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Spritpreise in Deutschland folgen Rotterdam

Archivmeldung vom 29.12.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.12.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

ach vorläufigen Hochrechnungen der in Hamburg ansässigen ExxonMobil war 2007 für Mineralölprodukte ein Jahr rückläufiger Bedarfszahlen und gestiegener Preise.

Gesamtenergieverbrauch
Gegenüber Vorjahr sank der Primärenergieverbrauch um fünf Prozent und fiel damit auf das Niveau der letzten siebziger Jahre. Das ist insbesondere zurückzuführen auf die milden Temperaturen sowohl zum Anfang als auch zum Ende des Jahres, aber auch auf Energiesparmaßnahmen. Dieser Minderbedarf konnte von der guten Konjunkturlage nur teilweise kompensiert werden. Am Primärenergiebedarf in Deutschland hielt Mineralöl mit 34 Prozent zwar seinen stärksten Anteil, doch gegenüber Vorjahr ist das ein Minus von zwei Prozentpunkten. Infolge der erhöhten Nachfrage von Kraftwerken und der Stahlindustrie wuchs die Bedeutung der Stein- und Braunkohle auf 14 beziehungsweise zwölf Prozent am Gesamtenergiebedarf. Der zweitstärkste Energieträger war unverändert Gas, dessen Anteil mit 23 Prozent stabil blieb. Die erneuerbaren Energien, wie Biokraftstoffe, Wind- und Wasserkraft, stiegen um ein Prozent auf einen Anteil von knapp sieben Prozent am Primärenergieverbrauch.

Mineralölabsatz in Deutschland im Vorjahresvergleich
Der letztjährige Absatzzuwachs im Inland begründete keinen Trend, sondern in 2007 sank der Bedarf um mehr als elf Millionen Tonnen, von denen alleine 9,4 Millionen Tonnen auf eine reduzierte Nachfrage bei leichtem Heizöl zurückzuführen sind. Nur Diesel und Flugturbinenkraftstoff erzielten jeweils ein Nachfrageplus, ohne die Gesamtentwicklung ausgleichen oder gar umkehren zu können.

 

in Mill. t                      2007      2006      Veränderung  in %
Inlandsabsatz           102,0     113,2                     -9,9
Ottokraftstoff              21,6        22,6                    -4,2
    davon:                                              
Normalbenzin                 5,8          6,3                    -6,9
   Eurosuper                 15,2        15,7                    -3,3
   Super Plus                   0,6          0,6                    -1,3
Dieselkraftstoff             29,2        29,1                     0,3
Heizöl leicht                   17,1        26,5                  -35,6
Heizöl schwer                   5,9          6,3                    -5,5
Rohbenzin                      16,6        17,0                    -2,6
Flugturbinenkraftstoff       8,9          8,5                    4,7
Sonstige Produkte            2,8          3,2                 -13,1
(abzgl. Recycling)

 

Der Anteil der Bio-Komponenten betrug bei Otto- und Dieselkraftstoffen insgesamt sieben Prozent.

Ottokraftstoff
Mit einer Million Tonnen setzte sich der Nachfragerückgang bei Ottokraftstoffen auch im Jahr 2007 fort. Allerdings schwächte sich das Minus gegenüber Vorjahr um 0,9 Prozentpunkte auf 4,2 Prozent ab. In Rotterdam verteuerte sich eine Tonne Ottokraftstoff im Jahresdurchschnitt um 69 Dollar. Diesen Anstieg konnte auch der starke Euro nicht ausgleichen. Hinzu kam an den deutschen Tankstellen eine zusätzliche Belastung durch die auf 19 Prozent angehobene Mehrwertsteuer und die Zwangsbeimischung von Ethanol, wobei der Anteil von Bioethanol 2,2 Prozent betrug. Das führte 2007 im Inland dazu, dass Autofahrer im Jahresdurchschnitt sechs Cent pro Liter Benzin mehr bezahlen mussten als im Mittel des Jahres 2006. Im November begründete die Entscheidung eines Wettbewerbers, die Preisangleichung bei den Produktqualitäten Normal (91 Oktan) und Super (95 Oktan) in Rotterdam auch im Inland abzubilden, in weiten Landstrichen einen Preiskrieg zwischen den Marktteilnehmern und eine Verschiebung der Nachfrage:

Der Bedarf an Normalbenzin schmolz um 6,9 Prozent auf 5,8 Millionen Tonnen, während bei der Superqualität nur ein Minus von 3,3 Prozent zu verzeichnen war. Die hochpreisigen Ottokraftstoffe ab 98 Oktan behaupteten sich unverändert mit 0,6 Millionen Tonnen.

