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Schweden erhöht Militärbudget: Was hat das mit Russland und mit pupsenden Heringen zu tun? -

Archivmeldung vom 26.11.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.11.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Anja Schmitt
Schwedische Flagge
Schwedische Flagge

Bild: pixabay

Schweden will das Militärbudget kräftig erhöhen. Als Grund hält ein „nicht mehr auszuschließender“ Angriff Russlands auf die schwedische Insel Gotland her. Wie gefährlich falsch derartige Politik sein kann, zeigt eine Geschichte aus den 1980er Jahren, als fast ein diplomatischer Zwischenfall durch pupsende Fische ausgelöst wurde. Dies berichtet das online Magazin "Sputnik".

Weiter heißt es hierzu in einem Bericht von Bolle Selke auf deren deutschen Webseite: "1981 lief ein sowjetisches U-Boot an der Südküste Schwedens auf Grund, nur zehn Kilometer von einem schwedischen Marinestützpunkt entfernt. Die Sowjets behaupteten, sie seien durch Navigationsfehler auf schwedischem Territorium gelandet. Schweden sah die „Strandung der S-363“ als Beweis dafür an, dass die damalige Sowjetunion in schwedische Gewässer eingedrungen sei.

Das U-Boot wurde in internationale Gewässer zurückgebracht, aber die schwedische Regierung blieb wachsam und war überzeugt, dass russische U-Boote immer noch in der Nähe ihres Territoriums operieren könnten. Zu diesem Zeitpunkt begannen sie, ungewöhnliche Unterwassersignale und -geräusche aufzunehmen. 1982 verfolgten mehrere schwedische U-Boote, Boote und Hubschrauber einen Monat lang eine dieser unbekannten Quellen, nur um mit leeren Händen zurückzukehren.

Dies dauerte über ein Jahrzehnt an. Jedes Mal, wenn sie ein akustisches Signal aufnahmen, suchten und fanden sie nur ein paar Blasen auf der Meeresoberfläche. Schweden war natürlich besorgt über die Eingriffe und konnte sich nicht vorstellen, warum auch Russland sie nach dem Ende des Kalten Krieges weiterhin auf diese Weise provozieren würde. Carl Bildt, der damalige schwedische Ministerpräsident, schrieb 1994 einen Brief an den sowjetischen Präsidentenin dem er gegen die russischen Aktivitäten in den schwedischen Gewässern protestierte.

Feindliche Unterwasseraktivitäten entpuppten sich als Pupse von Heringen

All diese Vorwürfe basierten auf Geräuschen die vom schwedischen Militär als eindeutige Hinweise auf feindliche Unterwasseraktivitäten eingestuft wurden, tatsächlich waren es Gase aus dem Gedärm der Heringe, quasi Fischflatulenzen.

Magnus Wahlberg, Professor an der Universität von Süddänemark, wurde 1996 an der Untersuchung der seltsamen Signale beteiligt.

„Wir wurden in diesen sehr geheimen Raum unter dem Marinestützpunkt Bergen in Stockholm gebracht“, erklärte er 2012 in einem „TEDx“-Vortrag. „Wir saßen dort mit all diesen Offizieren und sie spielten uns diese Geräusche vor. Zum ersten Mal durften Zivilisten diese Geräusche hören.“


Er hatte erwartet, dass es wie ein Echolot klingt würde, ein in der Schifffahrt verwendetes Gerät zur elektroakustischen Messung von Wassertiefen, das man in Filmen hört, wenn ein U-Boot entdeckt wird. Oder vielleicht das Geräusch eines Propellers.

„Es war überhaupt nichts dergleichen“, sagte Wahlberg. „Es klang, als würde jemand Speck braten. Wie kleine Luftblasen, die sich unter Wasser lösen.“

Ein Hering vom Fischmarkt bringt die Lösung

Er und ein Kollege überlegten, was Blasen in solch einem Ausmaß erzeugen könnte, dass das schwedische Militär von einem Atom-U-Boot ausgeht und kamen zu der Idee, dass es Fische sein könnten.Tatsächlich stellte sich heraus, „dass der Hering eine Schwimmblase hat und diese Schwimmblase ist mit dem Analkanal des Fisches verbunden“, löst Wahlberg das Rätsel.

