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Reisproduktion in Südostasien unter wirtschaftlichem Druck

Archivmeldung vom 22.11.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.11.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: PixelWookie / pixelio.de
Bild: PixelWookie / pixelio.de

Wird es in Zukunft schwierig sein, Arbeiter für die Reisfelder zu bezahlen, wenn die in den Städten mehr Geld verdienen können? Ist Reis auch künftig die profitabelste Kultur oder gibt es andere Feldfrüchte, mit denen Landwirte mehr Gewinn erzielen können? Um diese und andere Fragen zu beantworten, haben Agrarökonomen aus Thailand, Vietnam, Kambodscha, Myanmar und Laos gemeinsam mit dem agri benchmark Cash Crop Team des Braunschweiger Thünen-Instituts für Betriebswirtschaft ein Expertennetzwerk „Reis“ aufgebaut.

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) unterstützt die Partner finanziell bei der Datenerhebung von typischen Betrieben für das agri benchmark Reis Netzwerk. Der Bericht kann unter www.agribenchmark.org/cash-crop/publications-and-projects0/reports.html heruntergeladen werden.

Wettbewerb um Arbeitskräfte gewinnt an Bedeutung

Reis-Produktionssysteme in Südostasien sind sehr arbeitsintensiv. Auch wenn wichtige Arbeitsschritte z.B. in thailändischen Betrieben schon mechanisiert sind, werden in der Reisproduktion mehr als 200 Arbeitsstunden pro Hektar eingesetzt. Europäische Weizenproduzenten benötigen im Vergleich nur ca. 10 Arbeitsstunden pro Hektar. Aufgrund des Wirtschaftswachstums im Industrie- und Dienstleistungssektor sind die Löhne in den untersuchten südostasiatischen Regionen in den letzten Jahren stark gestiegen. Daher stehen die Landwirte als Arbeitgeber vor der Herausforderung, wie sie auf den Arbeitsmärkten wettbewerbsfähig bleiben.

Um dieses Thema beurteilen zu können, vergleicht die agri benchmark Studie die Gewinne, die in der Reisproduktion pro Stunde erzielt werden, mit derzeitig gezahlten Löhnen. Während in typischen thailändischen Betrieben die Entlohnung mit ca. 3,50 USD pro Stunde am höchsten ist, liegt dieser Wert mit etwa 0,35 USD pro Stunde in typischen Betrieben in Kambodscha und Myanmar am niedrigsten. Dies entspricht den aktuellen Lohnsätzen, die im Industrie- und Dienstleistungssektor in den analysierten Regionen gezahlt werden. Da davon auszugehen ist, dass nicht-landwirtschaftliche Lohnsätze weiterhin so steigen wie bisher, wird die Erhöhung der Arbeitsproduktivität im Reisanbau eine wichtige, wenn nicht sogar die wichtigste Herausforderung der Zukunft sein.

Die Arbeitsproduktivität lässt sich u.a. dadurch steigern, dass arbeitsintensive Tätigkeiten an Lohnunternehmer vergeben werden, die Maschinen anstelle von Handarbeit nutzen. Eine der Co-Autorinnen der Studie, Tanja Möllmann vom Thünen-Institut, betont, dass „dieses Thema für das agri benchmark Netzwerk sehr wichtig ist und dass wir unser Wissen darüber ausweiten werden. Gerade mögliche Herausforderungen bei der vermehrten Inanspruchnahme von Lohnunternehmen und die entsprechenden Lösungen sind Schwerpunkte unserer zukünftigen Arbeit.“

Attraktivität anderer Feldfrüchte steigt

Die Frage, ob Reis immer die wirtschaftlich attraktivste Kultur ist, bewegt heutzutage in vielen Ländern Südostasiens Landwirte und Experten. Diese Diskussion spiegelt sich auch in den Ergebnissen des agri benchmark Berichts: So ist z.B. für einen der typischen vietnamesischen Betriebe der Anbau von Mais ungefähr genauso profitabel wie der zweimalige Anbau von Reis (in der Region werden 3 Ernten pro Jahr eingebracht). Da der Anbau von Mais – anders als der von Reis – derzeit noch überwiegend per Hand erfolgt, sind die Kosten gegenwärtig noch relativ hoch. Wenn in Zukunft mehr Maschinen eingesetzt werden, sinken die Produktionskosten des Maisanbaus und die Konkurrenzfähigkeit von Mais gegenüber Reis steigt weiter. „Das agri benchmark Reis Netzwerk wird weitere Analysen des innerbetrieblichen Wettbewerbs zwischen Reis und anderen Feldfrüchten durchführen, da dieser eventuell zu bedeutenden Veränderungen der Anbaustrukturen führen könnte“, erklärt Prof. Khiem Nguyen Tri, vietnamesischer Forschungspartner des Netzwerkes an der An Giang Universität.

David Dave, leitender Ökonom der FAO in Bangkok, unterstreicht die Bedeutung des Netzwerkes: „Ein besseres ökonomisches Grundverständnis der asiatischen Reisproduktionssysteme ist eine wichtige Grundlage, um genaue und zutreffende Auswertungen zu erstellen, die den FAO-Mitgliedsstaaten helfen, solide Lebensmittelpolitik einzuführen. Die FAO ist stolz darauf, das agri benchmark Netzwerk auch weiterhin in dieser Arbeit zu unterstützen.“

Quelle: Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei (idw)

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