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Berlin Atlantic Capital (BAC): Anonyme Anzeige stiftet Unruhe

Archivmeldung vom 02.07.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.07.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
BAC-Geschäftsführer Franz-Philippe Przybyl Bild: BAC
BAC-Geschäftsführer Franz-Philippe Przybyl Bild: BAC

Das Emissionshaus Berlin Atlantic Capital GmbH (BAC) habe Hals über Kopf seine Geschäftsräume verlassen, niemand sei mehr erreichbar, heißt es in einer aktuellen Mitteilung der Rechtsanwaltskanzlei Nittel aus Heidelberg. Anleger sollten daher nicht zögern, eine Strafanzeige gegen das Management zu stellen und so eine Flucht des BAC-Managements zu verhindern. Auf Nachfrage des Finanznachrichtendienstes GoMoPa.net stellt sich die Situation ganz anders dar und wirft ein schlechtes Licht auf die Anlegerschützer.

BAC-Manager Franz-Philippe Przybyl erläutert die Hintergründe im Interview.

Die Kanzlei Nittel bezieht sich auf eine anonyme Strafanzeige, die vor wenigen Tagen bei der Staatsanwaltschaft Berlin eingegangen ist und der Kanzlei Nittel am 21. Juni 2011 zugespielt worden sei. Martin Steltner, Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft, bestätigte gestern den Eingang der Anzeige. Steltner zu GoMoPa.net: "Der anonyme Vorwurf lautet auf Untreue."

Die anonyme Anzeige richtet sich gegen das gesamte Management von BAC und sogar gegen den Fondstreuhänder Stefan W. Bock von der Berlin Treuhand GmbH Steuerberatungsgesellschaft aus Berlin-Charlottenburg. Ob aber überhaupt ein Anfangsverdacht vorliege, müsse erst geprüft werden.

GoMoPa.net: Herr Przybyl, laut Anwalt Michael Minderjahn von der Kanzlei Nittel heißt es in der Anzeige, die BAC hätte per 14. Juni 2011 total überstürzt die Büroräume verlassen und wolle sich "in Luft auflösen", damit sie den Anlegern und Vertrieben und auch der Staatsanwaltschaft entkommen könne. Herr Minderjahn empfiehlt den Anlegern sogar, sich der Strafanzeige anzuschließen, um eine Flucht des BAC-Managements zu verhindern. Sind Sie auf der Flucht? 

Przybyl: "Nein, aber gehört dieses Vorgehen nicht schon in das mittlerweile wohl übliche Muster, wie so genannte Anlegerschützer Mandanten ködern? Dieses Verhalten ist vollkommen inakzeptabel. Wir werden genau prüfen, ob und wie die Rechte der BAC beziehungsweise unserer Anleger verletzt worden sind und im Anschluss mit aller Bestimmtheit gegen die Urheber vorgehen.

Flucht? Ich fühle mich wohl in Berlin. Tatsache ist, dass wir schlicht und einfach an den Potsdamer Platz umgezogen sind. Die Vertriebe haben wir Mitte Juni per E-Mail informiert. Übrigens auch darüber, dass unsere Erreichbarkeit bis 1. Juli – wie bei Umzügen üblich – teilweise möglicherweise eingeschränkt ist. Mittlerweile sind wir in den neuen Räumen eingezogen und haben unsere Vertriebe auch darüber informiert.

Wir sind weder plötzlich noch heimlich umgezogen. Nach 10 Jahren ist der Mietvertrag in der Gormannstraße 22 in Berlin-Mitte ausgelaufen, wir haben ihn ordentlich vor einem Jahr gekündigt. Am Potsdamer Platz 11 in Berlin-Tiergarten haben wir in dem Gebäude, in dem auch die Wirtschaftsprüfgesellschaft PricewaterhouseCoopers sitzt, etwas logistisch Besseres und zudem Günstigeres gefunden."

GoMoPa.net: Offensichtlich haben die Anwälte der Kanzlei tatsächlich niemanden im Bürogebäude in der Gormannstraße angetroffen. Zitat: "Die im Impressum der BAC-Website genannten Geschäftsräume in der Berliner Gormannstraße sind, wie in der Strafanzeige behauptet, tatsächlich verlassen, wovon wir uns selbst vergewissert haben. (...) Die in der Strafanzeige geäußerte Behauptung (...) wird durch diese Umstände geradezu gestützt. (...) Die Nichterreichbarkeit wirkt wie ein Schuldeingeständnis." Wie erklären Sie das?

