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Deutsche Automobilbranche weiterhin Spitzenreiter bei Insolvenzen

Freigeschaltet am 11.09.2025 um 10:06 durch Sanjo Babić
Insolvenz, Abriss, Deindustrialisierung & Industriebrache (Symbolbild)
Insolvenz, Abriss, Deindustrialisierung & Industriebrache (Symbolbild)

Bild: Alexander Dreher / pixelio.de

Fehlende Planbarkeit, Umsatzrückgänge und steigende Kosten setzen die Krise in der Automobilindustrie weiter fort. Besonders die Zulieferer geraten immer stärker unter Druck. "Im zweiten Quartal haben wir zwar eine leichte Erholung der Automobilzulieferer gesehen, jedoch ist es immer noch die am stärksten von Insolvenzen betroffene Branche", sagt Dietmar Gerke, Senior Manager Special Risk Management (SRM) beim internationalen Kreditversicherer Atradius. Die Auswirkungen der Zollpolitik mit den USA werden erst im zweiten Halbjahr spürbar.

Die deutsche Wirtschaft erreichte im ersten Halbjahr 2025 einen neuen Negativrekord: 207 Großinsolvenzen von Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als zehn Millionen Euro. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024, dem bisherigen Rekordjahr, stieg die Zahl um 21 Prozent. Spitzenreiter ist die Automobilzulieferindustrie mit 18 Großinsolvenzen im ersten und elf im zweiten Quartal 2025. "Die Anzahl der Insolvenzen ist zwar gesunken, jedoch bleibt die Situation weiterhin angespannt", mahnt Dietmar Gerke. Die Nichtzahlungsmeldungen erreichen schon jetzt beinahe das Niveau von 2024.

Obwohl zwischen OEMs und Zulieferern Abnahmevereinbarungen bestehen, fehlt es in der Praxis häufig an Verlässlichkeit seitens der OEMs. Für Zulieferer bedeutet das fehlende Planungssicherheit und eine hohe Abhängigkeit. Gleichzeitig konzentrieren sich die Hersteller auf einen kleineren Kreis an Zulieferern, da die Produktion insgesamt zurückgeht. "Besonders kleinere Tier 3- und Tier 4-Zulieferer geraten zunehmend in Bedrängnis, da ihnen die finanziellen Puffer fehlen", betont Dietmar Gerke. Der steigende Wettbewerb führt zu einem deutlichen Umsatzrückgang. Zudem sind viele Unternehmen noch auf die Herstellung von Verbrennerkomponenten ausgerichtet und stehen vor enormen Umrüstungskosten, um ihre Zukunft sichern zu können. Die E-Mobilität könnte zwar Nachfrageimpulse setzen, etwa durch Kaufprämien oder gezielte Förderung, doch die aktuelle Infrastruktur in Deutschland ist nicht auf eine großflächige Umstellung ausgelegt und die notwendigen Investitionen fehlen vielfach. Ohne tiefere staatliche Anreize und Ausbau der Lade- und Produktionsinfrastruktur bleibt ein schneller Strukturwandel für viele Zulieferer unwahrscheinlich.

Zusätzlich verschärft die Zollpolitik die Situation: Während sich die USA und die EU zwar auf einen Basiszollsatz geeinigt haben, bleibt die Unsicherheit über die weiteren Entwicklungen. Um den US-amerikanischen Markt nicht zu verlieren, planen mehrere Automobilhersteller Produktionsanlagen in den USA zu errichten. "Über kurz und lang werden Zulieferer nachziehen müssen und ebenfalls in die USA umsiedeln, um bestehen bleiben zu können. Viele kleinere Zulieferer werden sich das allerdings nicht leisten können", erklärt Dietmar Gerke. Als Folge werden Kapazitäten in Deutschland, zum Teil unwiederbringlich, abgebaut.

Atradius: Differenzierte Risikoanalyse entscheidend

Auch Banken reagieren auf die aktuelle Situation der Automobilzulieferbranche und agieren zunehmend restriktiv. Eine Kreditausweitung oder Refinanzierung ist für viele Unternehmen schwieriger zu bekommen, wodurch die Liquidität leidet. "Wir wollen in der Kreditversicherung keine Branche ausschließen, auch nicht die Automobilindustrie", so Dietmar Gerke. Wichtig sei eine differenzierte Betrachtung: Neben aktuellen Liquiditätsnachweisen und Zahlen spiele vor allem die strategische Ausrichtung eine Rolle. Entscheidend ist, wie Unternehmen mit den Herausforderungen umgehen, auch wenn sie Verluste schreiben.

Quelle: Atradius Kreditversicherung (ots)

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