334.000 Bürgergeld-Haushalte bekommen Miete nicht voll erstatten
Die Jobcenter in Deutschland haben im vergangenen Jahr durchschnittlich 334.000 Haushalten im Bürgergeld nicht die vollen Kosten für die Warmmiete erstattet. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linkenfraktion im Bundestag hervor, über die der "Spiegel" berichtet.
Für 12,6 Prozent aller Haushalte in dem Grundsicherungssystem wurde
demnach nur ein Teil der Warmmiete bezahlt. Im Schnitt mussten die
betroffenen Haushalte 116 Euro aus dem Regelsatz für die Wohnkosten
abzweigen.
In der Grundsicherung werden laut Gesetz "angemessene"
Kosten der Unterkunft erstattet, konkret sind das die Kaltmiete, die
Nebenkosten sowie die Heiz- und Warmwasserkosten. Jede der mehr als 400
Kommunen legt dafür selbst Höchstgrenzen fest. Liegen die Wohnkosten
darüber, hat das Jobcenter das Recht, lediglich in Höhe der Grenze zu
erstatten. Die Betroffenen müssen die Differenz aus dem Regelbedarf
bezahlen. Die Rede ist dann von einer Wohnkostenlücke.
Für
Alleinstehende liegt dieser Regelbedarf derzeit bei 563 Euro im Monat.
Bei ihnen beträgt die Quote der betroffenen Haushalte 11,9 Prozent, die
Lücke im Schnitt 96,99 Euro. Bei Alleinerziehenden waren es 13,6
Prozent, die im Schnitt 130,95 Euro selbst für die Wohnkosten bezahlen
mussten. Bei Haushalten, in denen zumindest ein Kind unter sechs Jahren
lebte, lag die Quote bei 12,2 Prozent und die durchschnittliche
Wohnkostenlücke bei 146,41 Euro.
Bundeskanzler Friedrich Merz
(CDU) hatte im ARD-Sommerinterview eine Deckelung der Wohnkosten im
Bürgergeld ins Spiel gebracht. Dazu sagte der Duisburger Jobcenter-Chef
Frank Böttcher dem "Spiegel": "Diesen Deckel gibt es aus meiner Sicht
schon." Sein Jobcenter fordere konsequent auf, günstigeren Wohnraum zu
suchen. Es übernehme maximal 8,50 Euro pro Quadratmeter, "auch die
Wohnungsgröße ist begrenzt, dadurch dürfen es bei Singles nicht mehr als
425 Euro im Monat sein". Alles darüber müsse aus dem Regelbedarf
bezahlt werden.
Die Linkenabgeordnete Cansin Köktürk hält die
Situation für einen "Skandal für ein Land, das sich selbst sozial
nennt". Die Lücke müsse aktuell gefüllt werden "mit dem Geld, das
eigentlich für das tägliche Leben gedacht ist - für Kleidung, für Essen
oder für den Zoobesuch mit den Kindern". Ihre Fraktionskollegin Sahra
Mirow kritisierte, dass es zu wenig günstigen Wohnraum gebe, sodass
Betroffene oft gar nicht zu niedrigeren Kosten wohnen könnten. "Solange
das Defizit an Sozialwohnungen besteht, muss die Bundesregierung dafür
sorgen, dass im Bürgergeld die realen Wohn- und Energiekosten übernommen
werden", sagte Mirow.
Quelle: dts Nachrichtenagentur