Der preisliche Höhenflug von Normalbenzin in Rotterdam ist insbesondere auf den Nachfragesog aus den USA zurückzuführen: Mit Zukäufen schwefelarmer Ware wurden die dort herrschenden unterschiedlichen  Qualitätsanforderungen und die dafür schlecht geeigneten Raffineriestrukturen überbrückt.

Dieselkraftstoff
Im Gegensatz zum Vorjahr legte der Dieselabsatz nicht deutlich zu, sondern wuchs um lediglich 0,3 Prozent auf 29,2 Millionen Tonnen. Das Anziehen des Produktpreises in Rotterdam um durchschnittlich 54 Dollar die Tonne gegenüber Vorjahr konnte der starke Euro abfedern. In Deutschland wirkten hingegen auch bei diesem Produkt die beiden staatlichen Maßnahmen preistreibend: Die zum Jahresanfang eingeführte Beimischungspflicht der teureren Biokomponenten sowie der um drei Prozentpunkte höhere Mehrwertsteuersatz verteuerten Diesel rechnerisch um sechs Cent pro Liter. Angesichts des starken Wettbewerbs in Deutschland ließen sich im Jahresdurchschnitt an den Zapfsäulen allerdings nur fünf Cent durchsetzen. Innerhalb der EU Mitgliedstaaten setzte sich Deutschland dennoch mit an die preisliche Spitze, was den Tanktourismus für viele Autofahrer in den  Grenzgebieten noch attraktiver machte. Die so verlorenen Mengen wurden ausgeglichen durch eine verstärkte Nachfrage infolge der guten Konjunkturlage, die stets verbunden ist mit einem erhöhten Transportaufkommen.

Heizöl
Der Bedarfszuwachs im Vorjahr wiederholte sich auch beim Heizöl nicht: Mit einem Nachfragerückgang von 9,4 Millionen Tonnen schrumpfte der Absatz um fast 36 Prozent. Aufgrund des milden Winters im letzten Jahr sowie vorgezogener Käufe angesichts der Ende 2006 noch bevorstehenden Mehrwertsteuererhöhung, waren die Heizölvorräte in den Haushalten zum Jahresanfang 2007 sehr hoch.

Mit rund 60 Prozent lagen sie etwa zehn Prozentpunkte über dem langjährigen Mittel. Das anhaltend hohe Preisniveau beim Heizöl ließ sowohl private als auch industrielle Käufer zögern, ihre Tankkapazitäten auszunutzen; geordert wurde nur die Menge, die zur aktuellen Bedarfsdeckung erforderlich war. Mit Beständen, die nur gut die Hälfte des eigentlichen Fassungsvermögens betragen, liegt die Bevorratung Ende 2007 hinter den Vorjahren zurück. Hinzu kamen zu Beginn der eigentlichen Heizperiode Temperaturen, die ein Auffüllen nicht dringlich erscheinen ließen. So lagen zum Jahresende 2007 die Füllstände niedriger als zum Jahresanfang.

Schweres Heizöl, Rohbenzin und Jetfuel
Während sich der Naphtha-Verbrauch in den ersten drei Quartalen als stabil erwies, wurde Rohbenzin im vierten Quartal insbesondere in der Petrochemie durch schwere Produkte ersetzt, so dass am Jahresende ein Rückgang von 2,6 Prozent zu verzeichnen war, der 0,4 Millionen Tonnen entspricht.

Ebenfalls ein Minus von 0,4 Millionen Tonnen weist schweres Heizöl auf, was nicht alleine auf eine Substitution durch Gas zurückzuführen ist, sondern vor allem auf den erhöhten Verbrauch im Jahr 2006.

Völlig kontinuierlich erweist sich der wiederholte Zuwachs bei Flugturbinenkraftstoffen von erneut 0,4 Millionen Tonnen. Dazu haben steigende Passagierzahlen ebenso beigetragen wie ein erhöhtes Luftfrachtaufkommen.

Preisentwicklung
Im Jahresdurchschnitt kostete Brent Rohöl in Rotterdam 72 Dollar pro Barrel (159 Liter). Betrug sein Preis im Januar noch 54 Dollar pro Barrel, waren es im Juli schon 77 Dollar. Nach einem Rückgang des Preises im August auf 71 Dollar erreichte der Preis einen neuen Rekordstand im November mit 93 Dollar für das Barrel und schloss im Dezember um die 90 Dollar. Zumindest im Jahr 2007 wurde das Ziel vieler Anleger nicht erreicht, die 100 Dollar Marke zu knacken.

