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Brisantes Thesenpapier: Umgang der Krankenhäuser mit Intensivbetten und staatlichen Fördermitteln

Archivmeldung vom 17.05.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.05.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Anja Schmitt
Krankenzimmer in einer Intensivstation (2007)
Krankenzimmer in einer Intensivstation (2007)

Foto: Norbert Kaiser
Lizenz: CC BY-SA 2.5
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der Gesundheitsökonom Matthias Schrappe kritisiert Unstimmigkeiten beim Umgang der deutschen Krankenhäuser mit staatlichen Fördermitteln. Der Internist behauptet in einem Thesenpapier, dass er zusammen mit anderen Medizinern verfasst hat, dass vor allem bei den Intensivbetten gemauschelt wurde. Dies berichtet das russische online Magazin „SNA News".

Weiter ist auf deren deutschen Webseite dazu folgendes zu lesen: "„Die Bundesregierung nahm immerhin eine halbe Milliarde Euro in die Hand, um den Aufbau zusätzlicher Intensivbettenkapazitäten zu finanzieren. Nach unseren Recherchen scheinen diese Betten aber nicht existent zu sein."

Das sagt Schrappe der „Welt" in einem Interview. „Sie sind offensichtlich niemals geschaffen worden oder wurden beantragt, obwohl es keine Pflegekräfte dafür gab", ergänzte Schrappe.

Als Berater unerwünscht

Der Mediziner ist in der Coronapandemie schon oft durch Meinungen aufgefallen, die zum Beispiel das Festhalten an Inzidenzwerten als Maßstab für Einschränkungen des öffentlichen Lebens kritisieren. Früher war Schrappe vielgefragter Berater der Bundesregierung in Gesundheitsfragen. In der Coronakrise wurde auf seine Ratschläge jedoch verzichtet. Der Experte äußert sich trotzdem in fundierten Thesenpapieren, die er zusammen mit anderen Medizinern verfasst und veröffentlicht. In seinem neuesten Aufsatz, den er zusammen mit neun weiteren Wissenschaftlern veröffentlicht hat, analysiert Schrappe die Lage der deutschen Intensivstationen.

Nirgends so viele Intensivbetten

In ihrem Papier stellen die Wissenschaftler fest, dass Deutschland, gemessen an der Bevölkerungszahl im Vergleich zum europäischen Ausland, über die höchste Zahl an Intensivbetten verfüge. Allerdings würden hierzulande Patienten auch so häufig wie sonst nirgendwo wegen ambulant behandelbarer Erkrankungen im Krankenhaus aufgenommen, was zu einer höheren Bettenbelegung führr. So eine Tendenz scheint es auch bei Covid-Patienten gegeben zu haben, sagen Schrappe & Co.:

„In keinem Land werden im Vergleich zur Melderate so viel Infizierte intensivmedizinisch behandelt, und in keinem Land werden so viel hospitalisierte Infizierte auf Intensivstation behandelt. Diese Situation nimmt im Zeitverlauf sogar zu und bedarf dringend einer genaueren Untersuchung (drohende Überversorgung).“

Intensivstationen: Fette Prämien statt Überlastung?

Während der Coronapandemie kam es jedoch zu keinem Zeitpunkt zu einem Engpass an Intensivbetten, behaupten die Mediziner in ihrem Thesenpapier fest:

„Im Jahr 2020 wurden zur Behandlung von CoViD-19- Patienten durchschnittlich zwei der stationären und vier Prozent der intensivmedizinischen Kapazitäten – bei deutlichen Differenzen in zeitlicher und räumlicher Hinsicht – genutzt.“

Allerdings wurden 2020 vom Staat als Ausgleichszahlungen an die Krankenhäuser 10,2 Mrd. € und als Prämien für knapp 11.000 zusätzliche Intensiv-Betten 530 Mio. € ausgezahlt. Genau diese Prämien und Ausgleichszahlungen an die Krankenhäuser für Intensivbetten könnten eine Rolle gespielt haben bei deren Anschaffung und Belegung, vermuten die Wissenschaftler in ihrem Papier:

„Die Zahl der Intensivbetten nimmt seit Sommer letzten Jahres ab, obwohl angesichts der „Triage“-Diskussion Anstrengungen zur Ausweitung der Intensivbettenkapazität zu erwarten gewesen wären. Diese Abnahme entspricht genau der Abnahme an freien Betten, so dass der Abfall der freien Betten eher als Folge einer Abnahme der Gesamtkapazität denn als eine Folge einer vermehrten Inanspruchnahme durch Covid-19-Patienten zu interpretieren ist. Es hat eine rückwirkende „Korrektur“ der Intensivkapazitäten stattgefunden, die nicht mit der veränderten Zählweise zusammenhängt. Die Zahl der belegten Intensivbetten hat sich nicht verändert. Fragen zur Finanzierung, zur Bedeutung des Krankenhausplans und zu Freihalteprämien sowie deren Anreizwirkung bleiben offen.“

Zahlen von politischer Tragweite

Schrappe präzisiert gegenüber der „Welt“: „Es sind nicht nur 10.000 Intensivbetten seit Sommer verschwunden, sondern man hat offensichtlich retrospektiv die Zahlen vom letzten Sommer korrigiert." Seine Forschergruppe habe die Zahlen seit dem Sommer 2020 regelmäßig dokumentiert. „Wenn wir diese Daten mit den heutigen Zahlen im Divi-Archiv vergleichen, sind da plötzlich nicht mehr in der Spitze knapp 34.000 Betten gemeldet, sondern nur noch rund 30.000." Man habe „rückwirkend systematisch" eingegriffen:

„Das ist anrüchig, weil diese Zahlen politische Konsequenzen hatten. Die Betten stehen in Krankenhausbedarfsplänen, und diese Betten werden finanziert."

Direkt auf die Intensivstation?

Der Mediziner vermutet, dass es in den Krankenhäusern offensichtlich die Tendenz gab, Patienten während der Pandemie „ohne Not auf die Intensivstation zu verlegen". Er behauptet weiter: „Es gibt sogar einzelne Tage, an denen offiziell mehr Patienten auf Intensivstation lagen, als überhaupt hospitalisiert waren. Mit dem Satz ‚Wir laufen voll` lässt sich das nicht in Einklang bringen."

Für den Mediziner ergeben sich aus den Befunden seiner Forschungsgruppe schwerwiegende Fragen: „Erkranken Bundesbürger schwerer als die übrigen Menschen in Europa? Oder könnte es sein, dass manche Krankenhäuser sich in Erlösmaximierung versuchen? Oder ist es für manche Krankenhäuser einfacher, Corona-Patienten sofort auf die Intensivstation zu bringen, obwohl sie noch nicht intensivmedizinisch betreut werden müssen? Die Zahlen sind auffällig, und sie werfen Fragen auf.", so Schrappe gegenüber der „Welt“.

Der Mediziner findet, die Corona-Pandemie solle „ein Lehrstück für das Gesundheitswesen sein, auch in finanzieller Hinsicht". Im Rückblick „tun sich Fragezeichen auf, ob da redlich gespielt wurde".

Twitter-Gewitter

Auf Twitter ist erwartungsgemäß ein Streit entbrannt um die Deutung der Daten des DIVI-Intensivregister, das die freien und belegten Behandlungskapazitäten in der Intensivmedizin von etwa 1300 Akut-Krankenhäusern in Deutschland erfasst. Der Leiter des DIVI-Intensivregisters Christian Karagiannidis, hatte immer wieder vor der Überlastung der Intensivstationen in der Coronakrise gewarnt.

Unter dem Hashtag #DiviGate fühlen sich viele Zweifler an den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie bestätigt. So schreibt der Wirtschaftsprofessor Stefan Homburg:

"Liebe Twitterer, gemeinsam haben wir es geschafft, dass #DiviGate auf dem politischen Medium Twitter mit über 6.000 trendet! Daher keimt in mir die zarte Hoffnung, dass auch @DasErste oder @zdf über diesen Skandal berichten werden? Schließlich trended #Rundfunkbeitrag parallel!"

Der Politiker Christopher Lauer (ehemals Piratenpartei und SPD, aktuell Kandidat der Grünen in Berlin) meint dagegen:

"Unter #DiviGate finden sich grade die Verfechter der Wahnvorstellung zusammen, Deutschland hätte nie eine Überlastung des Gesundheitssystems gedroht." "


Quelle: SNA News (Deutschland)




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