Przybyl: "Mieter des Gebäudes an der Gormannstraße ist nach wie vor die BAC, der Empfang war auch während des Umzugs durchweg besetzt. Ich kann daher ausschließen, dass Anwälte zu einem Zeitpunkt in den letzten beiden Wochen ernsthaft versucht haben, mit uns im alten Büro in Kontakt zu treten.

Die Behauptung, es sei niemand anzutreffen gewesen, ist schlichtweg falsch. Im Übrigen hätten den Anwälten die Umzugstransporter – zumindest aber die im Haus tätigen Schreiner – auffallen müssen."

GoMoPa.net: Ein weiterer Vorwurf lautet, dass eine Gesellschafterversammlung nicht einberufen werden könne, weil sich die Treuhändergesellschaft weigern würde, Adressen der Gesellschafter, also der Anleger, herauszugeben.

Przybyl: "Warum sollen wir wegen eines Umzuges eine Gesellschafterversammlung einberufen? Die letzte außerordentliche Versammlung fand am 19. Januar 2011 statt, die nächste ordentliche wird im August 2011 in Berlin abgehalten."

GoMoPa.net: Es heißt weiter, "der Anzeigeerstatter behauptet, Verantwortliche der BAC hätten den Neuabschluss von Versicherungen initiiert, die dann später von den Fonds übernommen worden seien, so dass die Fonds womöglich wenigstens mittelbar schon von Anfang an die Versicherungsprämien getragen haben."

Przybyl: "Die BAC investiert - ausweislich der Prospekte – in unterschiedliche Bereiche des US-Zweitmarktes für Lebensversicherungen: In den klassischen Erwerb zum Halten oder Weiterverkauf der Policen sowie in die Finanzierung neuer Policen. Die Finanzierung neu abzuschließender Policen ist ein marktübliches Geschäftsmodell, das vor allem in Jahren der Produktknappheit entwickelt wurde. Man spricht hier von Initiierung oder Prämienfinanzierung.

Die Finanzierung der laufenden Prämien von Anfang an durch den Fonds ist ja gerade die Grundlage des Geschäftsmodells. Im Übrigen auch der Umstand, dass die Policen anschließend vom Fonds übernommen werden. Das Eigentum hält daher der Fonds unmittelbar oder auch mittelbar über Zweckgesellschaften.

Genau dieser Sachverhalt wird in den Life-Trust-Prospekten beschrieben und wurde von uns wiederholt in der Presse, bei Konferenzen und Anlegern kommuniziert.

Jeder, der sich im Markt auskennt, weiß, dass auf diese Art und Weise von vielen verschiedenen Marktteilnehmern, darunter auch internationalen Großbanken, US-Lebensversicherungspolicen mit Ablaufleistungen in Höhe von mehreren Milliarden US-Dollar finanziert wurden."

GoMoPa.net: Die Kanzlei Nittel verweist darauf, dass "bei der Lektüre der Eindruck entstehe, Anleger späterer Life Trust Fonds hätten die Problemfälle früherer Fonds-Konstruktionen finanziert. So sollen beispielsweise Policen, die von der Wachovia Bank nicht als Teil des Finanzierungspakets akzeptiert worden seien, kurzerhand an den Life Trust 14 Fonds verkauft worden seien."

Przybyl: "Das ist falsch. Es gibt keine Problemfälle früherer Fonds-Konstruktionen. Die marktgerechte Bewertung und Übertragung zwischen Fonds vor Schaffung des Life Trust Asset Pools zur Portfolio-Optimierung ist prospektgemäß. So konnte auch bei überhitzten Märkten der Zugriff auf werthaltige Policen gewährleistet werden.

Falsch ist darüber hinaus, dass Policen nicht als Teil des Finanzierungspakets der Wachovia – heute Wells Fargo – akzeptiert worden sind. Sämtliche Policen haften als Sicherungseigentum für das aufgenommene Darlehen. Einzelne Policen mussten aus regulatorischen Gründen direkt auf Life Trust 14 übertragen werden. Voraussetzung für diesen Schritt war die Genehmigung der Bank."

