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Holzindustrie: Branche auf dem Holzweg?

Archivmeldung vom 05.03.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.03.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die deutsche Holzindustrie erlebt harte Zeiten. Sägewerke, Holzverarbeiter und die Holzverpackungsindustrie verzeichnen massive Absatzeinbrüche. Die Gründe der Krise sind facettenreich: Der massive Kapazitätsaufbau der letzten Jahre ging weit über die Aufnahmefähigkeit der traditionellen Absatzmärkte hinaus.

Das Wegbrechen des US-Geschäftes sowie vieler südeuropäischer Märkte bei gleichzeitig steigenden Rundholzpreisen und zeitweise hohen Importrestriktionen für Rundholz aus Russland zwangen die Branche zusätzlich in die Knie. Die Finanzkrise bringt nun weitere Engpässe mit sich. Preiskampf und Kapazitätsstilllegungen sind die Konsequenzen. Eine grundsätzliche Lösung für die Branche ist nicht in Sicht. Vielmehr kündigt sich eine Konsolidierungswelle an, die zu notwendigen Kapazitätsbereinigungen führen wird - so die Prognose der Top-Management Beratung Dr. Wieselhuber & Partner (W&P).

Für die Branchenexperten von W&P basiert die Krise auf einer strategischen Fehleinschätzung, die zu einem drastischen, aber ungesunden Wachstum einiger Branchen-Player führte. Der deutsche Nadelholzbestand wurde als globale Rohstoff- und somit als Vermögens- und Cashflow-Reserve der Forstverwaltungen entdeckt - unter der Voraussetzung, dass die Stämme in hoch industrialisierten Großwerken mit minimalen Kosten zu international marktfähigen Commodity-Produkten verarbeitet werden. Die Vorteile gegenüber den hohen Produktionskosten in veralteten kanadischen und amerikanischen Sägewerken und die hohen Transportkosten von Kanada in den Süden der USA machten den größten Regionalmarkt für europäische Holzprodukte greifbar. Massive Probleme mit Käferholz auf kanadischer Seite begünstigten dies zusätzlich.

So stieg die Einschnittskapazität deutscher Sägewerke um 68 % von 15 Mio. m3 im Jahr 2000 auf über 25 Mio. m3 im Jahr 2008. Die Vereinigten Staaten, mit einem Marktvolumen von 104,3 Mio. m3, der größte Absatzmarkt für Nadelschnittholz, nahmen die Importmengen bis 2006 problemlos auf, die Marge je m3 war deutlich höher als in allen anderen Absatzmärkten.

Ab 2007 musste der US-Markt jedoch deutlich Federn lassen. Der Dollar-Kurs stieg, die Marge fiel und die Auswirkungen der Subprime- bzw. Immobilien-Krise führte 2008 zu einem Absturz des US-Marktvolumens für Schnittholz auf 60 Mio. m3. "Europa ist zwar der größte Regionalmarkt der Branche, kann aber den Rückgang des US-Geschäftes nicht abfedern", weiß Dr. Emmrich, geschäftsführender Gesellschafter von W&P. "Denn neben der Mengenrestriktion werden in USA Dimensionen verwendet, die in Europa nicht verkäuflich sind." Hinzu kommt ein verschärfter Wettbewerb um Rundholz - insbesondere in Süddeutschland herrscht aufgrund der Sägewerksdichte Rundholzknappheit und somit der Zwang zur überregionalen Beschaffung.

Die Konsequenz der Großsägewerkbetreiber: Auslastungswettbewerb. Das heißt ein ruinöser Preis- und Mengenwettbewerb auf den klassischen Märkten Südeuropas, im Nahen Osten und in Asien mit der Konsequenz steigender Rundholzpreise bei rückläufigen Verkaufspreisen. Laut Dr. Emmrich sei diese Strategie aber nicht tragfähig: "Mit diesem Vorgehen befinden sich die Unternehmen auf dem Holzweg. Absatzsicherung um jeden Preis zieht nur bei positivem Deckungsbeitrag - und der ist meist bereits deutlich negativ." Klassische Sanierungsansätze, wie Personalkosten- oder Materialkostensenkung, würden nicht funktionieren, da Personalkosten aufgrund des hohen Automatisierungsgrades mit 8 Prozent bis 10 Prozent ohnehin gering und Rundholzpreise nicht nur nachfrageseitig bestimmbar sind.

Die Holzindustrie ist jetzt zu radikaleren Schritten gezwungen, um die Krise zu überwinden. Dr. Emmrich dazu: "Es müssen dringend Kapazitäten aus dem Markt verschwinden - und dürfen nicht, wie in der Vergangenheit, mit Kostenvorteilen aus einer Insolvenz heraus weiterbetrieben werden." Nur wem es jetzt gelinge seine Wertschöpfung weiter auszubauen, aus der Austauschbarkeit des Commoditiy-Geschäfts herauszukommen, Nischenmärkte aktiv selbst zu gestalten und Strategieinnovationen aufzusetzen, wird nachhaltig gestärkt aus der Branchenkrise hervorgehen.

Quelle: Dr. Wieselhuber & Partner

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