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Ein Hauch von Marmor

Archivmeldung vom 23.06.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.06.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

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Mit einem Hybrid aus Fliese und Tapete will die Degussa AG die Wände erobern. Die Innovation basiert auf einer flexiblen Keramik, die das Unternehmen jetzt zur Marktreife entwickelt hat.

Das hätten sich die alten Griechen und Römer nicht träumen lassen: Zu Ehren der Götter bauten sie aus Marmor Tempel oder fertigten Skulpturen. Marmor war zu Zeiten der Antike ein sehr kostbares Material, und auch heute noch gelten Fliesen aus Marmor als Inbegriff des Luxus.

Doch das edle Ambiente – beispielsweise für die Ausstattung des Badezimmers – ist für jedermann erschwinglich geworden, denn die Forschungs- und Entwicklungseinheit der Degussa AG hat unter der Bezeichnung ccflex eine flexible Keramik zur Marktreife gebracht, die als strapazierfähiger, pflegeleichter Wandbelag sowohl Fliesen als auch klassischen Tapeten Konkurrenz macht. Das Produkt ist nagelneu auf dem Markt und weist eine Reihe von bestechenden Vorteilen auf. So sieht die Wandbeschichtung nicht nur edel aus, sondern sie erfüllt zudem alle Anforderungen an die Ausstattung von Feuchträumen – selbst der Strahl aus der Dusche kann dem besonderen Wandbelag nichts anhaben.

Die hohe Wasserbeständigkeit ist nur eine von vielen nützlichen und neuartigen Eigenschaften, die auf die keramische Basis des Materials zurückzuführen sind. Bisher kennen wir den Werkstoff Keramik als hart und spröde. Deshalb gehen Teller und Tassen zu Bruch, wenn sie auf den Boden fallen. Also keinesfalls etwas, das man auf eine Rolle wickeln könnte oder mit Bürste und Kantenroller auf die Wand bringt. Und dennoch ist genau das der Creavis Technologies & Innovation (Marl) gelungen.

Auf Grund ihrer keramischen Natur ist ccflex kratz- und schlagfest, chemikalienbeständig sowie stabil gegen ultraviolette Sonnenstrahlung. Zudem widersteht es Feuer und Flamme. Vor allem aber ist es wasserbeständig und trotzdem atmungsaktiv – ein wichtiger Unterschied zu PVC- und Vinyl-Tapeten, der gerade im Bad eine wichtige Rolle spielt. Und ein weiterer Vorteil: „Unser Produkt ist als Rollenware einfach zu handhaben“, so Michael Schulze, der innerhalb der Creavis für den Verkauf und das Marketing von ccflex verantwortlich ist. Da das Material fugenlos verlegt wird, gibt es auch viel weniger Ansatzpunkte für Schmutz oder Schimmel.

Im Gegensatz zur herkömmlichen Fliese können die Produkteigenschaften des Wandbelags in weiten Grenzen für spezifische Anwendungen maßgeschneidert werden. So ließe sich durch eine entsprechende Ausrüstung die Bakterienausbreitung erheblich verringern und auch die Schimmelbildung unterdrücken. Zusätzlich kann die flexible Keramik mit weiteren funktionalen Oberflächeneigenschaften ausgerüstet werden. Dazu zählt zum Beispiel die besonders gute Reinigungsmöglichkeit (Easy-to-Clean).

Grundlage von ccflex ist eine von Degussa in ihrem Science to Business Center Nanotronics (Marl) entwickelte und patentierte Technologie. Sie erlaubt es, ein flexibles Trägermaterial, z.B. ein Polymervlies, in einem kontinuierlichen Prozess keramisch zu beschichten und mit weiteren anorganischen Deckschichten zu versehen. Dieses einzigartige Verfahren hat große Vorteile: Im Normalfall erhalten keramische Materialien erst bei hohen Temperaturen ihre Festigkeit. Fachleute sprechen hier vom Sintern. „Uns ist es gelungen, diese Temperaturen, die einen hohen Energieverbrauch mit sich bringen würden, deutlich zu reduzieren“, erklärt Dr. Martin Wille, im Bereich ccflex für Produktion und Technologie zuständig. Dank des besonderen Know-hows der Degussa gelingt die Verankerung und Verfestigung der Keramik auf der Kunststoff-Matrix bei nur rund 250°C, bis zu 1.000°C niedriger als bisher. Dabei kommt es zu einer besonderen Art „Verklebung“ zwischen Träger und Beschichtung, das Material wird keramisiert. Nach der möglichen Bedruckung wird dann eine transparente Topcoat-Beschichtung aufgebracht. Der komplette Prozess ist patentiert wie auch die spezielle Anwendung.

Zur Gestaltung kann das keramische Material, das aus einer Mischung verschiedener Metalloxide besteht, sogar eingefärbt werden. Alternativ erfolgt nach der thermischen Behandlung die Ausstattung mit Dekoren oder Motiven, die die Partnerfirma Kreativa Tapeten GmbH (Hohenberg, Fichtelgebirge) übernimmt. Diese Verschönerung kann durch herkömmliche Bedruckungsprozesse wie Flexodruck erfolgen. Abschließend wird in jedem Fall der wasserabweisende Topcoat als Oberflächenversiegelung und eine Rückseitenbeschichtung für die Verklebung aufgebracht. Nach der Qualitätskontrolle wird das Produkt in Zusammenarbeit mit der Partnerfirma auf genormte Abmessungen zugeschnitten und versandfertig verpackt. „Derzeit fertigen wir 25-Meter-Rollen mit 70 Zentimetern Breite, Ende des Jahres werden auch 100 Zentimeter zur Verfügung stehen“, so Schulze. Inzwischen hat Creavis eine weitere Produktionsanlage erworben, die in diesem Jahr in einer eigenen Halle in Betrieb gehen wird. Hiermit können sogar bis zu 150 Zentimeter breite Rollen gefertigt werden, die dann neue Märkte bei der Beschichtung von Möbeln oder Arbeitsflächen erschließen sollen.

Ein zusätzlicher Pluspunkt ist das geringe Gewicht des Wandbelags. Dadurch sind viele Leichtbauanwendungen in Zügen, Flugzeugen und Schiffen möglich, in denen eine hohe Funktionalität gepaart mit einer edlen Optik gefordert ist. Besonders im Premiumsegment – also bei Kreuzfahrtschiffen oder der ersten Klasse in Bahnen und Fliegern – könnte eine zusätzliche Nachfrage entstehen, zumal das keramische Material eine hohe Brandschutzeinstufung erhalten dürfte.

Rolf Froböse

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