Eine fast analoge Entwicklung zeigte der Dieselpreis in Rotterdam, der von 515 Dollar die Tonne im Januar auf 677 Dollar im Juli kletterte. Nach einem Rückgang um 20 Dollar im August, schoss der Preis im November auf einen Rekordstand von über 904 Dollar pro Tonne. Zum Jahresende lag der Preis bei 840 Dollar die Tonne, so dass das Produkt im Jahresdurchschnitt 663 Dollar pro Tonne kostete. Das sind gegenüber Vorjahr 54 Dollar mehr. An den deutschen Tankstellen spiegelten sich diese Trends wider.

Dem gegenüber abgekoppelt vom Rohölpreis zeigten sich in Rotterdam die Benzinpreise. In einer wahren Achterbahnfahrt entwickelten sich die Preise von 493 Dollar die Tonne im Januar bis zum Jahreshöchststand von 833 Dollar, der allerdings ebenfalls im November erreicht wurde. Im Jahresmittel mussten 687 Dollar pro Tonne bezahlt werden. Auch beim Benzin folgte der Inlandsmarkt den Preisschwankungen und strafte all diejenigen Lügen, die eine Korrelation zwischen Schulferien, Feiertagen oder anderen innerdeutschen Entwicklungen herbeireden möchten: Am achten November erreichte Benzin sowohl in Rotterdam mit 870 Dollar pro Tonne seinen Höchstpreis als auch an den deutschen Stationen mit 1,46 Euro pro Liter.

Versorgung
Das Rohölimportvolumen sank um 2,5 Prozent. Wenn die Bedeutung der Hauptlieferländer am Aufkommen auch unverändert blieb, verschoben sich doch deren Anteile. Während im Vergleich zum Vorjahr die Beiträge aus den GUS Staaten, Norwegen und Libyen um jeweils einen Prozentpunkt fielen, nahmen die von Großbritannien in derselben Größenordnung zu. Insgesamt beliefen sich die Importe aus der Nordseeregion gegenüber 2006 auf unverändert 30 Prozent. Ebenfalls stabil trug die Inlandsförderung mit drei Prozent zur Versorgung bei, auch wenn sie in Folge einen weiteren Rückgang um 0,1 Millionen Tonnen aufwies. Der relative Anteil von Opec Öl hingegen sank gegenüber 2006 um zwei Prozentpunkte.

Konstanz zeichnete die "Hardware" im Raffineriebereich aus: Sowohl die Destillations- als auch die Konversionskapazität blieben unverändert. Demgegenüber sank der Rohöl- und Produkten-Yield um zwei Prozent auf 122 Millionen Tonnen und trifft damit die Raffinerieeinsatzmenge des Jahres 2004. Das schmälerte die Auslastung der Raffineriekapazitäten, die zusätzlich durch ungeplante Stillstände belastet wurden.
 

Mineralölversorgung Deutschlands von 2003 bis 2007
- in Millionen Tonnen -

Rohöl und Produkte           2007      2006      2005      2004      2003
Rohölimporte                     106,7     109,4     112,2     110,0     106,4
davon aus Gus                    44,9        46,6        46,6        46,0        41,5
Norwegen                            16,6        18,5        17,3        21,8        22,3
Großbritannien                     13,7        13,2        14,6        13,0        11,6
Libyen                                   10,9        12,4        12,9        12,8        9,0
Beitrag OPEC                        20,6        23,1        25,6        22,0        20,4
Beitrag Nordsee                   32,1        32,6        33,8        36,7        35,8
Inlandsförderung                    3,4          3,5          3,6          3,5          3,8
Rohöl - Ausfuhr                       0,6          0,7          0,7          1,1          0,6
Produktenimporte                 28,6        36,8        35,0        34,1        36,1
Produktenausfuhr                 28,0        26,6        26,3        23,8        18,8

 

Raffinerien                           2007      2006      2005      2004      2003
Destillationskapazität        119,1     119,1     115,8     115,6     114,8

(Jahresende)
Konversionskapazität          46,5        46,5        46,2        47,6        47,2

(Jahresende)
Anteil Konversion in %          39,0        39,0        39,9        41,2        41,2
Raffinerieeinsatz                 122,0       124,0     125,6     122,0     117,8
(Rohöl und Produkte)

Auslastung Destillations

kapazität Rohöl      in %         91,6        96,5        99,1        97,4        95,8

Quelle: ExxonMobil Central Europe Holding GmbH

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