Experten kritisieren geplante Reform des Heizungsgesetzes
Experten haben die Ankündigung von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) für eine Reform des als "Heizungsgesetz" bekannten Gebäudeenergiegesetzes (GEG) zurückhaltend aufgenommen. "Warum man die Austauschpflicht für Heizungen von vor 1991 abschaffen will, kann ich nicht nachvollziehen", sagte Florian Munder, Experte für Wärme beim Verbraucherzentrale Bundesverband, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Dabei gehe es um sehr alte, sehr ineffiziente Heizungen ohne
Brennwertkessel oder Niedertemperaturtechnik. "Das betrifft keine
besonders große Zahl von Leuten. Es wirkt auf mich ein bisschen wie eine
Nebelkerze, weil man angekündigt hat, in diesem Bereich alles anders zu
machen als die Ampel", sagte Munder.
Claudia Kemfert,
Energieexpertin des DIW Berlin, wies darauf hin, dass die Regelung, die
Reiche abschaffen will, 2020 von einer CDU-geführten Regierung
eingeführt worden waren. "Daher wirken solche Aussagen sehr
rückwärtsgewandt", sagte Kemfert.
Reiche hatte eine Reform des
Gebäudeenergiegesetzes noch in diesem Jahr angekündigt. Unter anderem
will sie ein Betriebsverbot abschaffen, das - mit zahlreichen Ausnahmen -
für Kessel gilt, die vor 1991 in Betrieb genommen wurden. Die
CDU-Politikerin hat zudem angekündigt, künftig die CO2-Reduktion zur
entscheidenden Zielgröße im Wärmebereich zu machen.
VZBV-Fachmann
Munder bezweifelt den Effekt eines solchen Schritts. "Wenn man es mit
dem Klimaschutz ernst meint, dann führt eine Regelung, die auf
CO2-Einsparung statt auf Energieeffizienz und Erneuerbaren-Quote setzt,
nicht zu anderen Ergebnissen als das aktuelle Gesetz", sagte er. "Das
wäre nur eine andere Berechnungsgrundlage. Die Einführung würde aber zu
neuer Unsicherheit und Verzögerung führen."
Auch DIW-Expertin
Kemfert fürchtet, dass die Äußerungen der Ministerin zu Verunsicherung
bei Eigentümern führen. "Dies führt zu einer unnötigen Verzögerung der
dringend notwendigen Modernisierungen und energetischen Sanierungen von
Gebäuden", sagte sie. "So lassen sich die Klimaziele nicht erreichen."
Kemfert warnte vor einer "Rolle rückwärts bei Energiewende und
Klimaschutz". Die Aussagen der Ministerin würden überraschen, verwirren
und Fehlanreize setzen.
Im Gebäudesektor werden nach den
Berechnungen des Umweltbundesamts die Emissionsvorgaben des
Klimaschutzgesetzes bis 2030 überschritten, auch die Klimaziele für 2035
und 2040 sind außer Reichweite. Das Bundesverfassungsgericht verlangte
in seinem Klimaurteil 2021, dass in allen Lebensbereichen der Übergang
zu Klimaneutralität rechtzeitig eingeleitet werden muss, um das
Emissionsbudget Deutschlands einzuhalten. Nach Berechnungen des
Sachverständigenrats für Umweltfragen reicht das Budget nur noch bis
2033, wenn keine schärferen Maßnahmen ergriffen werden.
Quelle: dts Nachrichtenagentur