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Finanzkrise und gesetzliche Rentenversicherung: Interview mit Christian Zahn

Archivmeldung vom 15.04.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.04.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Diskussion über die Finanzkrise überschattet zur Zeit alles. Viele Menschen machen sich Sorgen, zum Beispiel darüber, ob die gesetzliche Rente jetzt und in Zukunft noch sicher ist. Darüber sprechen wir mit Christian Zahn, Vorsitzender des Trägervorstands der Deutschen Rentenversicherung Bund in Berlin.

Herr Zahn, inwieweit ist die gesetzliche Rentenversicherung aktuell von der Finanzkrise betroffen?

Die gesetzliche Rentenversicherung finanziert sich über das so genannte Umlageverfahren. Das bedeutet, dass jeder Versicherte eine Umlage zahlt und diese Umlage wird dann sofort auf die Rentner umgeleitet. Das heißt es wird kein Kapitalstock angelegt. Und dieses Verfahren ist natürlich ausgesprochen vorteilhaft in Krisenzeiten. Von der Finanzkrise ist dieses Verfahren überhaupt nicht betroffen.

Ist die Rentenversicherung denn völlig unabhängig von den Kapitalmärkten?

Nein, nicht völlig. Denn die Rentenversicherung muss natürlich Rücklagen bilden, um Konjunkturschwankungen ausgleichen zu können. Für diese Anlagen müssen wir natürlich an Finanzmärkte herangehen und das Geld dort anlegen. Aber hier hat der Gesetzgeber dem Rentenversicherungsträger ganz strenge Auflagen erteilt. Das heißt, die Sicherheit der Anlagen hat hier allerhöchste Priorität, die Gelder der Rentenversicherung sind deshalb ausschließlich bei Kreditinstituten angelegt, die dem so genannten Einlagesicherungssystem in Deutschland angehören. Das heißt, selbst wenn dort etwas passiert sind diese Gelder abgesichert. Während der Finanzkrise und auch in Zukunft wird kein Cent verloren gehen. Die Gelder der deutschen Rentenversicherung sind sehr sicher angelegt.

Was bedeutet es für die Rentenversicherung, wenn aufgrund der aktuellen Finanzkrise die Zahl der Arbeitslosen ansteigt?

Das Steigen der Arbeitslosenzahlen führt natürlich zu einem Rückgang von Beitragseinnahmen. Dazu dient die so genannte Schwankungsreserve, um solche Steigerungen auszugleichen. Allerdings, ein lang anhaltender sehr starker Rückgang von Beitragseinnahmen würde natürlich eine Finanzlücke in die Rentenversicherung hineinbrechen und da müsste der Gesetzgeber entscheiden, was dann zu passieren hat.

Ist eine Kürzung der Renten wegen der Finanzkrise zu befürchten?

Das steht nicht zu erwarten, denn die Rentenhöhe hängt ja ab von der Rentenanpassungsformel und die ist mit einer Sicherungsklausel versehen. Und diese Sicherungsklausel besagt, dass die Renten nur dann sinken können, wenn auch die Löhne sinken. Und ich kenne in Deutschland keine Prognose, die für die überschaubaren Zeiträume sinkende Löhne in Deutschland prognostizieren. So dass wir davon ausgehen, dass auch in den kommenden Jahren mit positiven Rentenanpassungen zu rechnen ist, die natürlich je nach Konjunkturlage hoch oder auch sehr niedrig ausfallen können.

Welche Auswirkungen sind für die private Altersvorsorge zu erwarten?

Na ja, da natürlich die privaten Altersvorsorgeprodukte am Finanzmarkt platziert werden, sind sie natürlich voll von der Finanzkrise betroffen. Allerdings in unterschiedlichem Umfang. Dies hängt natürlich von der jeweiligen Anlageform ab. Wer Altersvorsorgeformen, die auf Aktien basieren, gewählt hat, der hat natürlich im Moment große Probleme, weil der Aktienmarkt in Deutschland und auf der ganzen Welt sehr stark eingebrochen ist. Es ist überhaupt keine Frage, dass auch Produkte, die einen hohen Anleiheanteil beinhalten, auch von sinkenden Kapitalmarktzinsen betroffen sind.

Raten Sie den Menschen denn von zusätzlicher Altersvorsorge ab?

Nein, auf keinen Fall. Also, zusätzliche Altersvorsorge ist dringend erforderlich und ich kann jeden Menschen nur davor warnen zu warten dass die Finanzkrise hier zu Ende ist. Denn man muss natürlich sehen, dass auch in der nächsten Generation die gesetzliche Rentenversicherung der wichtigste Träger im Alter ist. Aber die Rentenversicherung kann nicht den Lebensstandard absichern. Wer den Lebensstandard im Alter absichern will und erhalten will, der muss zusätzliche Altersvorsorge betreiben und der sollte sich allerdings dann auch sehr genau über die Produkte und auch die Risiken informieren. Das ist ausgesprochen wichtig und ich möchte an dieser Stelle einmal darauf hinweisen, auch dazu raten, hier auch die Auskunfts- und Beratungsstellen der Deutschen Rentenversicherung in Anspruch nehmen, wo wir sehr kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben, die hier weiterhelfen können.

Man hört immer wieder, dass die Rendite in der Rentenversicherung auf lange Sicht negativ sein wird. Was sagen Sie dazu?

Für diejenigen, die heute in Rente gehen, liegt die Rendite der Rentenversicherung bei etwa 4 Prozent. Aber auch Versicherte, die nun in der nächsten Generation, in den kommenden Jahrzehnten in Rente gehen, werden mit einer deutlich positiven Rendite rechnen können. Die wird etwas niedriger sein, weil das Rentenniveau insgesamt ein bisschen sinkt, es wird aber bei rund zweieinhalb bis drei Prozent liegen. Das ist das Ergebnis von Rentenberechnungen übrigens nicht nur der Deutschen Rentenversicherung sondern auch von einer Vielzahl unabhängiger Institutionen, zum Beispiel der Stiftung Warentest. Nun muss man bei diesen Berechnungen noch gesondert berücksichtigen, dass die Rentenversicherung ja nicht nur das Lebensrisiko versichert, dass man im Alter anständig leben kann, sondern es sichert auch zum Beispiel das Risiko der Erwerbsminderung, die Rente bezahlt Rehabilitationen bei Erkrankungen und natürlich ist eine Hinterbliebenenabsicherung ebenfalls über die Rentenversicherung abgesichert. Und dies muss man alles im Vergleich zu Produkten in der Privatwirtschaft sehen. Und wenn man diesen Vergleich zieht, dann wird man sehr schnell verstehen, wie profitabel nach wie vor und auch in Zukunft die Deutsche Rentenversicherung in Wahrheit ist.

Quelle: Deutsche Rentenversicherung Bund

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