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Studie: Armut unter Erwerbstätigen Menschen wächst rasant - 4,1 Mio. arm trotz Arbeit

Archivmeldung vom 06.07.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.07.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Gerd Altmann/Shapes:AllSilhouettes.com / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann/Shapes:AllSilhouettes.com / pixelio.de

Die Zahl berufstätiger Menschen in Deutschland, die trotz ihrer Arbeit unter die Armutsschwelle fallen, hat sich zwischen 2004 und 2014 mehr als verdoppelt. Damit stieg die Erwerbsarmut in der Bundesrepublik stärker an als in jedem anderen EU-Land, berichtet die "Berliner Zeitung" unter Berufung auf eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung.

So lag der Anteil der 18- bis 64-Jährigen erwerbstätigen Inländer, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hatten und damit als arm gelten, noch bei 4,8 Prozent. Zehn Jahre darauf waren es 9,6 Prozent. In absoluten Zahlen fällt das Plus noch deutlicher aus, weil die Gesamtzahl der Erwerbstätigen von 39,3 auf 42,6 Millionen anstieg. Daraus ergeben sich für 2004 knapp 1,9 Millionen arbeitende Arme, für 2014 fast 4,1 Millionen.

"Offensichtlich ist der Zusammenhang zwischen Beschäftigungswachstum und Armut komplizierter als gemeinhin angenommen", stellen die Studienautoren Dorothee Spannagel, Daniel Seikel, Karin Schulze und Helge Baumann fest. Mehr Arbeit sei offenbar keine Garantie für weniger Armut. Der Beschäftigungsaufwuchs in Deutschland beruhe zu einem großen Teil auf dem Anwachsen der Teilzeitstellen, anderer atypischer Beschäftigungsverhältnisse sowie des Niedriglohnsektors insgesamt. Eine wichtige Rolle spielt laut Studie dabei der gestiegene Druck auf Arbeitslose, jede ihnen angebotene Stelle anzunehmen.

"Maßnahmen, die Arbeitslose dazu zwingen, Jobs mit schlechter Bezahlung oder niedrigerem Stundenumfang anzunehmen, können dazu führen, dass Erwerbsarmut steigt, weil aus arbeitslosen armen Haushalten erwerbstätige arme Haushalte werden", heißt es in der Studie. Anhand von Modellrechnungen zeigen die Forscher, dass strenge Zumutbarkeitsregeln, Auflagen für den Leistungsbezug und Sanktionen das Risiko der Erwerbsarmut deutlich steigen lassen.

Eine gegenteilige Wirkung stellen die Wissenschaftler für Förderprogramme mit Qualifizierungs- und Weiterbildungsangeboten fest. Auch höhere Transfer- und Lohnersatzleistungen wirken der Studie zufolge der Erwerbsarmut entgegen. Daraus ergibt sich eine zweiteilige Faustformel: Je höher die Ausgaben für eine aktive Arbeitsmarktpolitik sind, desto deutlicher sinkt das Erwerbsarmutsrisiko; je stärker der Druck auf die Arbeitsuchenden, desto kräftiger steigt es. Kurz: Das Fördern nützt, das Fordern nicht.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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