GoMoPa.net: Ist es korrekt, dass es so genannte "verdeckte Zwischengewinne" gegeben hat?

Przybyl: "Es gibt keine verdeckten Zwischengewinne. Wer so etwas behauptet, sollte dies auch belegen können. Insbesondere, wenn sich Anwälte eine solche Behauptung zu Eigen machen. Fakt ist: BAC hat sich prospektkonform verhalten. Im Übrigen haben wir diesen Aspekt frühzeitig von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer untersuchen lassen. Dieser hat uns bestätigt, dass alle Transaktionen zu marktgerechten Konditionen durchgeführt wurden."

GoMoPa.net: Wie verhält es sich mit der Aussage der Kanzlei Nittel, dass "bisher noch kein Berater (...), weder ein Finanzvertrieb noch eine Bank", eine "schlüssige Leistungsbilanz" vorlegen konnte?

Przybyl: "Es ist mir nicht klar, wie jemand dies allen Ernstes behaupten kann. Jedes Jahr gibt es von einem Wirtschaftsprüfer testierte Leistungsbilanzen. Die sind öffentlich. Jeder, auch die Kanzlei Nittel, kann sich diese von unserer Website herunterladen."

GoMoPa.net: Aber Sie werden der Kanzlei Nittel zustimmen, dass es "merkwürdig" ist, "wieso die ersten Life-Trust-Fonds so schnell abgewickelt werden konnten"?

Przybyl: "Ein Blick in die zugehörigen Prospekte hätte geholfen. Wir haben einige Fonds prospektgemäß und andere vorzeitig nach Ablauf von 2 Jahren aufgelöst. Dies ist eine normale Laufzeit bei dem Geschäftsmodell der Initiierung von Policen. Die Policen wurden anschließend zu Marktpreisen bewertet und auf andere Fonds übertragen. So wurden den anderen Fonds überhaupt erst der Zugriff auf werthaltige Policen ermöglicht, den andere vergleichbare Fonds in Deutschland nicht hatten. Auch dieser Sachverhalt wurde von uns wiederholt in der Öffentlichkeit kommuniziert und ist kein Geheimnis."

GoMoPa.net: Was werden Sie jetzt tun?

Przybyl: "Wie gesagt, wir werden uns den Vorgang sehr genau ansehen und dann angemessen, aber sehr bestimmt reagieren. Unser Fokus liegt aber klar auf der Arbeit an der Refinanzierung unseres Policen-Pools. Im Interesse der Anleger sollte diese Arbeit auch nicht ohne Not durch Verbreitung falscher Tatsachen gefährdet werden."

GoMoPa.net: Herr Przybyl, wir danken für das Interview.

Ging Kanzlei Nittel bei XING auf Mandantenfang?

Weiter teilte Przybyl GoMoPa.net mit, dass die Kanzlei Nittel alle auf XING registrierten Mitarbeiter von BAC anschrieb und gewissermaßen zum Geheimnisverrat aufforderte. Als Beweis schickte Przybyl GoMoPa.net eine E-Mail von Rechtsanwalt Mathias Nittel vom 23. Juni 2011, die unter anderem an eine BAC-Mitarbeiterin gerichtet war. Hier die E-Mail:

Zitat:

    Sehr geehrte Frau Meier (Name von der Redaktion geändert),

    ich vertrete zahlreiche Mandanten, die an BAC-Fonds beteiligt sind, und würde mich mit Ihnen gerne über die aktuelle Entwicklung unterhalten. Gerne auch unter Zusicherung absoluter Vertraulichkeit.

    Mit freundlichen Grüßen
    Mathias Nittel
    Rechtsanwalt

GoMoPa.net wollte von der Kanzlei Nittel wissen, ob an den Vorwürfen der Mandatsschaufelei und Anstiftung zum Geheimnisverrat etwas dran sei. Rechtsanwalt Minderjahn schickte GoMoPa.net folgende Antwort:

Den kompletten Artikel lesen registrierte GoMoPa-Mitglieder hier.

Quelle: Goldman Morgenstern & Partners Llc (GoMoPa) / Siegfried Siewert

 

 

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