Strategiewechsel bei der Deutschen Bahn für mehr Pünktlichkeit

Für die Verbesserung ihrer Pünktlichkeit ist die Deutsche Bahn künftig bereit, schon geplante Baustellen zu verschieben. Das kündigte Bahnmanagerin Daniela Gerd tom Markotten in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" an. "Das Verschieben von Baustellen in die nächsten Jahre darf jedenfalls kein Tabu mehr sein."
Das schaue sich die zuständige Tochtergesellschaft DB InfraGo jetzt
genauer an. Dabei fokussiere man sich darauf, erst das zu modernisieren,
was "extrem störanfällig" sei, sagte sie. "Dass wir jetzt die
Pünktlichkeit so in den Vordergrund stellen, hat es bisher noch nicht
gegeben."
Die neue Priorisierung ist eine Abkehr von der
bisherigen Strategie und sei ein erstes Ergebnis der Arbeit im
Sanierungsprogramm S3, mit dem die Deutsche Bahn seit Jahresbeginn zum
einen die Infrastruktur und den Betrieb sanieren und zum anderen die
Wirtschaftlichkeit des Konzerns wiederherstellen möchte. Bisher hat der
Staatskonzern mit Hinweis auf den schlechten Zustand der Infrastruktur
der Sanierung des Streckennetzes den Vorzug eingeräumt.
Die
schlechten Pünktlichkeitswerte des Staatskonzerns stehen derzeit
besonders im Fokus - sowohl beim Bahnvorstand als auch in der Politik
und nicht zuletzt bei den betroffenen Bahnkunden. "Wir fahren eine
Pünktlichkeit, die von der Gesellschaft nicht mehr akzeptiert wird",
räumte sie ein. Im Mai erreichte die Bahn nur eine Pünktlichkeit von 62
Prozent im Fernverkehr und liegt damit deutlich unter dem
selbstgesetzten Ziel von mindestens 65 Prozent in diesem Jahr.
Trotz
der Neupriorisierung stellte Gerd tom Markotten klar, dass die Bahn am
Konzept der Generalsanierung von rund 40 Hochleistungskorridoren in den
nächsten Jahren festhalten wird. "Aber es ist natürlich ein Kraftakt,
weil wir damit konfrontiert sind, dass die Infrastruktur mehr Störungen
produziert, als wir bisher angenommen haben. Das heißt, wir müssen jetzt
gegensteuern und Sanierung und Pünktlichkeit gut ausbalancieren."
Der
Bundesrechnungshof pocht in einem noch unveröffentlichten Bericht
dagegen darauf, Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) müsse das
Konzept und die damit verbundenen Belastungen für den Bundeshaushalt in
Milliardenhöhe noch einmal kritisch prüfen. "Aus unserer Sicht ist das
Konzept der DB AG derzeit nicht tragfähig", weil wichtige
haushaltsrechtliche Grundlagen fehlten, heißt es in einem Brief an dem
Haushaltsausschuss. Unter anderem weise die
Wirtschaftlichkeitsuntersuchung zur Generalsanierung Riedbahn
"erhebliche methodische Defizite" auf, heißt es in dem 25 Seiten langen
Bericht laut FAZ.
Quelle: dts Nachrichtenagentur