„Es ist eine sehr einzigartige anatomische Verbindung, die nur im Hering zu finden ist. Ein Hering kann also seine Schwimmblase zusammenpressen und auf diese Weise eine kleine Anzahl von Blasen durch den Anus herausdrücken.“

Heringe schwimmen in riesigen Schwärmen, die mehrere Quadratkilometer und bis zu 20 Meter tief sein können. Wenn ihnen etwas in ihrer Nähe Angst macht – beispielsweise eine hungrige Makrelenschule oder aber auch ein U-Boot, das nach russischen Spionen Ausschau hält – können sie viele Fürze erzeugen.Um seine Theorie zu testen, kaufte Wahlberg einen Hering in einem Geschäft und drückte auf dem toten Fisch herum, und tatsächlich kam ein ähnliches Geräusch. Er brachte das aufgenommen Material zu den Marineoffizieren und spielte es ihnen vor. Es passte perfekt zu dem Geräusch, das sie gehört hatten.

Die gute Nachricht war also, dass Schweden nicht von Russland bedroht war. Die schlechte Nachricht war, dass es zehn Jahre damit verbracht hatte, sein Militär für die Verfolgung von blähenden Fischen einzusetzen. Seit geklärt wurde, was Fischflatulenz war und was nicht, gab es keine Berichte mehr über feindliche Eindringlinge in schwedischen Gewässern. Wahlberg kommentiert:

„Das zeigt, dass man mit ein wenig Druck auf einen Hering die Außenpolitik eines Landes verändern kann.“

Zurück in die Gegenwart: Russischer Angriff nicht ausgeschlossen

Zurück in die Gegenwart: Der sozialdemokratische Verteidigungsminister von Schweden Peter Hultqvist ist der Meinung, dass die kräftige Abrüstung seines Landes nach dem Ende des Kalten Krieges zwischen 2000 und 2015 ein Fehler gewesen sei, den man nicht wiederholen dürfe.

„Seit den 50er Jahren haben wir nicht so stark auf die Armee gesetzt wie jetzt“, meinte Hultqvist zu der anstehenden Wiederaufrüstung, für die er mit einer breiten Mehrheit im Stockholmer Reichstag rechnen kann. Von 60 auf 89 Milliarden Kronen (5,7 auf 8,6 Mrd. Euro) sollen: Mehr U-Boote, mehr Kampfflugzeuge, Verdoppelung der Anzahl Wehrpflichtiger von 4000 auf 8000, Gesamtanstieg des Personals bei den Streitkräften von 60 000 auf 90 000 Personen (bis 2030) und nicht zuletzt mehr militärische Präsenz auf der Schweden vorgelagerten Ostsee-Insel Gotland.

Dass tatsächlich russische Einheiten als Teil eines bewaffneten Angriffs auf Gotland landen könnten, wird in Stockholmer Regierungskreisen eingestuft unter „nicht auszuschließen“. Nicht unbedingt in einem bilateralen Konflikt, sondern eher als Teil „regionaler Auseinandersetzungen“. Im Klartext heißt das, wenn Moskau und Nato-Staaten militärisch gegeneinander losziehen würden. „Nicht auszuschließen“ ist Stufe Vier auf einer sechsstufigen Skala. Stufe Eins ist eine „gesicherte feindliche Aktivität“, so wurden die furzenden Heringe eingestuft.

Der Biologe Wahlberg mahnt zur Vorsicht beim Hören auf Politiker, denn: „die sind ziemlich versessen darauf, andere Staaten zu bombardieren, doch dies basiert manchmal auf sehr dubiosen Beweisen.“ "

Quelle: Sputnik (Deutschland)

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