.

Der Rechtsanwalt Michael Minderjahn von der Kanzlei Nittel aus Heidelberg, dem die Anzeige am 21. Juni 2011 zugespielt wurde, veröffentlichte sogar eine Warnung. Die BAC hätte per 14. Juni 2011 die Büroräume in der Gormannstraße 22 in Berlin Mitte verlassen und wolle sich "in Luft auflösen", damit sie den Anlegern und Vertrieben und auch der Staatsanwaltschaft entkommen könne. Minderjahn empfahl den BAC-Anlegern sogar, sich der Strafanzeige anzuschließen, um eine Flucht des BAC-Managements zu verhindern.

Die Strafanzeige entpuppte sich schnell als Luftnummer, denn die BAC hatte lediglich ihr Büro von Berlin Mitte an den Potsdamer Platz 11 in Berlin Tiergarten verlegt. Ein lange geplanter Umzug, weil der alte Mietvertrag auslief, wie Przybyl gegenüber GoMoPa.net erklärte. Die Berliner Staatsanwaltschaft stellte die Strafanzeige wegen mangelnden Anfangsverdachts ein.

Die BAC leitete intern eine umfassende Untersuchung ein, wie es überhaupt zu so einer Anzeige kommen konnte. Demnach hat der ehemalige Geschäftsführer Oliver Schulz ganz offensichtlich die Anzeige gemeinsam mit diversen Anlegerschutzanwälten erstellt. Dies jedenfalls lässt sich durch die Wertung der laufenden Untersuchungen von Umständen und den Inhalten der Strafanzeige schließen. Offenbar will er so der eigenen Klage auf Schadensersatz in sechsstelliger Höhe entgehen, die mehrere Fondsgesellschaften der BAC Gruppe gegen ihn erhoben haben. Bezeichnend ist auch, dass mehrere Anlegerkanzleien die Strafanzeige veröffentlichten, bevor sich die Staatsanwaltschaft damit befassen konnte. Die wahre Absicht des ehemaligen Geschäftsführers scheint indes zu sein, mit dem zuvor von seinem ehemaligen Arbeitgeber erschlichenen Vermögen eine Konkurrenzfirma aufzubauen.

Die Leitlinie der Firma Sworn lautet übrigens: "Stehe zu deinem Wort. Integrität ist entscheidend. Wir setzen realistische Erwartungen und leben eine ehrliche Geschäfts- und Kommunikationspolitik."

Weitere interessante Informationen lesen registrierte GoMoPa-Mitglieder hier.

Quelle: Goldman Morgenstern & Partners Llc (GoMoPa) / Siegfried Siewert

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