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Zuviel Fracking: Flüssiggas aus den USA in Frankreich vor dem Aus?

Archivmeldung vom 11.05.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.05.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Flüssiggastanker
Flüssiggastanker

Foto: JoachimKohlerBremen
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Das Fracking-Verfahren wird dem Flüssiggas aus den USA zum Verhängnis. Frankreich erwägt nach Angaben der französischen Umweltministerin, den Import von flüssigem Erdgas aus den Vereinigten Staaten zu verbieten, wie die Onlinezeitung gazeta.ru berichtet.

Die deutsche Ausgabe des russischen online Magazins "Sputnik" berichtet weiter: "Einige hielten Frankreichs Position für grünen Extremismus. Andere meinten, der Umweltgedanke sei nur ein Vorwand für den Verzicht – der wahre Grund sei der Preis für das Gas aus den USA, schreibt das Onlineportal.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters gestern unter Berufung auf Ségolène Royal, die französische Ministerin für Umwelt, nachhaltige Entwicklung und Energie, berichtet hat, prüft Frankreich derzeit die Möglichkeit eines Einfuhrverbots für flüssiges Erdgas aus den USA, schreibt gazeta.ru.

Diese Entscheidung beruht nach Angaben der Ministerin darauf, dass Fracking-Gas bis zu 40 Prozent der gesamten Flüssiggaslieferungen aus den USA an die französischen Energieversorger „Engie“ und „EDF“ ausmacht. Die Gasförderung im Fracking-Verfahren ist in Frankreich jedoch aufgrund zu hoher Umweltrisiken verboten. Bei Fracking werden Chemikalien ins Erdinnere gepumpt, um Formationen aufzubrechen, was negative Auswirkungen auf das Grundwasser haben kann, wie die Zeitung berichtet.

Warum sie die notwendige Sorgfalt nicht aufgebracht hätten, hat die Umweltministerin laut der Nachrichtenagentur die beiden französischen Energieunternehmen gefragt und gebeten „eine rechtliche Grundlage für das Importverbot des Fracking-Gases zu finden“, schreibt „gazeta.ru“.

Zuvor sei berichtet worden, dass die US-Firma „Cheniere“, einer der größten US-amerikanischen Fracking-Gas-Produzenten, Verträge über die Lieferung von 50 Gastankerladungen in den Hafen von Dünkirchen geschlossen habe. Der französische Hafen verfügt über ein Gasterminal. Die ersten Lieferungen seien für den kommenden Sommer geplant gewesen. Die EDF habe sich Medienberichten zufolge auf die Abnahme von rund einer Milliarde Kubikmeter Flüssiggas innerhalb von 20 Jahren verpflichtet. Engie habe einen Fünf-Jahres-Vertrag für zwölf Gastankerladungen jährlich geschlossen, deren Gesamtvolumen jedoch unbekannt sei.

Die Situation werfe Fragen auf, denn die Franzosen wollten auf ein fertiges Produkt verzichten, sagen Branchenkenner: „Das ist grüner Extremismus“, kommentiert Michail Kortschemkin, Chef des Branchenportals „East European Gas Analysis“ den Vorgang. „Wenn diese Grünen von der Anwendung des Fracking-Verfahrens auf einigen Gazprom-Feldern erfahren, werden sie auch die russischen Gasimporte verbieten“, fügt der Experte hinzu. Es gehe wohl darum, „populistischen Wind in der Presse zu machen“, betont er.

Ein weiterer Branchenanalyst, Konstantin Simonow von der Stiftung für Nationale Energiesicherheit, betont, dass in Frankreich kein Gesetz existiere, welches es verbiete, im Fracking-Verfahren gewonnene Erzeugnisse zu erwerben. „Dass es sich hierbei um eine Art Geschenk der Franzosen an Russland handelt, glaube ich nicht. Die politische Großwetterlage ist für Russland momentan nicht günstig“, sagt der Stiftungsdirektor.

Der Versuch, auf das US-Gas zu verzichten, hänge mit seinen überhöhten Preisen zusammen – sechs bis sechseinhalb Dollar für eine Million BTU: „Das russische Pipeline-Gas ist wesentlich günstiger“, sagt Simonow. Das sei größtenteils auf den Preisrückgang langfristiger Gazprom-Verträge zurückzuführen, die an die Ölpreisentwicklung mit einer Verzögerung von sechs bis neun Monaten gekoppelt seien. Das Öl sei in letzter Zeit indes deutlich günstiger geworden. „Also will Frankreich das Gas aus den USA nicht mehr abnehmen, versucht jedoch sein Gesicht zu wahren“, bringt es der Experte auf den Punkt.

Als im vergangenen Januar bekannt geworden sei, dass Litauen auf das US-Flüssiggas verzichten wolle, seien ähnliche Einschätzungen geäußert worden, schreibt die Onlinezeitung. Damals habe die Führung des Landes erklärt, die litauischen Gasleitungen seien für das Gas aus den Vereinigten Staaten nicht ausgelegt. Litauens Verteilernetz eigne sich für russisches Pipeline-Gas mit niedrigerem Brennwert. Schon damals hätten die Experten Litauens Bemühungen auf den im Vergleich zur Konkurrenz – vorrangig zu Russland – höheren Preis für das US-amerikanische Gas zurückgeführt."

Quelle: Sputnik (Deutschland)

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