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Kapitalmarkt in Deutschland im Umbruch

Archivmeldung vom 13.11.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.11.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Deutsche-Börse-Chef Andreas Preuß
Deutsche-Börse-Chef Andreas Preuß

Die anhaltende Unsicherheit im Euro-Raum und die Besorgnis über die wachsende Staatsverschuldung bremsen die Entwicklung der Börsengänge. Insgesamt ist ein Rückgang des Emissionsvolumens feststellbar. "Der Primärmarkt befindet sich in keinem einfachen Umfeld", sagte der Vorstand der Deutschen Börse, Andreas Preuß, am Montag bei der Eröffnung des Eigenkapitalforums in Frankfurt. Umgekehrt befinde sich der Anleihemarkt im Höhenflug. Erstmals in der Geschichte sind Unternehmensanleihen für die deutsche Wirtschaft wichtiger als Kredite.

In den ersten drei Quartalen gab es in Frankfurt sieben Börsegänge, vier davon im Prime Standard, drei im Entry Standard. Das vierte Quartal brachte eine leichte Belebung - mit den Börsegängen von Talanx, Telefonica und Hess konnten 2,3 Mrd. Euro eingespielt werden, informierte Preuß. Kapitalerhöhungen brachten in den ersten drei Quartalen sechs Mrd. Euro. Auf dem Fremdkapitalmarkt boomen Unternehmensanleihen, 482 Mio. wurden in den ersten drei Quartalen begeben, 100 Mio. im 4. Quartal bisher. Hinzu kämen großvolumige Anleihen in Höhe von 675 Mio. Euro.

Anleihen statt Kredite

Den Gesamtmarkt sieht Preuß selbst optimistisch. Deutschland sei bei Unternehmensanleihen Vorreiter im europaweiten Trend. Erstmals sind Anleihen wichtiger als Kredite. Mehr als die Hälfte des gesamten Finanzierungsvolumens von rund 460 Mrd. Euro laufen über Anleihen, bei großen Unternehmen ist der Anteil in den letzten Jahren sogar von 53 auf 73 Prozent gestiegen, sagte Preuß.

Unternehmen investieren weniger in Innovationen

Auch Axel Nawrath, Chef der KfW Bankengruppe, sprach in seiner Eröffnungsrede von einer "guten Botschaft". Die Eigenkapitalquote der deutschen Unternehmen sei seit 2005 kontinuierlich gestiegen - bei kleineren Firmen um bis zu 50 Prozent, insgesamt gesehen quer durch alle Unternehmen von 22,5 auf 26,9 Prozent im Durchschnitt.

Die etwas weniger gute Nachricht sei allerdings, dass die Unternehmen deutlich weniger in Innovationen investieren. Nawrath sprach von einer "Halbierung" von acht auf vier Prozent der Investitionsausgaben. 2005 hätten noch 43 Prozent aller Unternehmen in Innovationen investiert, jetzt sei es nur noch ein Viertel. Das müsse die Politik interessieren, appellierte Nawrath.

Grenzüberschreitende Plattform

Auch die Venture-Capital-Situation für Startups hat sich kaum verbessert, sagte Nawrath. In den USA seien die Volumina in diesem Segment zehn Mal so hoch. Am öffentlichen Engagement könne das nicht liegen, denn 50 Prozent des gesamten Startup-Kapitals kommen von der öffentlichen Bank. Nawrath kündigte in diesem Zusammenhang den Start einer neuen Plattform für Unternehmen auf Kapitalsuche an. Der französisch-deutsche Online-Service Euroquity, ein Projekt von OSEO in Kooperation mit KfW, soll Unternehmen grenzüberschreitende Kontakte bieten.

Quelle: www.pressetext.com/Dr. Wilfried Seywald

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